Auf Erfolgserlebnisse muss Florian Wirtz noch warten. Nach erfolglosen Spielen für den FC Liverpool blieb er im Länderspiel gegen Luxemburg ohne Tor und Vorlage. Als Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem Erfolg in der WM-Qualifikation auf den 22-Jährigen angesprochen wurde, geriet er ins Schwärmen.
Am Samstagabend erreichten sie ihr Quartier in Herzogenaurach. Mit dem Bus kehrten wir von Sinzheim zurück, wo die deutsche Fußballnationalmannschaft am Freitagabend mit 4:0 (2:0) gegen Luxemburg gewonnen hatte. Es war ein bedeutender Sieg auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2026, denn die Slowakei, die vor dem Spieltag an der Spitze der Gruppe A gestanden hatte, musste in Nordirland eine 0:2-Niederlage hinnehmen.
Nach drei Spielen liegt die deutsche Auswahl nun mit sechs Punkten auf der Pole-Position, gefolgt von den punktgleichen Nordiren und den Slowaken. Am Montag in Belfast hat die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit einem Sieg gegen Nordirland (20.45 Uhr/RTL) die Chance, ihre Spitzenposition zu festigen. Das direkte Ticket zum WM-Turnier hat sie wieder fest im Blick.
„Galerie und Gier waren gut. Natürlich kann man mit Dominanz mehr Tore schießen. Aber am Ende war es ein verdienter Sieg, den wir gebraucht haben“, sagte der Bundestrainer nach dem Spiel gegen Luxemburg, in dem seine Mannschaft aufgrund der Roten Karte für Innenverteidiger Dirk Carlson ab der 21. Minute mit einem Mann mehr spielte.
David Raum (12. Minute) mit seinem ersten Länderspieltor, der vom Bundestrainer erneut als Rechtsverteidiger aufgebotene Joshua Kimmich (21./Handelfmeter/50.) mit seinem ersten DFB-Doppelpack und der überragende Serge Gnabry (48.) erzielten die Tore für das überlegene DFB-Team. „Es war von Anfang an klar“, resümierte Kapitän Kimmich, „dass wir gewinnen wollen.“
„Flo war gierig, er wollte viele Bälle“, sagt Nagelsmann
Auch die Bereitschaft von Florian Wirtz war erkennbar. Er spielte sehr engagiert, doch nachdem der 22-Jährige in sieben Premier-League- und zwei Champions-League-Spielen für den FC Liverpool weder ein Tor erzielt noch eine Vorlage gegeben hatte, ging er auch gegen Luxemburg leer aus.
Nagelsmann hatte ihn offensiv auf der linken Seite positioniert, „damit er nicht drei Mann um sich hat, wenn er den Ball hat.“ Dennoch hatte Wirtz eine schwere Zeit. Auch wenn er nicht im Zentrum spielte, wurde er sofort geschickt, sobald er den Ball hatte. Er hatte seine Schüsse aufs Tor, aber kein Glück.
Der Bundestrainer lobte ihn auch im Anschluss noch: „Er hat es gut gemacht, viele Aktionen gemacht und viel probiert. Flo ist der Spieler, der in der Premier League die meisten Chancen vorbereitet. Er muss sich daran gewöhnen, dass die Liga etwas körperbetonter ist als hier. Gegen Luxemburg hat er es sehr gut gemacht, er war gierig, er wollte viele Bälle.“
Wirtz wechselte in der Sommerpause für 130 Millionen Euro von Bayer Leverkusen zum Starensemble des FC Liverpool. Julian Nagelsmann ist sich absolut sicher, dass sich der 33-fache Nationalspieler in England behaupten wird. „Ich finde ihn völlig befreit. Flo ist ein Spieler, der weiß, was er kann und wie die Dinge im Fußball funktionieren. Er musste sich viel erarbeiten“, sagte der Bundestrainer – und fügte hinzu: „Wir wissen, wie die Dinge funktionieren: Sobald er drei Tore erzielt, ist er der Transferkönig. Jetzt ist er etwas teuer – das belastet ihn nicht.“
Vor dem Spiel hatte Wirtz vom „Kicker“ die Auszeichnung „Fußballer des Jahres“ erhalten – und in der zwölften Minute verschaffte er seinem Teamkollegen David Raum die Möglichkeit, sich in die Torschützenliste einzutragen. Denn der Freistoß, der nach einem Foul an Serge Gnabry gegeben wurde, durfte ins Leere schießen. „Flo und ich haben in den Trainingseinheiten schon Freistöße geübt. Ich bin hingegangen, habe ihn gefragt. Er hat gesagt, das kannst du ertragen“, verriet Raum später in den Katakomben der Sinzheimer Arena. „Ich hatte ein gutes Gefühl. Kürzlich hatte ich im Verein bereits einen geschossen“, sagte er: „Harte Arbeit zahlt sich aus. Ich übe es jede Woche. Zweimal bleibe ich länger, etwa zehn Schüsse.“
Aber Raum hat am Samstag nicht trainiert. Es war für alle Spieler kostenlos. Nach dem Abschlusstraining am Sonntagmorgen nimmt der Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Flieger von Nürnberg nach Belfast.