An diesem Wochenende trifft sich die Grüne Jugend zu ihrem Bundeskongress, bei dem auch ein neuer Vorsitzender gewählt wird. Jette Nietzard und Jakob Blasel, bisherige Sprecherin und Rednerin, scheiden aus dem Amt aus.
Nun macht der „Spiegel“ neue Vorwürfe gegen Nietzard öffentlich. Es ist der jüngste Punkt in einer langen Reihe von Skandalen, Skandalen und Empörungswellen. Ein Überblick.
1 Die aktuellen Vorwürfe
Der „Spiegel“ berichtet, dass Nietzard intern einen harten Machtkampf geführt habe – gegen ihren Co-Sprecher Jakob Blasel und Mitglieder im Allgemeinen, die anderer Meinung waren als sie selbst. Verantwortliche mehrerer Landesverbände bezeichneten Nietzards Verhalten gegenüber dem Magazin als „Machtmissbrauch“ und „Mobbing“. Mit der Unterstützung eines kleinen, aber mächtigen Netzwerks habe der scheidende Chef andere Aktivisten „angeschrien, eingeschüchtert und diffamiert“.
Nietzard bestreitet die Vorwürfe nicht, berichtet der „Spiegel“ und zitiert sie mit den Worten: „Wenn diese Vorwürfe erhoben werden, möchte ich, dass sie von einem unabhängigen Ombudsmann untersucht werden. Wenn ich mich falsch verhalten habe, muss ich die Konsequenzen tragen.“
Der Bericht befasst sich auch mit der für diesen Samstag geplanten Wahl der neuen Führung. Eigentlich wollte Blasel zur Wiederwahl antreten. Doch dann entschloss sich Luis Bobga, zuvor Bundesvorstandsmitglied und Vertrauter Nietzards, zu kandidieren. „Die Kandidatur ist Jettes Racheakt an Jakob“, sagt ein Insider dem Bericht zufolge – was sie klar bestreitet. Bobga beschloss, auf eigene Faust für das Amt zu kandidieren. Er bestritt auch, dass er von Nietzard motiviert worden sei, für das Amt zu kandidieren.
Der Bericht des Nachrichtenmagazins dürfte den Beginn des neuen Höchststands belasten. Und das nach nur einem Jahr im Amt, in dem Nietzard immer wieder für negative Schlagzeilen sorgte.
2 Söder, der „Hundesohn“
Im September veröffentlichte Nietzard ein Video auf TikTok, in dem sie über Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach. Er lebt das „gute Leben“, in dem er isst und reist, ohne zu arbeiten, weil er selten an Bundesratssitzungen und im Parlament ist. „Dieser Hurensohn will nur das gute Leben für sich selbst und nicht das gute Leben für alle“, sagte sie.
Kurz darauf löschte Nietzard das Video, es kursierte aber natürlich weiterhin in den sozialen Netzwerken. Sie versuchte, mit Ironie auf die Situation zu reagieren. In einem neuen Video erklärte sie: „Viele Leute suchen nach einem Video über Hurensöhne und ich dachte, ich zeige einfach ein paar.“ Dabei handelte es sich um Hunde, die in Tierheimen auf ihre Adoption warteten.
3 Bewaffneter Widerstand gegen die AfD
Im Podcast „Freitag Salon“ von Jakob Augstein sprach Nietzard über eine mögliche Regierungsbeteiligung der AfD nach der Bundestagswahl 2029. Sie sorgte für Aufsehen, als sie darüber nachdachte, wie Widerstand in diesem Fall aussehen sollte: „Ist es intellektuell, vielleicht mit Waffen?“
Augstein fragte, ob sie den Widerstand „gegen den Willen der Wähler“ meinte, worauf Nietzard antwortete: „Gegen den Faschismus.“
4 Verharmlosung des Hamas-Terrors
Im Juni 2025 sagte Nietzard in einem Video, dass seit dem 7. Oktober 2023 „über 50.000 Palästinenser und 1.200 Israelis bei Militäreinsätzen gestorben sind“. Dabei bezeichnete es die Gräueltaten vom 7. Oktober als „Militäroperation“ und verlieh ihnen einen Anstrich von Legitimität.
Während dieser Entgleisung erkannte Nietzard selbst, dass sie einen Fehler gemacht hatte und postete auf Instagram: „Gestern habe ich ein Video zu einem Thema hochgeladen, das den gesamten Verein emotional berührt. Und ich habe einen Fehler gemacht, für den ich mich offen und ehrlich entschuldigen möchte. Vor allem bei Juden weltweit und in Deutschland.“
5 Der Pullover aller Pullover
Die Angelegenheit löste einen Sturm der Empörung aus: Auf Instagram ließ Jette Nietzard ihre Follower über ein Outfit abstimmen, mit dem sie „auf dem Weg in den Bundestag“ war. Sie trug eine Mütze mit der Aufschrift „Eat the rich“ und den mittlerweile fast berühmten Pullover mit dem Akronym „ACAB“ („All Cops are Bastards“). Ihre Frage an die Welt war: „Was findet Julia Klöckner schlimmer?“
Das betrifft die Öffentlichkeit weniger. Stattdessen diskutierte die Hälfte des Landes anschließend über den Respekt vor Polizisten.
6 Häme gegen Wahlverlierer Lindner
Nietzard äußerte sich am Tag der Bundestagswahl öffentlich bösartig gegenüber Christian Lindner, dem derzeitigen FDP-Vorsitzenden, dessen Partei den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst hatte. Sie postete: „Ich freue mich, dass Franca Lehfeldts Mann nun zurücktritt, um ihre Karriere und ihr Kind zu ermöglichen.“ Zu diesem Zeitpunkt erwarteten Lindner und Lehfeldt ihr erstes gemeinsames Kind, das nun zur Welt kommt.
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Nietzards Posting löste öffentliche Kritik aus den eigenen Reihen aus. „Jette, das ist nicht souverän und macht dich sehr klein“, schrieb die Ur-Grüne Renate Künast. Danyal Bayaz, grüner Finanzminister in Baden-Württemberg, nannte Nietzards Ausspruch „nicht besonders feministisch, sondern schlichtweg untergeordnet“.
Nietzard widersprach dieser Kritik sogar. „Christian Lindner geht freiwillig, daher verstehe ich nicht, was an meinem Tweet falsch oder bösartig sein soll“, sagte sie dem Tagesspiegel. Sie hat nichts zurückzunehmen: „Ich bleibe bei meinen Worten und weise auch darauf hin, dass Männer zu oft auf die unbezahlte Betreuungsarbeit ihrer Frauen angewiesen sind, um am Arbeitsmarkt teilzuhaben. Dadurch werden Frauen vom Arbeitsmarkt ferngehalten. Dieses Schicksal trifft Franca Lehfeldt glücklicherweise nicht.“
Nietzard wendet sich auch an ihre parteiinternen Kritiker: „Mein Tweet hat nur so viel Aufmerksamkeit bekommen, weil Realos wie Renate Künast und Danyal Bayaz sich dazu geäußert haben. Ich sage: Danke, Realos!“ Doch deren Meinung will sie nicht akzeptieren: „Wenn ich als Vorsitzende der Grünen Jugend auf Renate Künast hören würde, wäre ich schlecht beraten.“
7 Keine Unschuldsvermutung für Männer
Vor der Bundestagswahl tobte bei den Grünen die Affäre um Stefan Gelbhaar, dem Fehlverhalten gegenüber Frauen vorgeworfen wurde. Doch dann stellte sich heraus, dass die Vorwürfe zumindest teilweise erfunden waren.
Aus Nietzards Sicht spielte das keine Rolle. Auf einer Pressekonferenz sagte sie: „Aber was es bedeutet, in einer feministischen Partei zu sein, ist, dass den Betroffenen geglaubt wird.“ Sie weiß nicht, wie groß die Fehler von Yellowhair sind. „Vor Gericht gilt immer die Unschuldsvermutung. Aber wir sind eine Organisation.“ „Moralisch gilt das Gleiche wie gerichtlich.“
8 Zynismus, wenn es um Böller geht
An Silvester 2024/25, als sich wie jedes Jahr Menschen beim Böllerwerfen schwer verletzten, postete Jette Nietzard auf Network. Es folgte heftiger Protest, Nietzard löschte den Beitrag daraufhin und kommentierte: „Ich habe meinen Tweet gelöscht. Es wäre gut, über systematische Lösungen gegen häusliche Gewalt zu reden, statt über verletzte Männer-Egos. Jede vierte Frau wird Opfer eines (Ex-)Partners. Ich hoffe, Sie beteiligen sich so an der Diskussion.“ leidenschaftlich.“
Fehlende leidenschaftliche Debatten über ihre Person: Darüber kann sich Jette Nietzard am Ende ihrer Amtszeit sicherlich nicht beschweren.