
Sie ist wahrscheinlich keine Heilige
Schlag gegen die Mafia: Ermittler nehmen eine Nonne fest
5. Dezember 2024 – 16:47 UhrLesezeit: 2 Minuten

Die Nonne Anna Donelli war zuvor dafür bekannt, gefangene Kriminelle zu unterstützen. Nun wurde enthüllt: Sie hat nicht nur ihnen, sondern auch der Mafia geholfen.
Die italienische Polizei hat bei einer Großaktion mehrere Verdächtige festgenommen. Unter ihnen waren nicht nur Mafiosi, sondern auch die Nonne Anna Donelli. Das berichtete die italienische Zeitung „Corriere Della Sera“.
Donelli wird vorgeworfen, als Vermittler zwischen dem Mafia-Clan „Ndrangheta“ und inhaftierten Mitgliedern der Organisation fungiert zu haben. Sie soll Mafiosi und deren Angehörigen Informationen übermittelt, Anweisungen gegeben und ihnen moralische und materielle Hilfe geleistet haben. Sie erhielt auch Informationen von den Insassen, um auf die gerichtlichen und polizeilichen Ermittlungen reagieren zu können.
Ihre Position als Geistliche war für die 57-Jährige von Vorteil: Sie hatte dadurch freien Zugang zu den Gefängniseinrichtungen, in denen sie arbeitete. Dies ermöglichte ihr einen hervorragenden Kontakt zu den Gefangenen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie erst durch ihre Tätigkeit im Gefängnis zu einer Vermittlertätigkeit überredet wurde.
Bisher genoss Donelli, der dem römisch-katholischen Orden der Barmherzigen Schwestern angehört, einen guten Ruf in der Öffentlichkeit. Sie war bekannt für ihre Arbeit mit Gefangenen. Unter anderem fungierte sie als Schiedsrichterin bei Häftlingsfußballspielen. Sie setzte sich auch für die Rehabilitation von Gefangenen innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern ein. Aufgrund der Vorwürfe wurde sie nun unter Hausarrest gestellt. Es hieß, sie habe sich in letzter Zeit stärker um die Mafiosi gekümmert und deren Streit und Konflikte im Gefängnis gelöst.
Insgesamt nahmen die Ermittler 25 Personen fest und beschlagnahmten Vermögenswerte im Wert von über 1,8 Millionen Euro. Der Schwerpunkt der Operation lag auf den Provinzen Brescia, Reggio Calabria, Mailand, Como, Lecco, Varese, Verona, Viterbo und Treviso. Die Polizei durchsuchte zahlreiche Grundstücke in diesen Gebieten.
Die Behörden sagten, die Mafia-Gruppe in Brescia sei für Erpressung, Waffen- und Drogenschmuggel sowie Geldwäsche verantwortlich. Sie sollen auch Wahlen manipuliert haben. Gleichzeitig führten die Carabinieri weitere Maßnahmen gegen acht Verdächtige durch. Außerdem werden ihnen verschiedene schwere Straftaten vorgeworfen. Das Ziel der Ermittler: die Zerschlagung der Gruppe.
Unter den Festgenommenen ist auch der ehemalige Stadtrat von Brescia, Giovanni Acri. Er ist Mitglied der Partei Fratelli d’Italia von Premierministerin Giorgia Meloni. Auch Mauro Galeazzi, ein ehemaliger Stadtrat von Castel Mella, wurde festgenommen. In der Justiz ist er kein Unbekannter: Er wurde bereits wegen Bestechung verhaftet. Er wurde jedoch später freigelassen und freigesprochen. Beide Männer stehen im Verdacht, mit der Mafia zusammenzuarbeiten.
Die Ermittlungen begannen im September 2020 und deckten Verbindungen der Gruppe zu anderen kriminellen Netzwerken auf. Den Ermittlern zufolge agierte die Organisation ähnlich wie andere Mafia-Gruppen mit starken Einschüchterungsmethoden und illegalen Transaktionen.