Frankreichs ehemaliger Präsident
Nicolas Sarkozy wird aus dem Gefängnis entlassen – unter Auflagen
Für Nicolas Sarkozy bleibt die Inhaftierung eine kurze Zeit. Der frühere französische Präsident tritt nach nur drei Wochen zurück. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ehemaliger französischer Präsident Nicolas Sarkozy Nach etwa dreiwöchiger Haft wird er unter Auflagen vorübergehend aus der Haft entlassen. Am Montag stimmte ein Pariser Gericht dem Antrag des 70-Jährigen auf vorübergehende Haftentlassung zu.
Allerdings stellte es strenge Auflagen: Die Richter untersagten ihm unter anderem, sich mit dem amtierenden Justizminister Gerald Darmanin zu treffen und das Land zu verlassen. Das Berufungsverfahren wird im Frühjahr erwartet.
Die französische Staatsanwaltschaft hatte kürzlich die bedingte Freilassung des seit fast drei Wochen inhaftierten Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy gefordert. Das Pariser Berufungsgericht verhandelte seit Montagmorgen über den Antrag von Sarkozys Anwälten auf seine vorzeitige Freilassung aus dem Gefängnis. Sein Gefängnisaufenthalt sei „sehr hart“ und „anstrengend“ gewesen, sagte Sarkozy, der per Video in den Gerichtssaal zugeschaltet war.
Es war das erste Mal, dass sich der inhaftierte Ex-Präsident öffentlich zu seiner Inhaftierung äußerte. Die Staatsanwaltschaft unterstützte seine Freilassung „unter Auflagen“. Es ist denkbar, dass Sarkozys Haftstrafe in das Tragen einer elektronischen Fußfessel umgewandelt wird und er das Gefängnis noch am selben Tag verlassen kann.
Warum sitzt Nicolas Sarkozy im Gefängnis?
In der Affäre um angeblich illegale Finanzhilfen aus Libyen für den Präsidentschaftswahlkampf 2007 hat ein Pariser Gericht Sarkozy wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht ging davon aus, dass Sarkozy und enge Vertraute versucht hatten, Gelder vom damaligen libyschen Machthaber Muammar Gaddafi zu erhalten.
Im Jahr 2016 berichtete ein Zeuge von Koffern mit einem Gesamtwert von fünf Millionen Euro, die er in das Pariser Innenministerium gebracht habe, das damals von Sarkozy geleitet wurde. Das Gericht erließ einen Haftbefehl und ordnete die vorläufige Vollstreckung des Urteils an. Sarkozy legte Berufung ein und wies die Vorwürfe zurück.
Warum kommt er jetzt aus dem Gefängnis?
Da Sarkozy das Urteil anfechtet, gilt er nicht als verurteilter Krimineller, sondern lediglich als Tatverdächtiger. Aufgrund des Haftbefehls mit vorläufiger Vollstreckung musste er weiterhin in Untersuchungshaft bleiben. Nach seiner Inhaftierung konnten seine Anwälte einen Antrag auf vorläufige Freilassung Sarkozys aus dem Gefängnis stellen.
Dies ist möglich, da für den Haftbefehl mit vorläufiger Vollstreckung und die Haftentlassung unterschiedliche Rechtsgrundlagen gelten. Das Gericht stützte seine Entscheidung auf die Schwere der Straftaten und die Störung der öffentlichen Ordnung.
Die Schwere der Straftat ist kein Grund, eine Person in Gewahrsam zu halten. Vielmehr geht es bei dieser Frage um das Fluchtrisiko, das Risiko, dass Verdächtige miteinander kollidieren, ihre Straftaten erneut begehen, Beweise vernichten, Druck auf Zeugen oder Opfer ausüben oder nicht vor Gericht erscheinen.
Da die Ermittlungen gegen Sarkozy abgeschlossen sind und der ehemalige Staatschef stets vor Gericht erschien, Es wurde erwartet, dass der konservative Politiker das Santé-Gefängnis in Paris später am Nachmittag verlassen würde.
Steht Sarkozy dann weiterhin unter Aufsicht?
Ja. Die Kündigung erfolgt unter strengen Voraussetzungen: Die Richter untersagten ihm unter anderem Treffen mit dem amtierenden Justizminister Gerald Darmanin und die Ausreise. Darüber hinaus wurde ihm jeglicher Kontakt zu allen Angeklagten untersagt.
Ende Oktober empfing Justizminister Gérald Darmanin Nicolas Sarkozy – ein Treffen, das vor allem von Richtern, die die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet sehen, Kritik hervorrief.
Sarkozy könnte auch eine Fußfessel erhalten und sein Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen dürfen. Es könnten auch andere Anforderungen gelten, beispielsweise die Verpflichtung, sich regelmäßig bei den Behörden zu melden.
Wie wird Sarkozys Sicherheit hinter Gittern gewährleistet?
Der 70-Jährige ist in einem isolierten und besonders geschützten Bereich der Justizvollzugsanstalt untergebracht, der jeglichen Kontakt zu anderen Gefangenen verhindert. Zwei bewaffnete Polizisten sind in einer Nachbarzelle stationiert, um ihn zu schützen.
Was ist mit den Morddrohungen?
Als Sarkozy im Gefängnis ankam, riefen Insassen aus anderen Zellen Beleidigungen und Drohungen. In den sozialen Medien kursieren Videos davon, die Häftlinge mit illegal genutzten Mobiltelefonen aufgenommen haben. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Morddrohungen ein.
Wie verbringt der Ex-Präsident seine Zeit hinter Gittern?
Sarkozy bleibt praktisch rund um die Uhr in seiner Zelle, wie der Sender Europe 1 berichtete. Bis zu sieben Stunden am Tag verbringt er damit, das Buch zu schreiben, das er über seine Zeit im Gefängnis schreiben möchte. Er trainiert eine Stunde am Tag, kann aber im Gefängnis nicht wie üblich morgens joggen.
Nach Angaben des Senders nutzte Sarkozy die Gelegenheit, vor Gericht zu gehen, nur einmal. Aber der Hof war eine Art Käfig und Sarkozy ging nicht noch einmal dorthin. Um seine Zelle sauber zu halten, besorgte sich Sarkozy einen kleinen Besen, berichtete das Magazin „Paris Match“.
Wer hat Sarkozy bisher im Gefängnis besucht?
Wer aus der Familie ihn außer seiner Frau, der Sängerin Carla Bruni, besuchte, ist nicht bekannt. Dass Justizminister Gérald Darmanin dem prominenten Häftling, der einst sein politischer Mentor war, einen Besuch abstattete, sorgte für kritische Kommentare – wie er bereits zuvor sagte, um zu prüfen, ob die Sicherheitsbedingungen angemessen seien.
Was bekommt der Ex-Präsident im Gefängnis zu essen?
Als ehemaliger Präsident hatte Sarkozy zuvor einen vom Staat bezahlten Koch. So viel Luxus hinter Gittern ist vorbei. Für den Gefangenen Sarkozy gibt es Anstaltsnahrung. Ansonsten kann er im Gefängnisladen mehr Lebensmittel kaufen.
Laut Paris Match bestellte Sarkozy Thunfischkonserven in Öl und Joghurt, um die Gefängniskarte aufzupeppen. Wie der Sender RTL berichtete, brachte Carla Bruni ihm auch Sandwiches mit ins Gefängnis.
Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.
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DPA · AFP
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