Rendsburg taz | Noosha Aubel ist neue Bürgermeisterin der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Als unabhängiger Einzelkandidat erhielt der 49-Jährige in der Stichwahl am Sonntag 72,9 Prozent der abgegebenen Stimmen und überholte damit deutlich den SPD-Kandidaten Severin Fischer (27,1 Prozent). Nach 35 Jahren verliert die SPD die Spitzenposition im Rathaus. Aubel ist die erste Frau seit 1984 in Potsdam.
Es sei „keine Entscheidung gegen Flensburg“, sagte Noosha Aubel im Juni, als sie ihre Bewerbung für das Potsdamer Oberbürgermeisteramt öffentlich machte. Doch die Chance auf den Spitzenjob in der brandenburgischen Landeshauptstadt sei „zu einzigartig, als dass ich sie mir entgehen lassen könnte“, sagte der 49-Jährige dem Local Flensburger Tageblatt.
Erst im Juli 2024 trat sie ihr Amt als Stadtverordnete in Flensburg an, zuständig für Bildung, Integration, öffentliche Dienste und Sicherheit. Sie hatte bereits nach dem ersten Wahlgang in Potsdam gute Chancen auf den Sieg. Jetzt hat sie gewonnen und in Flensburg herrscht Bedauern.
Dies ist keine Entscheidung gegen Flensburg
Noosha Aubel über ihre Bewerbung für das Oberbürgermeisteramt in Potsdam
Mit einem großen Strauß Vorschusslorbeeren und nahezu einstimmig wählte der Flensburger Rat im Februar 2024 Noosha Aubel. Die gebürtige Hannoveranerin sei vielseitig, erfahren, zielstrebig, lösungsorientiert und werde frischen Wind in die Stadt bringen, sagte Grünen-Fraktionschefin Katja Claussen damals.
Potsdam gefiel Aubel offenbar mehr
Als Stadtrat bekleidete Aubel die dritthöchste Verwaltungsposition der Stadt. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem der Südermarkt in der Innenstadt, der sich in den letzten Jahren zu einem Treffpunkt für Obdachlose sowie Alkohol- und Drogenabhängige entwickelt hat. Neue Hilfsangebote für Betroffene zu schaffen und das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter in den umliegenden Geschäften zu verbessern, sei eines ihrer „Herzensprojekte“, sagt Aubel. Aber Potsdam reizt sie offenbar mehr.
Die Mutter zweier Töchter studierte Erziehungswissenschaften und Organisationsmanagement. 2008 übernahm sie die Leitung des Jugendamtes im nordrhein-westfälischen Hilden. 2017 wechselte sie in die Potsdamer Verwaltung und bekleidete dort eine ähnliche Position wie derzeit in Flensburg. Nach einem Streit mit dem damaligen Oberbürgermeister Mike Schubert schied sie 2023 aus dem öffentlichen Dienst aus. „Mir wurde klar, dass ich mit meiner Arbeit in Potsdam nicht mehr die Wirkung erzielen konnte, die Sie als Bürgerinnen und Bürger erwarten sollten“, begründet sie die Entscheidung auf ihrer Homepage.
Doch schon damals gab es Spekulationen, ob es sich um eine langfristige Entscheidung handele, denn „ganz weg war es nicht“, schreibt die taz. Auch zu ihrer früheren Wirkungsstätte besteht eine enge Verbindung, da sie mit dem Potsdamer Politiker Sascha Krämer (ehemals Linke, heute parteilos) verheiratet ist. Als Schubert im Frühjahr 2025 abgewählt wurde, fiel ihr Name sofort wieder.
Aubel trat als Parteiloser an, wurde aber von den Grünen, der Ortspartei „Die Andere“, Volt und dem Sarah Wagenknecht nahestehenden „Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit“ unterstützt. Keine einfache Kombination, weshalb Aubel vor der Wahl sagte, sie wolle auf „wechselnde Mehrheiten und faktenorientierte Entscheidungen“ setzen.