Die gute Nachricht: Für über sieben Millionen Autofahrer wird die Kfz-Haftpflichtversicherung künftig günstiger. Ihr Fahrzeug wird in eine niedrigere Typklasse eingestuft. Für die große Mehrheit ändert sich nichts, denn die Typklasse bleibt gleich. Rund fünf Millionen Autobesitzer müssen für die Haftpflichtversicherung allerdings voraussichtlich mehr bezahlen.
Das geht aus der neuen Typklasseneinteilung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die Vollkasko-, Teilkasko- und Haftpflichtversicherung hervor.
Typklasse: Einige Autos deutlich verbessert oder verschlechtert
Bei einigen Modellen verschlechtern sich die Haftpflichtversicherungsbeiträge sogar um mehr als eine Klasse, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Als Beispiele nennt er den Mercedes-Benz EQC 400 4Matic und den Toyota Yaris Cross Hybrid 1.5 (beide um zwei Klassen verbessert), den Peugeot 3008 HDI (um zwei Klassen verschlechtert) sowie den Audi SQ5 3.0 TFSI Quattro (um drei Klassen verschlechtert).
Konkrete Gründe für die hohe Bewertung des Audi SQ5 3.0 TFSI Quattro nennt die Versicherungswirtschaft nicht. Vermutlich liegt es aber daran, dass es bei diesem hochpreisigen Autotyp besonders viele Unfälle mit teuren Schäden gibt.
Höhere Typklasse kann Versicherungskosten um mehrere Hundert Euro erhöhen
Um wie viel sich die Versicherungsprämie durch einen Wechsel der Typklasse eines Autos erhöht oder verringert, ist individuell unterschiedlich. Jede Versicherung rechnet anders, und auch Faktoren wie Alter, Vorschäden oder Garagennutzung spielen eine Rolle.
Der Informationsdienst Autoampel macht eine Beispielrechnung für einen 30-jährigen Arbeitnehmer ohne Garage, der unter anderem ein Jahr unfallfrei gefahren ist. Er zahlt für einen Pkw der Typklasse 10 eine Haftpflichtprämie von 248 Euro pro Jahr. Wird das Fahrzeug in die Typklasse 11 hochgestuft, steigt die Prämie auf 433 Euro. Die Typklassenwerte lassen sich für jedes Fahrzeug im Internet über die Suchmaschine des GDV abfragen (Externer Link).
Kaskoversicherung: Viele SUVs, Luxus- und Elektroautos mit hohen Typklassen
In der Kaskoversicherung richtet sich die Typklasse vor allem nach dem Wert des Autos und der Häufigkeit des Diebstahls. So haben viele leistungsstarke Oberklassemodelle und SUVs wie der Mercedes-Benz S 350 CDI und der Porsche Cayenne/Coupe S 2.9 hohe Typklassen, ältere Modelle und Kleinwagen wie der Nissan Micra 1.2 und der Smart Fortwo Coupe ED dagegen niedrigere Klassen.
Chinesische Elektroautos mit relativ günstigen Typklassen
Wie aktuelle Studien zeigen, sind Elektroautos relativ neue Fahrzeuge und vor allem im Pannenfall aufgrund der Elektronik teuer. E-Autos aus China fallen durch vergleichsweise günstige Typklassen auf, schlicht weil der Anschaffungspreis niedriger ist als bei Elektroautos etwa deutscher Hersteller. Das zeigt eine BR24-Stichprobe. Der Great Wall Ora 7 („China Panamera“) wird etwa drei Klassen höher eingestuft als der Porsche mit der Typklasse 26. Gleiches gilt für den Polestar 2 (18) gegenüber Tesla Model 3 (24) und BMW i4 eDrive40 (26).
Nur in der unteren Mittelklasse setzen sich die etablierten Marken durch. Der BYD Atto 3 („China-Volkswagen“) mit Vollkasko-Typklasse 26 liegt weit abgeschlagen hinter seinen Konkurrenten Cupra Born (17) und VW ID 3 (19).
Tarifunterschiede vor allem bei jungen Kunden
Wenn Sie bei den Versicherungskosten für Ihr Auto sparen möchten, hilft ein Typklassenvergleich vor Autokauf, sagt Marktbeobachter Dr. Christian Sahr vom Allianz Zentrum für Technik. Ein Vergleich ist beispielsweise auf dem Portal autoampel.de möglich (externer Link). Besonders ausgeprägt ist dies bei Fahranfängern und jüngeren Fahrern, die als besondere Risikogruppe eingestuft werden.
Demnach können Sie allein bei Ihrer Kfz-Haftpflichtversicherung bis zu 82 Prozent Ihres Beitrags sparen, wenn Sie ein Auto der niedrigsten Modellklasse besitzen. Laut den Ergebnissen des Praxistests können das locker über tausend Euro pro Jahr ausmachen.