Auf der Jagd nach Toren für Newcastle United: Nick Woltemade.Bild: IMAGO/News Images
Fußball International
Während es in der englischen Premier League zu Beschimpfungen und Provokationen kommt, bleibt Nick Woltemade höflich. Vielleicht zu höflich, sagt einer seiner Gegner.
13. Okt. 2025, 17:14 Uhr13. Okt. 2025, 17:14 Uhr
Nick Woltemade hat wahrscheinlich Manieren. Dabei geht es nicht um die am Tisch – keine Ellbogen auf dem Tisch, kein Reden beim Kauen – sondern um sein Verhalten auf dem Platz.
In der englischen Premier League, einer Liga, in der Flüche, Provokationen und psychologische Tricks zum Alltag gehören, scheint sich der 23-Jährige aus Deutschland noch immer an die Etikette zu halten.
Das bemerkte kürzlich Tyler Adams, der US-Nationalspieler des AFC Bournemouth. Der ehemalige Leipziger erzählte im „Men in Blazers“-Podcast von einer Begegnung, die ihn etwas ratlos zurückließ.
Nicht mit Nick Woltemade: DFB-Star lässt sich nicht provozieren
Beim 0:0 gegen Newcastle am 21. September war Adams in Standardsituationen für den deutschen Nationalspieler verantwortlich – ein eher ungleiches Duell. Da Woltemade 1,98 Meter misst, ist Adams etwa einen Kopf kleiner, genauer gesagt 23 Zentimeter. „Ich decke immer die größten Spieler ab“, gab Adams lachend zu und fügte hinzu: „Ich spiele in einer kleinen Mannschaft.“
Adams machte keinen Hehl daraus, dass er zu Tricks griff – Trikot anziehen, drängen, ein bisschen Trash-Talk. Gegen Woltemade funktionierte das aber nicht.
„Ich bin es gewohnt, jemanden zu beleidigen und mich dann zurück zu beleidigen, aber das war hier nicht der Fall“, sagte Adams.
Vielmehr sei Woltemade „ein sehr netter Kerl“ gewesen, das sei er wirklich gewesen. Und weil er so nett war, war es mir sogar ein wenig unangenehm.
Nick Woltemade: Ein Torrekord wie Alan Shearer
In England staunt man derzeit über diesen höflichen Deutschen, nein, eigentlich: Sie verehren ihn und besingen seinen Namen: „Woltemade, Woltemade, Olé, Olé, Olé“ hallte es durch den St. James Park gegen Nottingham Forest.
„Wenn du hier ein Tor schießt, bekommst du ein schönes Lied“, sagte Woltemade bei Sky. „Und da ich schon drei Heimtore geschossen habe, war es immer schön zuzuhören.“ Laut dem Stürmer ist das nur eine kleine zusätzliche Motivation.
Selbst Optimisten hätten nicht damit gerechnet, dass Woltemade nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart nach Newcastle so schnell in der Premier League ankommen würde. „Ich glaube nicht, dass so ein Start selbstverständlich ist“, sagte Woltemade selbst und hat Recht.
Mit seinem Elfmetertor zum 2:0 gegen Nottingham Forest machte Woltemade nicht nur Newcastles zweiten Saisonsieg perfekt – er schrieb auch ein kleines Stück Vereinsgeschichte.
Es war sein dritter Treffer im Drittliga-Heimspiel: Dies war vor ihm nur zwei Spielern gelungen – Les Ferdinand und Alan Shearer. Namen, die in Newcastle fast heilig sind.
Woltemade, der 85-Millionen-Mann, ist auf dem besten Weg, in Newcastle zur Legende zu werden. Kaum jemand hätte geglaubt, dass der 23-Jährige das schaffen könnte. Wahrscheinlich nicht einmal er selbst.