Das ist in einer bayerischen Kleinstadt eine Seltenheit: Im August ziehen rund 200 Mitarbeiter der gleichnamigen Brauerei durch Oettingen. Schlagen. Sie fordern: mehr Löhne. Aber auch: ein neuer Geschäftsführer. Es gibt immer laute „Blaschak raus!“-Rufe.
Blaschaks Abgang war geplant
Haben die Mitarbeiter nun ihr Ziel erreicht? Die Oettinger Brauerei im Donau-Ries-Kreis ist auf der Suche nach einer neuen Führung: Der derzeitige Vorstandsvorsitzende Stefan Blaschak wird seinen im Sommer 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das bestätigte das Unternehmen gegenüber dem BR auf Anfrage. Das hat aber nichts mit den Protesten im August zu tun. Denn bei seinem Amtsantritt im Jahr 2023 wurde vereinbart, dass nach drei Jahren Schluss sei. Dass Blaschaks Abgang nun öffentlich geworden ist, hängt nach Angaben des Unternehmens mit einem Informationsleck in Headhunter-Kreisen zusammen.
Mit Proteinwasser neue Zielgruppen erreichen
Blaschak kam zu Oettinger, um mit neuen Getränken neue Märkte für das Unternehmen zu erschließen, da der Bierkonsum weltweit zurückgeht. Auch Oettinger produziert in letzter Zeit immer weniger Bier – ist aber nach eigenen Angaben immer noch die 31. größte Brauerei der Welt. Oettinger stellt neuerdings auch mit Proteinen versetztes Wasser oder Soda mit extra Ballaststoffen her. Ziel ist es, eine junge, gesundheitsbewusste Zielgruppe zu erreichen.
Kritik am neuen Kurs aus der Belegschaft
Allerdings kommt die Neuausrichtung von Oettinger Drinks vielen in der Belegschaft nicht entgegen. Als Betriebsratsvorsitzender vertritt Oliver Bosch die Interessen der Belegschaft bei Oettinger. Er sagte dem BR, dass viele sich freuen würden, wenn Blaschak gehen würde. Oettinger braucht eine andere Strategie. Eines, das zum Unternehmen passe, sagt Bosch.
Das Management sollte ausgebaut werden
An Oettingers Neuausrichtung werde sich aber auch nach Blaschaks Abgang nichts ändern, sagt Oettinger. Das Bierbrauen bleibt das Kerngeschäft – neben den Wachstumsfeldern alkoholfreie Getränke, Produktinnovationen und Export. Was sich jedoch ändert: Künftig wird niemand Oettinger allein leiten. Stattdessen wird das Führungsteam erweitert. Eine Sprecherin sagte, man suche Unterstützung in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Logistik.
Ende des Tarifstreits in Sicht
Streiks wie im Sommer könnten bei Oettinger bald vom Tisch sein. Im Tarifstreit gibt es derzeit ein Schlichtungsverfahren. Oettinger wollte unter anderem die Arbeitszeit verlängern und zusätzliche freie Tage für ältere Arbeitnehmer abschaffen. Jetzt sagt Geschäftsführer Blaschak: „Wir sind bereit, den Entwurf einer Schlichtungsvereinbarung zu unterzeichnen (…).“ Zu den Details will sich das Unternehmen noch nicht äußern. Zuletzt erklärte die Gewerkschaft Food Enjoyment Restaurants (NGG), dass verlängerte Wochenarbeitszeiten vom Tisch seien, die Lohnerhöhung aber geringer ausfallen werde als gefordert.
