Nach einem mutmaßlichen pakistanischen Luftangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul ist es zu heftigen Grenzkonflikten zwischen den beiden Nachbarländern gekommen. Hintergrund sind offenbar zunehmende Aktivitäten der Taliban in Pakistan.
An der Grenze zwischen den Nachbarstaaten Afghanistan und Pakistan kam es nach mutmaßlichen pakistanischen Luftangriffen zu heftigen Auseinandersetzungen.
Das Verteidigungsministerium der in Afghanistan herrschenden radikalislamistischen Taliban sprach auf der Online-Plattform X von Angriffen auf pakistanische Grenzsoldaten, die um Mitternacht (Ortszeit) gestoppt worden seien. Die Angriffe seien eine Reaktion auf „wiederholte Angriffe des pakistanischen Militärs auf die Souveränität Afghanistans“. Drei pakistanische Grenzposten wurden erobert. Die Grenze erstreckt sich über rund 2.600 Kilometer.
Die pakistanische Armee habe daraufhin Artillerie auf die andere Seite abgefeuert, berichtete die pakistanische Zeitung „Dawn“. Offizielle Angaben zu Toten oder Verletzten gab es zunächst nicht. Der afghanische Nachrichtensender Tolonews berichtete jedoch von zwölf getöteten pakistanischen Soldaten.
Pakistan: Afghanische Stellungen zerstört
Pakistan sagte, seine Sicherheitskräfte hätten „energisch“ auf einen Brand aus Afghanistan reagiert. An mehr als sechs Orten entlang der Grenze kam es zu Kämpfen. Mehrere afghanische Stellungen wurden zerstört.
Von pakistanischen Sicherheitsbeamten geteilte Videoaufnahmen zeigten, wie Waffen und Artillerie auf Afghanistan feuerten und den Nachthimmel erhellten.
Berichte über Angriff auf Kabul
Die Situation zwischen den beiden Ländern hatte sich zuletzt verschärft. Die Taliban-Regierung in Kabul warf ihrem Nachbarn am Freitag vor, den afghanischen Luftraum verletzt und einen Markt nahe der Grenze bombardiert zu haben.
Berichten zufolge war die afghanische Hauptstadt Kabul am späten Donnerstagabend Ziel von Luftangriffen. Pakistan hat Berichte über eine Beteiligung weder offiziell bestätigt noch dementiert.
Zunehmende Gewalt durch pakistanische Taliban
Pakistanische Geheimdienstquellen teilten der Nachrichtenagentur dpa mit, dass die Angriffe gegen Noor Wali Mehsud, den Anführer der pakistanischen Taliban (TTP), gerichtet gewesen seien.
Die jüngsten Kämpfe spiegeln die wachsenden Spannungen zwischen Islamabad und Kabul wider. Pakistan hat seit einiger Zeit mit der zunehmenden Gewalt seitens der TTP zu kämpfen und wirft den Taliban des Nachbarlandes vor, Kämpfer auf seinem Boden zu beherbergen. Die Machthaber in Kabul weisen die Vorwürfe zurück.