Niko Springer besiegt Superstar„Einstein“ beendet den historischen deutschen Darttag

Niko Springer, Martin Schindler und Lukas Wenig gewannen nacheinander den Grand Slam gegen die Nummern 6, 4 und 3 der Darts-Weltrangliste. Springer steht bereits sicher im Achtelfinale, Schindler und Wenig können noch folgen – und Geschichte schreiben.
Michael van Gerwen beschreibt ihn als authentisch, ruhig, klug – „ein bisschen wie Einstein“, sagte der dreimalige Darts-Weltmeister im April dieses Jahres im Darts-Podcast „Checkout“ über Niko Springer. „MvG“, der exzentrische Superstar aus den Niederlanden, nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine Konkurrenten werden viel häufiger kritisiert als gelobt. Umso erstaunlicher und aussagekräftiger ist die hohe Meinung, die van Gerwen von Deutschlands größtem Darttalent hat. Doch „Mighty Mike“ hat ein Gespür für Talente: Springer zeigt in seinem ersten Jahr auf der Profi-Tour beeindruckende Leistungen – und gewinnt am Sonntagabend beim Grand Slam of Darts ausgerechnet gegen Michael van Gerwen.
Damit steht Niko Springer bereits vor dem letzten Gruppenspieltag bei einem der wichtigsten Dartturniere des Jahres im Achtelfinale – und in der stärksten Vorrundengruppe des Turniers. Für Springer geht es am Dienstagabend um den Gruppensieg. Am Samstag besiegte Springer zum Auftakt einen weiteren ehemaligen Weltmeister: Der „Meenzer Bub“ setzte sich gegen Gary Anderson mit 5:3 durch. „Das ist ein besonderer Sieg für mich. Die ersten Darts, die ich je gespielt habe, waren Anderson-Darts“, berichtete Springer nach seinem ersten großen Sieg bei einem großen Turnier.
Seine nächste Gegnerin ist Beau Greaves, die sich zweimal gegen Michael van Gerwen und Gary Anderson behaupten konnte, jedoch im entscheidenden Leg (4:5) verlor und somit vorzeitig ausschied. Die beiden ehemaligen Weltmeister „MvG“ und Anderson duellieren sich im direkten Duell um den zweiten Platz im Achtelfinale.
Für Springer wird 2025 der endgültige Durchbruch sein. Der glühende Mainz 05-Fan hatte sich im vergangenen Jahr dank starker Leistungen auf der Junior-Tour die Spielberechtigung für die Profi-Tour gesichert und sorgte in seinem Debütjahr für Furore: Im September gewann Springer sensationell die ungarische Darts Trophy in Budapest. Damit qualifizierte sich der 25-Jährige für den World Grand Prix, die Europameisterschaft und den Grand Slam of Darts. Eine fantastische Leistung in seinem ersten Jahr im Profizirkus.
Martin Schindler besiegt Stephen Bunting
Das bis Sonntag dauernde Turnier in Wolverhampton ist traditionell die vorletzte Veranstaltung vor der großen Darts-Weltmeisterschaft, die traditionell im Dezember beginnt. Niko Springer ist einer von mindestens acht Deutschen bei der Weltmeisterschaft, die erstmals mit 128 statt 96 Teilnehmern ausgetragen wird.
Martin Schindler ist der einzige gesetzte Spieler, der an der Weltmeisterschaft teilnimmt. Die aktuelle Nummer 16 der Welt hat sich vor allem durch hervorragende Leistungen auf der European Tour (drei Turniersiege zwischen April 2024 und April 2025) in die höchste Weltklasse gespielt. Am Sonntagabend bewies Schindler, dass er auf den größten Bühnen der Welt die besten Spieler der Welt schlagen kann. Schindler feierte einen 5:4-Sieg gegen den Weltranglistenvierten Stephen Bunting und wahrte seine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale. „Meine Körpersprache war besser als im ersten Spiel, ich wollte meine guten Schläge bewusst zelebrieren“, begründete Schindler die Vorgehensweise nach der Auftaktniederlage am Samstag gegen Luke Woodhouse.
„Der größte Unterschied zu den Euro-Tour-Events ist das Licht auf der Bühne. Bei den großen Sky-Turnieren sind die Banden sehr schlecht beleuchtet. Heute war ich gut darauf vorbereitet“, sagte Schindler auf die Frage, warum es bei den ganz großen Turnieren nicht so gut lief wie auf der European Tour. An diesem Montagabend (ca. 21:45 Uhr, Sport1/Dazn) spielt Schindler gegen den Philippiner Alexis Toylo um den Einzug ins Achtelfinale. „Jetzt habe ich das Weiterkommen selbst in der Hand“, freute sich Schindler nach dem Sieg über Bunting.
Erstmals drei Deutsche im Achtelfinale?
Doch nicht nur die Nummern 3 und 4 der Welt verloren an einem historischen Dart-Sonntag gegen einen Deutschen: Auch Jonny Clayton, derzeit die Nummer sechs der Weltrangliste, musste sich beugen: Der Waliser verlor völlig überraschend mit 3:5 gegen Grand-Slam-Debütant Lukas Wenig, derzeit die Nummer 71 der Welt. Clayton schied nach dem zweiten Spieltag aus. Am Dienstagabend (ca. 21.45 Uhr, Sport1/Dazn) Wenig hat Chancen, es ebenfalls ins Achtelfinale zu schaffen. Dazu bedarf es eines Außenseiterduells gegen den Weltranglisten-78. Cam Crabtree mit einem Sieg.
Sollten nach Niko Springer auch Martin Schindler und Lukas Wenig ins Achtelfinale einziehen, wäre das noch höher zu bewerten als der historische Darts-Sonntag. Noch nie zuvor erreichten drei Deutsche bei einem großen TV-Turnier das Achtelfinale.