Doch dann kam die Hauptrolle in „Franz K.“ (am Donnerstag im Kino). Jetzt ist Idan Weiss (28) als Denker Kafka im Kino zu sehen. BZ traf den jungen Schauspieler zu einem Interview im Dorinth Hotel in Charlottenburg.
BZ: Wie war es für Sie, sich in Kafka und seine Psyche hineinzuversetzen?
Idan Weiss: Anspruchsvoll, weil wir sehr gegensätzlich sind. Ich bin sehr extrovertiert und fröhlich und Kafka ist sehr introvertiert und zerbrechlich. Es war auch eine Herausforderung, jemanden zu spielen, der bereits gelebt hatte. Wie hat er gesprochen? Wie hat er sich bewegt?
Idan Weiss: „Jetzt geht es weiter. Es kommen neue Angebote.“
Gibt es etwas in seiner Biografie, das Sie besonders schockiert hat?
Was mich wirklich beunruhigte, war diese Vater-Sohn-Beziehung. Der Vater war in einer Machtposition und gab weiter, was er gelernt hatte. Irgendwann muss man selbst entscheiden, ob das, was meine Eltern mir erklärt haben, das Richtige ist oder nicht, und seinen eigenen Weg finden.
Wo standen Sie Kafka besonders nahe?
Ich denke an seine Sensibilität. Er wollte verstanden und akzeptiert werden. Das war auch der Grund, warum er schrieb. Das kann ich verstehen. Ich habe alle seine Romane und Kurzgeschichten gelesen, aber seine Tagebücher berührten mich am meisten.
Idan Weiss als Kafka im Film „Franz K.“ Foto: X Verleih AG
Warum?
Sie sind voller Zweifel, sehr traurig und auch bitter. Dennoch hatte er auch einen Sinn für Humor, der mich beeindruckte. Viele sehen in Kafka diesen verrückten und deprimierten Schriftsteller, und die Regisseurin Agnieszka Holland und ich sehen noch viel mehr.
Wie sind Sie eigentlich zur Rolle des Kafka gekommen?
Die Berliner Castingleiterin Simone Bär hat mich vorgeschlagen. Ich habe eine Szene vor Agnieszka abgespielt und da hat es Klick gemacht. Es ist lustig, sechs Wochen vorher habe ich meinem Agenten geschrieben, dass ich mit der Schauspielerei aufhören möchte.
Warum ist das so?
Nach 180 Castings hatte ich keine Lust mehr. Nur Stornierungen! Irgendwann hat man es satt und denkt: Vielleicht ist es ja nicht so gemeint. Es ist spannend, dass ich etwas erst aufgeben muss, damit es zurückkommt und ich schätze es noch mehr. Jetzt lasst uns weitermachen. Es kommen neue Angebote.
Agnieszka Hollands Film „Frann K.“ mit Idan Weiss in der Hauptrolle ist erst ab dem 23. Oktober im Kino zu sehen.