Wladimir Putin hat diese Eskalation bereits ausgelöst. Auf seiner Pressekonferenz während des BRICS-Treffens in Kasan erinnerte Putin daran, dass Zehntausende Russen sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet hätten. Doch trotz teilweiser Mobilisierung und großer finanzieller Anreize scheinen sich nicht genügend Soldaten freiwillig zu melden, und Putin will aus innenpolitischen Gründen auf eine weitere Mobilisierungswelle verzichten.
Deshalb setzt Russland nun auf Soldaten aus Nordkorea. Laut Pentagon hat der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un bisher 10.000 Soldaten zur Ausbildung nach Russland geschickt. Diese sollen in der russischen Provinz Kursk eingesetzt werden, die noch teilweise von ukrainischen Truppen besetzt ist. Aber auch hier ist die Ukraine inzwischen in die Defensive geraten, auch wenn Kiew das russische Territorium nicht so heftig verteidigt wie sein eigenes.
Auch darüber hinaus können die nordkoreanischen Truppen zum Game Changer werden. Russland benötige laut Gressel dringend 30.000 Soldaten, um die eigenen hohen Verluste auszugleichen, und der Rückgriff auf nordkoreanische Soldaten sei daher „naheliegend“. In den letzten Jahrzehnten hat die Kim-Diktatur Gastarbeiter in verbündete Länder geschickt; Der Großteil ihres Lohns ging an das nordkoreanische Regime. „Nordkorea verpachtet Sklaven an Russland und China“, sagte Gressel. Auch deshalb ist es aus nordkoreanischer und russischer Sicht logisch, dass Kim nun Soldaten schickt.
Schließlich braucht Nordkorea dringend Devisen und hofft nun künftig auf moderne russische Kriegstechnologie. Putin wiederum will mehr Kanonenfutter für seinen Krieg und Artilleriemunition – beides kann Kim liefern. Putin hat Geld und braucht viele Soldaten. Kim braucht Geld und hat viele Soldaten. Von diesem Pakt der Autokraten profitieren also beide Seiten. Aber es ist auch nicht ohne Risiko.
Wenn sich Kim Jong-un wirklich auf den Krieg in Europa einlässt, werden Südkorea und die USA ins Spiel kommen – und Kiew könnte davon profitieren. Die südkoreanische Regierung kündigte an, die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine zu prüfen. Sie hatte dies zuvor ausgeschlossen, weil Putin gedroht hatte, Nordkorea zu bewaffnen, wenn dies geschehen würde. Und auch in den USA liegen die Nerven blank und US-Vertreter reagieren ungewöhnlich aggressiv.
Der US-Gesandte bei den Vereinten Nationen, Robert Wood, sagte am Mittwoch vor dem UN-Sicherheitsrat, dass Pjöngjangs Streitkräfte, wenn sie „zur Unterstützung Russlands in die Ukraine einmarschieren, mit Sicherheit in Leichensäcken zurückkehren werden“. Dies ist eine Ankündigung, die die US-Regierung in diesem Fall mit Maßnahmen untermauern müsste. Doch wie das aussehen könnte, ließen die USA bisher offen. Doch Putin wurde gedroht, falls er Kims Soldaten in der Ukraine stationieren wolle.