Olaf Scholz äußert sich zu deutschen Langstreckenraketen für die Ukraine

Olaf Scholz äußert sich zu deutschen Langstreckenraketen für die Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine unabhängig von den Entscheidungen der Bündnispartner künftig ausgeschlossen. Bei einem Bürgerdialog im brandenburgischen Prenzlau bekräftigte er seine Ablehnung der Lieferung von Marschflugkörpern des Typs Taurus, die eine Reichweite von der Ukraine bis nach Moskau (rund 500 Kilometer) haben, mit der Begründung, dies berge „ein großes Eskalationsrisiko“.

„Ich habe Nein gesagt. Und das gilt natürlich auch für andere Waffen, wenn wir sie geliefert hätten, die auf diese große Distanz schießen könnten“, sagte Scholz. „Das wird auch so bleiben. (…) Auch wenn andere Länder anders entscheiden.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert von den Verbündeten immer wieder Präzisionswaffen mit großer Reichweite, um russische Logistik- und Luftwaffenflugplätze weit hinter der Frontlinie, sogar auf russischem Territorium, angreifen zu können. Die von Deutschland gelieferte Waffe mit der größten Reichweite ist der Raketenwerfer Mars II, der Ziele in 84 Kilometer Entfernung treffen kann.

Für ein begrenztes Gebiet um Charkiw hat die deutsche Regierung den Einsatz dieser Waffe oder der Panzerhaubitze 2000 mit einer Reichweite von 56 Kilometern gegen Ziele auf russischem Boden genehmigt.

Wladimir Putin warnt vor Einsatz westlicher Präzisionswaffen

Die Nato-Partner USA, Großbritannien und Frankreich haben Marschflugkörper mit Reichweiten von bis zu 300 Kilometern geliefert. Derzeit läuft eine Diskussion darüber, ob der Einsatz dieser Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium grundsätzlich erlaubt werden soll. US-Präsident Joe Biden und der britische Premier Keir Starmer trafen dazu bei einem Treffen in Washington am Freitag allerdings keine Entscheidung.

Nach dem Gespräch stellte Starmer klar, dass er und Biden das Thema übernächste Woche bei der UN-Generalversammlung in New York „mit einem größeren Kreis von Menschen“ besprechen würden. Vor dem Treffen in Washington war erwartet worden, dass Starmer Bidens Unterstützung dafür suchen würde, britische Storm-Shadow-Raketen für die Ukraine tiefer auf russischem Territorium zu stationieren.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erklärt, er betrachte den Einsatz westlicher Langstrecken-Präzisionswaffen gegen Ziele tief im Inneren Russlands als Kriegsbeteiligung der Nato. „Das bedeutet, dass Nato-Staaten, die USA und europäische Länder an der Seite Russlands kämpfen werden.“ Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja verwies im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sogar auf die russischen Atomwaffen.

Verhandlungen über Rosneft-Anteile an PCK

Zur Zukunft der brandenburgischen PCK-Raffinerie sagte Scholz, man könne sich darauf verlassen, dass die Bundesregierung Schwedt nicht allein lasse. Er rechne damit, dass die Verkaufsverhandlungen für die deutschen Tochtergesellschaften des russischen Staatskonzerns Rosneft, denen die PCK-Mehrheit gehört, bis Jahresende abgeschlossen sein würden.

Die Verhandlungen liefen, deshalb habe die Bundesregierung die Treuhandverwaltung noch einmal verlängert, sagte Scholz. Man wisse, wer mit Rosneft spreche. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass bis zum Jahresende alles klar ist, so dass wir die Zeit danach nutzen können, um die Sache unter Dach und Fach zu bringen.“

Der Bundeskanzler verwies zudem auf seine bevorstehende Reise nach Usbekistan und Kasachstan. Dort werde auch das Thema der zentralasiatischen Ölraffinerie zur Sprache kommen. Details nannte Scholz nicht.

Die Raffinerie in der Uckermark versorgt den Nordosten Deutschlands mit Benzin, Diesel, Heizöl und anderen Produkten. Bisher verarbeitete sie ausschließlich russisches Öl aus der Druschba-Pipeline. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte die Bundesregierung beschlossen, ab Anfang 2023 kein russisches Pipeline-Öl mehr zu verwenden. Seitdem ist die Raffinerie auf andere Bezugsquellen umgestiegen und bezieht teilweise auch Rohöl aus Kasachstan.

Begleitet wurde der Auftritt der Kanzlerin in Prenzlau von Protesten von AfD-Anhängern. Eine Woche vor der Landtagswahl in Brandenburg begrüßten mehrere Hundert Menschen die Kanzlerin nahe der Marienkirche mit Sprechchören wie: „Scholz muss weg“. Dazu hatte die AfD aufgerufen.

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