„Nicht für jeden nützlich“
Haushaltshilfen mit Pflegegrad 1 sollten auf den Prüfstand gestellt werden
8. November 2025, 00:14 Uhr
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Finanzlücken in der Pflegeversicherung erzeugen Spardruck. Die Pflegebeauftragte der Bundesregierung kündigt an, dass die Pflegestufe 1 neu geregelt werden könnte. Putzhilfen machen keinen Sinn, wenn die Betroffenen mobil bleiben müssen.
Die Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Katrin Staffler, hat sich dafür ausgesprochen, die Leistungen für Haushaltshilfen im Pflegegrad 1, derzeit 131 Euro monatlich, künftig nicht mehr an alle Pflegebedürftigen auszuzahlen. „Ob und welche Haushaltshilfe im Einzelfall wirklich sinnvoll ist, sollte künftig im Rahmen der Begutachtung individuell geklärt werden“, sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der sogenannte Entlastungsbetrag muss dem Ziel dienen, die Eigenständigkeit zu Hause möglichst lange aufrechtzuerhalten.
„Was meiner Meinung nach nicht hilfreich wäre, wäre, wenn mit dem Geld jemand anderes die Wohnung putzen lassen würde, während der Pflegebedürftige, für den eine Aktivierung hilfreich sein könnte, einfach auf der Couch sitzt“, sagte der CSU-Politiker. Dadurch besteht die Gefahr, noch unbeweglicher zu werden. Gerade Bewegung sei im Alter enorm wichtig, um die Durchblutung zu stärken und Muskelschwund entgegenzuwirken, betonte sie.
Diskussionen zur Neugestaltung der Pflegestufe 1
Staffler machte deutlich, dass die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Pflegereform keine Pläne zur Abschaffung der Pflegestufe 1 habe. Über deren Ausgestaltung werde allerdings diskutiert. Bisher sei es nicht gelungen, höhere Pflegestufen durch frühzeitige Förderung möglichst weit hinauszuzögern, argumentierte sie.
Der Pflegebeauftragte plädierte dafür, dass der Medizinische Dienst künftig nicht nur die Begutachtung übernimmt, sondern auch konkrete Empfehlungen abgibt, wie der Gesundheitszustand verbessert werden kann. Ihr zufolge wird auch darüber nachgedacht, wie Pflegebedürftige für die Teilnahme gewonnen werden können. „Wir haben Beispiele für Anreizsysteme, die perfekt funktionieren. Denken Sie an das Bonusheft beim Zahnarzt“, sagte sie dem RND. „Ziel sollte es sein, dass die Betroffenen gemeinsam daran arbeiten, ihre eigene Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern.“
Um die Eigenanteile im Pflegeheim zu senken, forderte Staffler SPD-Finanzminister Lars Klingbeil auf, die bisher von Pflegebedürftigen getragenen Ausbildungskosten in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt zu decken. „Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ebenso wie die Finanzierung der Ausbildung“, sagte Staffler. Dadurch könnten Pflegebedürftige monatlich rund 130 Euro sparen. Sie forderte die Länder auf, ihrer Verpflichtung zur Übernahme der Investitionskosten für Instandhaltung und Modernisierung nachzukommen. Dadurch könnten die Bewohner weitere 500 Euro sparen.
