
Altenpfleger, Bauarbeiter, Busfahrer – ohne Menschen mit Migrationshintergrund würde in Deutschland nicht viel funktionieren. Viele von ihnen arbeiten insbesondere in Branchen mit Fachkräftemangel und in Berufen, die zum öffentlichen Dienst gehören.
Ohne Menschen mit Migrationshintergrund würde in Deutschland in vielen Berufen kaum etwas funktionieren. Einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes zufolge sind sie in vielen Mangelberufen besonders stark vertreten – also dort, wo ein Fachkräftemangel besteht oder zumindest droht.
Im vergangenen Jahr hatten beispielsweise 60 Prozent der Schweiß- und Fügetechniker einen Migrationshintergrund. Ebenso jeweils 54 Prozent der Köche und derjenigen, die in der Lebensmittelproduktion tätig sind. Auch im Gerüstbau (48 Prozent), bei Bus- und Straßenbahnfahrern (47 Prozent), in der Fleischverarbeitung (46 Prozent) und bei Servicekräften in der Gastronomie (45 Prozent) war ihr Anteil überdurchschnittlich hoch.
Nur wenige arbeiten bei der Polizei und im Rettungsdienst
„Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte halten unsere Wirtschaft und damit unser Land am Laufen“, sagt Magdalena Polloczek vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Sie arbeiten häufig in Berufen, die zur grundsätzlich notwendigen Daseinsvorsorge gehören und daher eine große gesellschaftliche Relevanz haben.“
Allerdings gibt es auch Mangelberufe mit einem geringeren Anteil an Arbeitsmigranten, etwa im Rettungsdienst (8 Prozent), in der Justizverwaltung (9 Prozent) und in der Landwirtschaft (15 Prozent).
Auch außerhalb der Mangelberufe – also dort, wo kein Fachkräftemangel droht – gibt es Branchen, in denen nur wenige Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten; beispielsweise bei der Polizei (7 Prozent), in der öffentlichen Verwaltung (9 Prozent), an Schulen (9 bis 12 Prozent) oder beim Finanzamt (10 Prozent). Auch im öffentlichen Sektor und bei den Versicherern sind sie unterrepräsentiert (jeweils 9 Prozent).
„Es gibt viel Nachholbedarf Bildungszugang“
„Es besteht noch großer Nachholbedarf, um den Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt für diese Personengruppen zu verbessern“, sagte Experte Polloczek. Dies ist wichtig, um Berufswünsche unabhängig von der Herkunft umsetzen zu können. Darüber hinaus kommt den Positionen im öffentlichen Dienst oder im Bildungs- und Lehrbereich eine wichtige Multiplikations- und Repräsentationsfunktion zu.
Besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten außerhalb der Mangelberufe in der Gebäudereinigung (50 Prozent) sowie in den beiden großen Bereichen Altenpflege und Automobilbau (jeweils 32 Prozent).
Insgesamt hat gut ein Viertel (26 Prozent) der Beschäftigten in der Wirtschaft eine Einwanderungsgeschichte – das bedeutet laut Definition des Statistischen Bundesamtes, dass die Person oder mindestens ein Elternteil seit 1950 nach Deutschland zugewandert ist. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist mit 25,6 Prozent fast genauso hoch.