„Niemand findet das wirklich cool“

(Motorsport-Total.com) – Die FIA-Strafe gegen Max Verstappen, der für die Verwendung des Wortes „fucked“ in der FIA-Pressekonferenz am Donnerstag ganz im Sinne des Motorsports zu „gemeinnütziger Arbeit“ „verurteilt“ wurde, hat in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe der Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA offenbar für erhebliche Aufregung gesorgt.

Titelbild der News: Alexander Wurz

Alexander Wurz ist Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA

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„In der WhatsApp-Gruppe der GPDA findet das keiner so richtig cool. Natürlich sind alle Fahrer begeistert“, sagt oder-Experte Alexander Wurz, der früher selbst Formel 1 fuhr und noch immer die Fahrergewerkschaft unterstützt und als Vorsitzender leitet.

Besonders unzufrieden sind Wurz‘ noch aktive Kollegen damit, dass FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem die harte Linie beim Fluchenverbot nicht direkt mit den Fahrern besprochen habe, „sondern dass sie sofort öffentlich dazu stehen und die Strafe verhängen“. Das sei „außergewöhnlich“, sagt der Österreicher überrascht.

Wurz fürchtet um Authentizität der Fahrer

Dabei sei es nicht so, dass Autofahrer grundsätzlich dagegen seien, über ihre Wortwahl nachzudenken: „Natürlich muss man bei der Wortwahl vorsichtig sein. Aber heutzutage ist es auch für einen Autofahrer schwierig, authentisch zu sein und der zu sein, der er sein möchte.“

„So ist die Formel 1 so populär geworden – weil die Fahrer ein bisschen mehr so ​​sein dürfen, wie sie sind. Authentisch. Und das zeigen sie auch in den sozialen Medien. Dazu gehört auch eine individuelle Sprache“, sagt Wurz.

In einem Punkt gibt er Verstappen recht: Kraftausdrücke wie am Donnerstag in Singapur, die sich nicht gegen eine andere Person richten, seien weniger problematisch. Schwieriger sei es, wenn jemand persönlich beleidigt werde.

Das war bei der Verstappen-Strafe aber nicht der Fall, wie die Kommissare in ihrem Urteil explizit feststellten. „Ich persönlich bin kein Fan davon, Konkurrenten verbal anzugreifen. Aber wenn er sich jetzt über sein Auto beschwert, dann muss er das mit seinem Teamchef klären“, sagt Wurz.

Boxenfunk: Dann halt nicht senden!

Besonders ärgerlich aus Sicht der GPDA: Schon vor Wochen, als ein Wutausbruch von Yuki Tsunoda auf der „Beobachtungsliste“ der Entscheidungsebene der Formel 1 stand, hatte die Fahrergewerkschaft angeregt, problematische Funksprüche sollten schlicht nicht im TV ausgestrahlt werden.

Ein Vorschlag, den einige Fahrer nun in Singapur wiederholen. Wurz sagt auch: „Jungs, FOM, FIA: Ihr kontrolliert, welche Funksprüche gezeigt werden. Wenn ihr findet, dass diese Wortwahl nicht okay ist, dann bringt sie einfach nicht auf Sendung.“

Was die Fahrer weniger stört, ist die Ermahnung, in Pressekonferenzen und Interviews künftig auf Kraftausdrücke zu verzichten. Dass man das einfordern kann, darüber besteht breiter Konsens. Der Boxenfunk ist für die Fahrer allerdings ein heiliges Thema – denn bei über 300 km/h im Rennauto ist es nahezu unmöglich, jede Emotion zu kontrollieren.

Und auch bin Sulayem hat sich mit seiner Einmischung in ein Interview vor Singapur keine neuen Freunde unter den Fahrern gemacht. Wurz zuckt mit den Schultern und sagt: „Wir müssen uns einfach daran gewöhnen, dass der FIA-Präsident die Geschäfte so macht, wie er es für richtig hält.“

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