Heute steht İmamoğlu erneut vor Gericht, dieses Mal wegen angeblicher Beleidigung von Staatsanwälten. Es ist davon auszugehen, dass er den Auftritt erneut nutzen wird, um eine politische Botschaft zu senden. Seine Partei, die CHP, hält an ihm als Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl 2028 fest. „Es gab eine Türkiye vor Erdoğan, und es wird eine Türkiye nach Erdoğan geben“, sagte mir CHP-Chef Özgür Özel.
In Deutschland ist das Interesse an der Türkei spürbar zurückgegangen. Bei einem Besuch in Ankara letzte Woche verzichtete Außenminister Johann Wadephul auf Kritik am Autoritarismus der Erdoğan-Regierung. Die Bundesregierung sieht den türkischen Staatschef offenbar als Partner, etwa in der Flüchtlingspolitik oder gegenüber Russland. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch politisch unklug, da İmamoğlu und die türkische Opposition dem Westen viel darüber zu sagen haben, wie man autoritären Regimen Widerstand leisten kann.