Neues Verfahren gegen ehemaligen FPÖ-Chef
Österreichs ehemaliger Vizekanzler angeklagt
29. Oktober 2025 – 19:25 UhrLesezeit: 2 Minuten
Österreichs ehemaliger Vize-Ministerpräsident Strache muss erneut vor Gericht. Er soll illegal Geld von der FPÖ abgezweigt haben.
Österreichs ehemaliger Vizekanzler und Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache ist wegen des Verdachts der Untreue angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 56-Jährige während seiner Zeit als Parteichef versucht hat, eine Prämie von 300.000 Euro für eine Lebensversicherung zu erwirken.
Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, hatte die FPÖ Wien Anspruch auf Leistungen im Todesfall. Die Anklage sei noch nicht rechtskräftig, hieß es. Strache und ein weiterer Angeklagter könnten noch vor Gericht Einspruch einlegen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schloss der Wiener Landesverband der FPÖ im Jahr 2007 eine zehnjährige Lebensversicherung zum Schutz der Familie des Parteichefs ab. Nach Angaben der Anklage wollte Strache mit seinen Versuchen, an die Prämie zu kommen, das Vermögen der Partei schädigen. Die Straftat wird mit einer Freiheitsstrafe von einem bis zehn Jahren bestraft. Sobald die Anklage rechtskräftig wird, wird das Landesgericht Wien einen Termin für die Hauptverhandlung festlegen.
Strache war rund 14 Jahre lang Parteivorsitzender der FPÖ. Unter seiner Führung erzielten die Rechtspopulisten einige spektakuläre Erfolge. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Koalition mit der ÖVP unter dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz im Jahr 2017. Strache wurde Vizekanzler und Sportminister. Im Mai 2019 trat er unter dem Einfluss der Ibiza-Affäre zurück. In einem heimlich auf der spanischen Ferieninsel aufgenommenen Video zeigte sich Strache im Kreise von Vertrauten und einem angeblichen Oligarchen korruptionsgefährdet.
Für viele Beobachter in der EU gilt Österreich als sogenannter Failed State – ein Staat, der scheitert. So dienten kleine Zeitungen der Regierung während der ÖVP-FPÖ-Regierungen. Unabhängige Rechercheplattformen wie Bellingcat verließen Wien, nachdem österreichische Behörden während der FPÖ-Ära Ermittlungen zum Abschuss des Verkehrsflugzeugs MH-17 behindert hatten. Das Flugzeug wurde 2014 von prorussischen Freischärlern über der Ostukraine abgeschossen.
Der neue Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) versucht nun, die Lage durch Konsens in seiner Koalition mit SPÖ und Neos zu beruhigen. „Mir geht es darum, dass wir diese Geschichte so erzählen, dass Optimismus und Zuversicht entstehen können. Österreicher sehen das Glas oft als völlig leer an“, sagte Stocker.
