Eine Großfamilie aus Syrien, die seit Jahren bei der Justiz in Stuttgart beschäftigt ist, hat Deutschland fast vollständig verlassen. Nach Angaben von Justizministerin Marion Gentges (CDU) haben inzwischen 17 der 20 Familienangehörigen Deutschland verlassen. Vier davon bereits im Sommer, 13 weitere am Wochenende.
Drei Familienmitglieder sitzen in Deutschland noch immer im Gefängnis, weil sie im Juni wegen einer Messerattacke in der Stuttgarter Königsstraße zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Es wird erwartet, dass die drei Brüder nach Verbüßung eines erheblichen Teils ihrer Haftstrafe in Deutschland nach Syrien zurückkehren.
Nach Angaben des Ministeriums soll die syrische Großfamilie an mehr als 160 Straftaten beteiligt gewesen sein. Hierzu zählen unter anderem räuberische Erpressung, Körperverletzung und versuchter Mord. Nicht für alle Straftaten gibt es eine rechtskräftige Verurteilung.
Keine Abschiebungen nach Syrien möglich
Die Familienangehörigen wurden nicht abgeschoben, sondern verließen Deutschland durch sogenannte kontrollierte Ausreisen. Nach Angaben des Ministeriums handelt es sich dabei um freiwillige Ausreisen, die unter anderem durch Hinweise der „Sondereinheit für gefährliche Ausländer“ des Ministeriums für Justiz und Migration begleitet werden. Abschiebungen nach Syrien sind derzeit nicht möglich.
Zu diesem Zeitpunkt war eine kontrollierte Ausreise die einzige Möglichkeit, den Aufenthalt der Familienangehörigen zu beenden.
Das Land hat den „kontrollierten Ausstieg“ mit durchschnittlich 1.350 Euro gefördert. Für alle 17 ausgereisten Familienangehörigen sind das insgesamt rund 23.000 Euro. Hinzu kommen Fahrtkosten. Nach Angaben von Justizstaatssekretär Siegfried Lorek (CDU) orientiert sich dieser Betrag an bestehenden Ausstiegsprogrammen des Bundes und ist für das Land deutlich günstiger als die Kosten, wenn die Familienangehörigen in Deutschland geblieben wären.
Nach Angaben des Ministeriums haben alle Familienangehörigen auf ihren Asylschutzstatus verzichtet und ihre Aufenthaltserlaubnis wurde von der Stadt Stuttgart widerrufen. Verurteilte Straftäter erhalten ein Wiedereinreiseverbot, das zwischen fünf Jahren und einer unbefristeten Sperre liegt.
Immer wieder gerieten Familienangehörige in Verzug
Die Familie reiste zwischen 2015 und 2020 aus Syrien nach Deutschland ein. Die Mitglieder waren anerkannte Flüchtlinge oder hatten wegen des dortigen Bürgerkriegs subsidiären Schutz. Dieses kann Personen gewährt werden, die keinen Anspruch auf Asyl haben, aber auch nicht in ihr Heimatland zurückkehren können.
Die Familie lebte im Norden von Stuttgart. Die Familienangehörigen sind immer wieder wegen zum Teil schwerer Straftaten in Erscheinung getreten. Insgesamt sechs der bisher ausgereisten Personen wurden wegen Straftaten verurteilt, darunter ein 15-Jähriger, der seit seinem zwölften Lebensjahr in Straftaten verwickelt ist.
Der 44-jährige Familienvater wurde wegen Widerstands gegen Polizeibeamte verurteilt. Im Sommer wurde auch gegen ihn wegen des Verdachts des Sozialbetrugs ermittelt: Es gab Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit des Mannes, nachdem er in Videoaufnahmen des SWR einen körperlich guten Eindruck gemacht hatte.
So berichtete der SWR im April 2025 über die Familie:
Mehrere der das Land verlassenden Familienangehörigen befanden sich zum Zeitpunkt ihrer Ausreise in Haft. Nach Angaben des Ministeriums stimmte der Sonderstab unter anderem mit der Staatsanwaltschaft ab, ob eine Ausreise oder die vollständige Beendigung einer Haftstrafe oder eines Strafverfahrens im größeren Interesse sei. Bei einer erneuten Einreise müssten die Menschen erneut in Gewahrsam genommen werden.
Bürgermeister Nopper begrüßt den Weggang der syrischen Familie
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) begrüßt den Weggang der Familie, der seiner Meinung nach das friedliche Zusammenleben in Stuttgart gefährdet. Im Sommer forderte er, die Familie schnellstmöglich abzuschieben.