Nur knapp ein Fünftel der Bürger (19 Prozent) hält den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz für einen geeigneten Kanzlerkandidaten. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das am Dienstag veröffentlichte RTL/ntv-Trendbarometer hervor.
Bei der Frage nach einem geeigneten Kandidaten erhielt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit 30 Prozent die höchste Zustimmungsrate. Dahinter folgten Söder (22 Prozent), Merz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen (18 Prozent) und Kanzler Olaf Scholz (SPD) (9 Prozent). Die Befragten konnten sich auch für mehrere Kandidaten entscheiden.
Pistorius selbst sagt, er habe keine AmbitionenAmtsinhaber Scholz will erneut antreten und hat nach eigenen Worten nichts gegen Merz als Herausforderer. „Der gefährlichste wäre Hendrik Wüst gewesen“, sagte SPD-Parteichef Lars Klingbeil in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident hätte einen „Platz in der Mitte“ eingenommen, um den auch die SPD kämpfe. „Merz hat die Partei nach rechts gerückt“, sagte Klingbeil.
Der Arbeitnehmerflügel der CDU erwartet allerdings auch vom designierten Kanzlerkandidaten der Union, dass er sich für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzt. „Friedrich Merz muss kein Arbeiterführer werden, aber er muss mit uns um die Stimmen der Arbeitnehmer kämpfen“sagte der neue Vorsitzende des Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerverbandes (CDA), Dennis Radtke, der Deutschen Presse-Agentur. CDU und CSU hatten sich am Dienstag auf Merz als Kanzlerkandidaten der Union geeinigt. CSU-Chef Markus Söder sagte ihm ausdrücklich seine Unterstützung zu.
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Radtke begrüßte, dass die Kanzlerkandidatenfrage nun einvernehmlich zwischen Merz und Söder geklärt worden sei. „Es ist gut, dass die Kandidaten die Frage mit maximaler Einigkeit gelöst haben. Jetzt können wir uns auf die inhaltliche Feinabstimmung konzentrieren“, sagte er.
Linnemann zufrieden mit Einigung zu Merz
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zeigte sich zufrieden mit der Einigung auf Merz als Kandidaten. „Wir wollten einfach einen Überraschungseffekt erzielen“, sagte er in der ARD-Talkshow „Maischberger“. „Wenn wir das nach der Brandenburg-Wahl gemacht hätten, wäre das zu erwarten gewesen.“ Am Sonntag wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt.
Merz und Söder, der ihm bei einem überraschenden gemeinsamen Auftritt am Dienstag seine Unterstützung zusicherte, hatten beteuert, das Vorgehen sei seit Wochen abgestimmt. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der am Vorabend ebenso überraschend seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärt hatte, hält den Wahlablauf für logisch: „Es ist einfach die richtige Reihenfolge“, sagte er in den ARD-Tagesthemen.
Laschet: „Parteien, die im Konflikt stehen, werden nicht gewählt“
Doch bleibt es bei der versprochenen Einigkeit zwischen Merz, Söder und Wüst? Der frühere Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) würde eine erneute Einmischung des eigenen Lagers in den anstehenden Bundestagswahlkampf für unangebracht halten. „So etwas wie 2021 – kleine Scharmützel, kleine Seitenhiebe – passt nicht zu so einer ernsten Lage. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass es jetzt in diesem neuen Wahlkampf besser wird.“sagte Laschet, dessen Qualifikation von Söder vor der vergangenen Bundestagswahl immer wieder infrage gestellt worden war, im ZDF-„heute journal“. Er glaube, die Union habe aus ihrer Wahlniederlage gegen Olaf Scholz (SPD) gelernt: „Parteien, die gespalten sind, werden nicht gewählt.“
Söder hatte Laschet auch für 2021 seine volle Unterstützung zugesagt. Im Wahlkampf trugen seine Sticheleien allerdings dazu bei, dass die Union in den Augen vieler Menschen als gespalten galt.
„Ich bin mir mittlerweile ganz sicher, auch aus unserer Zusammenarbeit in den letzten zweieinhalb Jahren, dass ich mich auf Markus Söder, aber auch auf die gesamte CSU wirklich verlassen kann“, sagte Merz in einem ZDF-Spezial. Er müsse Söder „keine Gegenleistung anbieten“, betonte Merz in der ARD. Es gehe um den gemeinsamen Erfolg. (dpa)