Wer in Deutschland mit Bus und Bahn unterwegs ist, muss im nächsten Jahr vielerorts mehr bezahlen. Zum einen wird es so sein Deutschland-Ticket Teurer: Die bundesweite Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) kostet dann 63 Euro pro Monat statt bisher 58 Euro. Andererseits erhöhen viele Verkehrsverbünde auch die Preise für Einzel-, Mehrfahrten- und Dauerkarten, wie eine Analyse der Nachrichtenagentur dpa ergab.
So steigen die Preise im größten deutschen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ab Januar um sechs Prozent. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in Nordrhein-Westfalen hat beschlossen, die Ticketpreise ab dem nächsten Jahr um durchschnittlich fast fünf Prozent zu erhöhen. Ähnlich hoch ist der Zuwachs im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (plus 5,1 Prozent).
Mancherorts kosten Tickets bereits mehr. So erhöhte der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) für den Großraum Leipzig-Halle die Preise zum 1. August um durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. In vielen anderen Regionen sind Preiserhöhungen noch nicht bekannt, gelten aber als wahrscheinlich.
Kosten für Personal, Energie und Infrastruktur treiben die Ticketpreise in die Höhe
Die Gründe dafür sind überall die gleichen: Die Verkehrsverbünde verweisen auf gestiegene Kosten für Personal, Energie und Infrastruktur. So kündigte der VBB an, nun 38 Prozent mehr für Strom sowie Kraft- und Schmierstoffe zu bezahlen.
Auch das Deutschlandticket dürfte eine Rolle spielen, allerdings wird auch dessen Preis steigen: Das bundesweite Monatsabonnement für den öffentlichen Nahverkehr ist für Fahrgäste oft günstiger als die regionalen Monatskarten. Deshalb verdienten die Transportunternehmen weniger. Bund und Länder wollen die Einnahmeausfälle ersetzen, doch seit Einführung des Deutschlandtickets streiten sie darüber, woher das Geld kommen soll und wie es verteilt werden soll.
Generell mangelt es aus Sicht des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) an einer ausreichenden Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland. Zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind die Vereine auf Bundesmittel, die sogenannten Regionalisierungsfonds, angewiesen. Nach Angaben des VDV belaufen sich diese im laufenden Jahr auf rund 11,56 Milliarden Euro.
Reduzierung statt Ausbau der ÖPNV-Angebote
Nach Angaben des Verbandes reichen diese Mittel nicht aus, um den ÖPNV komplett zu modernisieren, etwa Elektrobusflotten auszubauen und in die Infrastruktur zu investieren. Dies hat der VDV in einem Gutachten errechnen lassen. Demnach müsste der Bund bis 2040 jährlich rund 1,44 Milliarden Euro zusätzlich zahlen, damit die bestehenden Verkehrsverbundangebote langfristig aufrechterhalten werden können. Um es flächendeckend auszubauen und zu verbessern, wäre mehr als das Doppelte nötig.
Doch immer mehr Verbände kürzen ihre Bus- und Bahnfahrpläne, anstatt sie zu erweitern, weil ihnen die Ressourcen fehlen. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg kündigte kürzlich an, einige Züge in Randzeiten und an Wochenenden auf weniger stark frequentierten Strecken aus dem Fahrplan zu streichen.
