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Nach Wadephuls Fehltritten kursiert die erste Nachfolgerliste

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Mit seinen aktuellen Äußerungen sorgt der Außenminister für Aufsehen – vor allem in der Union. Wie gefährlich wird die Syrien-Debatte für Wadephul sein?

Berlin – Aufruhr um Johann Wadephul (CDU): Mit Äußerungen zur schwierigen Rückkehr von Syrern aus Deutschland in ihre Heimat heizt der Bundesaußenminister weiterhin Debatten innerhalb der Union an. Unter dem Eindruck des stark zerstörten Vorortes Damaskus bezweifelte Wadephul, dass angesichts der massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge freiwillig dorthin zurückkehren würde: „Hier können kaum Menschen wirklich in Würde leben.“

Außenminister Wadephul während seines Besuchs in Syrien. © Marcus Brandt/dpa

Dann sah sich der Minister bei einer Sitzung der Unionsfraktion mit Kritik konfrontiert, als er versuchte, seine Haltung zu verteidigen. Dort rechtfertigt er sich damit, dass die Lage in Syrien schlimmer sei als die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Abgeordneter nannte Wadephuls Auftritt in der Fraktion „schlecht“ und „katastrophal“.

Weiterer Wirbel um Wadephul: Kanzlerin gibt Außenminister Unterstützung

Wie gefährlich ist die Syrien-Debatte jetzt für Wadephul? Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) unterstützte zunächst seinen Parteikollegen. „Selbstverständlich steht die Kanzlerin hinter dem Außenminister“, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Mittwoch (5. November) in Berlin.

Kornelius widersprach auch dem Eindruck, dass Wadephul aufgrund seiner innerhalb der Union kritisierten Haltung in der Rückkehrfrage in der Fraktion unter Druck stehe – in einigen Medienberichten war sogar von versteckten Rücktrittsforderungen für den Minister die Rede. Kornelius sagte, er habe selbst an der Gruppensitzung teilgenommen und „diese Wahrnehmung nicht entwickeln können“.

Zweifel an Wadephul: Liste möglicher Nachfolger im Umlauf

Dennoch ist nicht auszuschließen, dass sich Merz letztlich für einen Wechsel entscheidet. Doch wer stünde dann als Nachfolger zur Verfügung? Der Bild-Die Zeitung hat bereits einige Namen in den Ring geworfen:

  • Jens Spahn, Unionsfraktionschef
  • Armin Laschet, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und aktueller Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
  • David McAllister, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament.
  • Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion
  • Norbert Röttgen, Unionsfraktionsvize

Ein Wechsel an der Spitze des Auswärtigen Amtes hätte für Kanzler Merz Vor- und Nachteile. Einerseits könne er damit „einige der Probleme beseitigen, die derzeit den Regierungsbetrieb erschweren“, wie es in Unionskreisen heißt. Andererseits würde ein solcher Schritt als Eingeständnis eines Fehlers bei der ursprünglichen Besetzung der Stelle angesehen werden.

Johann Wadephul: Erfahrener Außenpolitikexperte, Anwalt, ehemaliger Vertragssoldat

Wadephul, Rechtsanwalt, ehemaliger Soldat und Vater von drei Kindern, sitzt seit 2009 im Bundestag. Der Minister musste sich aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Fraktionsvize für Auswärtiges und Verteidigung kaum mit der Außenpolitik vertraut machen. Vor allem im Nahen Osten kennt er viele seiner Gesprächspartner schon lange und ist mit vielen von ihnen per Du.

Merz und Wadephul: Außenpolitisches Tandem aus dem Takt geraten

Zu Beginn seiner Amtszeit versprach der Kanzler eine einheitliche Außenpolitik. Doch das Tandem mit seinem Chefdiplomaten ist längst aus dem Takt geraten. Bereits im Mai trat Merz zunächst auf die Bremse, als Wadephul bei einem Außenministertreffen in der Türkei überraschend öffentlich die Forderung von US-Präsident Donald Trump unterstützte, dass die NATO-Staaten fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung ausgeben sollten. Merz zeigte sich von den Aussagen überrascht – die Kanzlerin schloss sich in dieser Frage später Wadephuls Kurs an.

Nur wenige Wochen später sorgte Wadephul für Kopfschütteln unter Parteikollegen und heftige CSU-Kritik, als er in der Debatte über die Kriegsführung im Gazastreifen die israelische Regierung warnte, sie werde Deutschland mit Antisemitismusvorwürfen unter Druck setzen. Die Aussage, die Bundesregierung lasse sich nicht „in eine Situation bringen, in der wir zur Zwangssolidarität gezwungen würden“, ging vielen Menschen zu weit. Es heißt, Wadephul habe seine Wortwahl schnell bereut.

Und als Wadephul im August im Podcast „Table.Today“ sagte, dass die Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine zur Sicherung westlicher Sicherheitsgarantien Deutschland „wahrscheinlich überfordern“ würde, wurde dies intern als Ungeschick interpretiert. Für Merz, der gerade dabei war, Ukraine-Gespräche mit Trump zu führen, soll die Bemerkung recht unbequem gewesen sein. Und jetzt die Syrien-Debatte.

Niemand glaubt ernsthaft, dass Wadephul im Moment schwankt

Dennoch, wenn man sich in der Union und der Regierung umhört, glaubt derzeit niemand, dass Wadephul als Minister wirklich ins Wanken geraten wird. Gut vernetzte Unionsleute sagen, es gebe keine Anzeichen dafür, dass der Kanzler über eine Umstrukturierung seines Kabinetts nachdenken würde. (Quellen: Bild, dpa, AFP) (cs)

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