Wieder einmal gelang es der Ukraine, der russischen Wirtschaft während des Krieges einen schweren Schlag zu versetzen. Auf der Krim brennt ein Öldepot. Putin gerät unter Druck.
Kiew/Moskau – Ukrainische Drohnenangriffe auf strategische Infrastruktur auf der besetzten Krim zeigen zunehmend Wirkung und treffen Russlands Wirtschaft: Das ATAN-Öldepot in Hvardiiske brennt nach dem Angriff vom 16. Oktober erneut mit erhöhter Intensität und verschärft die ohnehin kritische Treibstoffversorgung auf der Halbinsel.
Die systematischen Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur sind Teil einer größeren Strategie im Ukraine-Krieg, der nicht nur militärische Ziele trifft, sondern auch das zivile Leben der Bevölkerung massiv beeinträchtigt. Ziel ist es, Druck auf Wladimir Putin auszuüben und ihn an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die Taktik wird unter anderem von den USA gefördert und mit Geheimdienstinformationen unterstützt. Während Kiew seine Strategie fortsetzt, russische Versorgungsleitungen abzuschneiden, kämpfen die von Moskau ernannten Behörden mit Rationierungsmaßnahmen und leeren Tankstellen gegen eine sich verschärfende Energiekrise.
Angriffe auf Russlands Wirtschaft: Krim-Depot brennt – schwerwiegende Folgen
Der Ukraine-Konflikt hat sich längst zu einem Energiekrieg entwickelt: Russland greift mit seinen Drohnen immer wieder die Energiesysteme der Ukraine an, um die Strom- und Wärmeversorgung zu unterbrechen. Mit Blick auf den Beginn der kalten Jahreszeit verfolgt Putin diese Strategie, um die ukrainische Moral zu zermürben. Kiew hingegen greift seit Monaten erfolgreich russische Wirtschaftsziele an. Jetzt wurde ein weiterer Angriff auf das ATAN-Öldepot auf der Krim gemeldet. Nach dem ursprünglichen Angriff in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober loderten die Flammen am Montag deutlich stärker auf, wie der Telegram-Kanal „Krymskyi Vyter“ (Krimwind) berichtete.
„Gestern Mittag gab es nur leichten Rauch und der brennende Tank wurde von drei Löschfahrzeugen mit Wasser besprüht. Heute Morgen ist das Feuer viel intensiver und eine große Rauchsäule ist sichtbar“, heißt es in dem Bericht. In der Nacht zuvor waren in Hvardiiske Drohnengeräusche zu hören gewesen, die russische Luftabwehr hatte geschossen und fünf bis sechs Explosionen registriert.
Die Auswirkungen des Angriffs auf die Treibstoffversorgung der Halbinsel sind gravierend. Aktivisten berichteten, dass Dieselkraftstoff aus Tankstellen auf der Krim verschwunden sei. „Es gibt kein Benzin, und jetzt ist auch der Dieselkraftstoff verschwunden. Dies geschah nach dem erfolgreichen Angriff auf das Öldepot in Hvardiiske und die Treibstoffdepots – offenbar handelte es sich hierbei um die Dieselreserven“, berichtet er Ukrainische Prawda.
Strategie gegen Putin: Russlands Wirtschaft im Visier – EU unterstützt Trump-Plan
Die Angriffe auf Russlands Wirtschaft sind derzeit nur eine Möglichkeit, den Druck auf Putin im Ukraine-Krieg zu erhöhen. Auch die EU treibt ein neues Sanktionspaket voran. Gleichzeitig haben sich mehrere EU-Staats- und Regierungschefs sowie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dafür ausgesprochen, die aktuelle Frontlinie im Ukraine-Krieg als „Ausgangspunkt“ für Verhandlungen mit Russland zu betrachten.
Sie unterstützten „nachdrücklich“ die Position von US-Präsident Donald Trump, „dass die Kämpfe sofort beendet werden sollten und die aktuelle Kontaktlinie der Ausgangspunkt für Verhandlungen sein sollte“, hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung, die auch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) unterzeichnet wurde.
Russlands Wirtschaft im Blick: Angriffe auf die Krim
Unterdessen haben die Auswirkungen der Anschläge auf der Krim und die Rückschläge auf die russische Wirtschaft schwerwiegende Folgen: Die lokalen Behörden versuchen, die Treibstoffkrise zu bewältigen. Unterdessen senkte Gouverneur Sergej Aksjonow im Oktober die Tagesgrenze für den Benzinkauf von 30 auf 20 Liter pro Person. Mittlerweile sollte es noch einmal leicht erhöht werden. Letzte Woche zeigte sich Finanzminister Anton Siluanow zuversichtlich, dass die Versorgungsengpässe „in naher Zukunft überwunden“ werden.
Der Plan, durch Angriffe auf Russlands Wirtschaft weiteren Druck auf Putin auszuüben, scheint kurzfristig nicht aufzugehen – zumindest wenn die kremlnahen Aussagen glaubwürdig wären. Analysten sehen weiterhin logistische Engpässe, die die regionale Versorgung weiterhin belasten. Sollte die Bevölkerung jedoch weiterhin unter der begrenzten Kapazität leiden, könnte dies zum Nährboden für Unzufriedenheit werden – und Putin könnte zu weitreichenden Maßnahmen gezwungen sein. (Quellen: Ukrainska Pravda, Moscow Times, dpa) (fbu)