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„Nichts Neues aus dem Büro“
Scholz‘ Deutschland-Pakt stößt auf gemischtes Echo
07.09.2023, 07:20 Uhr
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Für die Modernisierung des Landes schwört die Kanzlerin auf einen Schulterschluss mit Bund und Ländern. Die gewerkschaftlich regierten Bundesländer reagieren teils wohlwollend, teils sehen sie seine Ankündigung als PR-Gag ohne Substanz. Arbeitgeber wollen vor allem von der Ampel Taten sehen.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit seinem Aufruf zu einer bundesweiten Modernisierung des Landes auf Zustimmung bei den Arbeitgebern gestoßen. Auch mehrere Landesregierungschefs signalisierten ihre Beteiligung am von Scholz vorgeschlagenen „Deutschlandpakt“. Ähnlich reagierte Unionsfraktionschef Friedrich Merz, allerdings sieht die Fraktionsspitze den Inhalt der Initiative kritisch. Einen solchen Pakt hatte Scholz am Vortag den Ländern, Kommunen und der Opposition mit Ausnahme der AfD vorgeschlagen. Als Kernpunkte nannte er die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Digitalisierung der Verwaltung und die Unterstützung von Unternehmen. Ziel ist es, die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland weiter zu fördern.
„Mit dem angekündigten Deutschlandpakt wacht die Bundesregierung endlich auf“, kommentierte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger in der „Rheinischen Post“ die Ankündigung von Scholz. Dulger kritisierte, dass die Ampelregierung die Digitalisierung zu lange verschlafe und an bürokratischen Hürden für Wirtschaft und Gesellschaft festhalte. „Gemeinsam mit den Ländern muss sie nun zügig das Maßnahmenpaket auf den Weg bringen. Ankündigungen sind keine Taten“, mahnte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Auch Unionsfraktionschef Friedrich Merz zeigte sich aufgeschlossen. „Wir als Opposition sind selbstverständlich bereit, uns an vernünftigen Vorschlägen zu beteiligen“, sagte der CDU-Chef bei „RTL Direkt“. „Der Kanzler hat recht, aber er muss erst einmal Ordnung in seiner eigenen Koalition finden“, fügte Merz hinzu. „Sucht er nun eine Mehrheit außerhalb seiner eigenen Koalition?“ fragte der CDU-Politiker.
Union: Das Projekt ist nicht neu und hat sich lange verzögert
Inhaltlich steht die Fraktionsspitze der Initiative von Scholz jedoch skeptisch gegenüber und weist darauf hin, dass einige der Punkte seit langem von Landesseite gefordert werden. „Nichts Neues im Kanzleramt“, lautet die Überschrift über einem sogenannten Blitzbriefing des Führungs- und Planungsstabs von Fraktionschef Merz. „Der Vorschlag enthält mehrere Projekte zur Beschleunigung der Planung, zur Förderung von Wachstum, Digitalisierung und Migration. Keines der im ‚Pakt‘ genannten Projekte ist neu“, heißt es in der Analyse. „Alle Vorschläge sind bereits kommuniziert. Viele der genannten Projekte wurden seitens der Bundesregierung über Monate hinausgezögert.“
Als konstruktive Opposition stehe die Union jederzeit für Gespräche zur Verfügung, um die richtigen politischen Entscheidungen für Deutschland zu treffen, heißt es weiter in dem Briefing. In der nächsten Sitzungswoche werden eine Reihe wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Abstimmung gestellt. „Wir werden auch Maßnahmen im Bereich der Migrationspolitik zur Abstimmung stellen, die die Kanzlerin bereits mit den Ministerpräsidenten abgestimmt, aber noch nicht umgesetzt hat. Wir werden sehen, wie ernst es die Ampel mit dem Kooperationsangebot meint.“
Günther: Die Länder sind bereit, wenn die Kanzlerin Taten folgen lässt
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte mit Blick auf die Scholz-Initiative: „Wir sollten uns engagieren.“ Aus bürgerschaftlicher Verantwortung solle man zu solchen Gesprächen Ja sagen und keine Vorbedingungen stellen, sagte der CDU-Politiker in den ARD-„Tagesthemen“. Auch die Ministerpräsidenten der Länder wollten auf ihrer bis Donnerstag dauernden Konferenz in Brüssel über den Vorschlag sprechen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner von der Union hatte sich ebenfalls offen für einen „Deutschlandpakt“ gezeigt, sagte jedoch, dass dafür eine „schlagkräftige und zupackende Bundesregierung“ erforderlich sei. Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident Daniel Günther sagte: „Jetzt darf es nicht nur um große Worte gehen, ich erwarte von der Kanzlerin, dass sie ihren Ankündigungen auch Taten folgen lässt. Die Länder sind bereit.“ Zugleich zeigte sich Günther „überrascht“ von Scholz‘ Vorschlag. Die Länder drängen seit anderthalb Jahren auf einen solchen Pakt, der Bund hatte hier wertvolle Zeit verstreichen lassen.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst von der CDU hatte den Vorschlag von Scholz als „PR-Gag“ bezeichnet und sich „verarscht“ gefühlt. Wüst sagte der „Rheinischen Post“, es handele sich um Projekte, die bereits seit langem geplant und von den Ländern gefordert worden seien. Zustimmung erhielt Scholz von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, wie Scholz Mitglied der SPD, und vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann von den Grünen.
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