Von dieser Premiere an der Schaubühne hatte man sich mehr erwartet, nicht zuletzt wegen des Themas „Nenn mich Paris“. Denn Paris Hilton hat uns gezeigt, wie man mit illegal aufgenommenen Sexvideos umgeht. „Viel Spaß mit deinem Image“, rät sie (Ruth Rosenfeld) den Mädchen, die sie nach ihrem Sextape-Skandal „Eine Nacht in Paris“ nachahmen.
In einem hautfarbenen Hochglanz-Body und Fick-mich-Stiefeln räkelt sie sich und streckt der Welt ihre Zunge entgegen. Aber das funktioniert in Bergisch Gladbach nicht.
Julia (Alina Stiegler) wird in der Schule als Paris Hilton gefeiert und gerät in die Hände eines Vergewaltigers (Holger Bülow), der die 15-Jährige beim Sex vor der Kamera filmt. Jahre später stellt sie ihn in einem Hilton-Hotelzimmer zur Rede. Und ihn töten?
Inszenierung an der Schaubühne seltsam langweilig
In einem Albtraum in Pink vertont Autorin/Regisseurin Yana Thönnes den wahren Fall aus der deutschen Provinz und entfaltet ihn vor der Folie des amerikanischen It-Girls.
         Der Sextape-Skandal um die Hotelerbin Paris Hilton (44) bildet die Grundlage des Stücks                      Foto: Willy Sanjuan/dpa
            
Die untreue Mutter (Jule Böwe), die Julia als Ballett- und Pferdemädchen ausbildet, die bösen Schulfreunde, der Vergewaltiger – sie alle turnen auf, über und unter einem Bett mit rosa schimmernder Satinbettwäsche.
An einem Ende sitzt eine Julia-Puppe, die genau wie Julia einen G-String unter dem rosa Barbie-Outfit zeigt. Ein Julia-Kopf mit langer Mähne wird herumgetragen und landet schließlich vergessen vor dem Bett. Und Paris Hilton verwandelt sich in Glinda, die gute Hexe des Nordens.
Warum? Die Frage bleibt offen. Ebenso der Sinn dieser überladenen und doch seltsam langweiligen Inszenierung, die viel will, aber nicht viel liefert. Yana Thönnes ist eine kluge Feministin. Aber manchmal ist es vielleicht klüger, nicht selbst Regie zu führen.
1./2. November, 28./29. November, 1. Dezember, 7./8. Januar, Kurfürstendamm 153, Tickets gibt es hier.
