Nach einer 20-Tore-Woche auf dem Oktoberfest
Der FC Bayern muss sich seinen neuen Superstar nicht durch Trinken erschleichen
22.09.2024, 16:51
Einen Tag nach dem 5:0-Sieg in Bremen absolvierten die Bayern ihren traditionellen Oktoberfest-Besuch. Bester Laune – und mit zuversichtlichem Blick auf das bevorstehende Topspiel gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen. Auch, weil Neuzugang Olise tolle Erinnerungen weckt.
Zum Abschluss ihrer fantastischen 20-Tore-Woche traten die Bayern-Profis inklusive neuem Stürmerstar Michael Olise bester Laune in Lederhosen und Haferlschuhen auf dem Oktoberfest an und stießen auf ihren Traumstart unter Neu-Coach Vincent Kompany an. Unter weiß-blauem Münchner Himmel fließt nicht nur wieder das Bier, auch der Ball läuft beim Rekordmeister nach einer frustrierenden, titellosen Vorsaison wieder rund.
„Wir brauchen nicht mal Alkohol, um in Stimmung zu kommen“, scherzte der gebürtige Bayer Thomas Müller vor dem Gang ins Käfer-Zelt einen Tag nach dem 5:0-Sieg in der Bundesliga gegen den SV Werder Bremen. Der 35-Jährige sprach von einer „genialen Woche“ mit weiteren Siegen in Kiel (6:1) und dem Start in die Champions League mit der 9:2-Bilanz gegen Dinamo Zagreb.
Die eine oder andere Maß Bier hatte Kompany schon vor dem gelungenen Trip nach Bremen zugelassen. „Vincent hat grünes Licht für das Bier gegeben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagte Geschäftsführer Jan-Christian Dreesen über die Maß-Menge der Spieler. Kompany gab sich bei seinem Oktoberfest-Debüt als Bayern-Trainer bodenständig. Der Belgier schrieb Autogramme, machte lächelnd Selfies und winkte den Fans von der Tribüne zu. „Das ist Tradition und Tradition muss man akzeptieren“, sagte der ungeschlagene Coach und verwies darauf, dass zu einem Besuch auf dem Oktoberfest in München auch eine Maß Bier gehört.
FC Bayern überrascht von Neuzugang Olise
Nach dem beeindruckend dominanten Auftritt gegen den ehemaligen Titelkonkurrenten SV Werder könnte der neue Bayern-Trainer noch bevormundender werden. „Bremen ist immer ein gefährliches Spiel, aber die Jungs haben das super gemacht“, sagte der Belgier, der das Spiel der Bayern in kurzer Zeit geprägt hat. Nach der kurzen Ära Thomas Tuchel zeigt der Rekordmeister wieder Spielfreude statt Taktiklastigkeit.
„Ich habe die Lederhose schon lange nicht mehr an. Nach so einem Sieg trägt man sie natürlich gerne und trinkt auch das eine oder andere Bierchen“, sagte Sportdirektor Max Eberl, der am Samstag seinen 51. Geburtstag feierte und damit auch am Sonntag noch Grund zum Anstoßen hatte.
Dass die Bayern mit ihrer dritten Tor-Gala in Folge für Oktoberfest-Stimmung sorgten, hatte viel mit Olise zu tun. Der 53-Millionen-Euro-Mann von Crystal Palace zeigte seine bislang stärkste Leistung im Münchner-Trikot und zerlegte die hoffnungslos überforderten Bremer mit zwei Toren und zwei Assists quasi im Alleingang.
Dafür erhielt er ein Sonderlob von Torschützenkönig Harry Kane. „Michael war eine ständige Bedrohung“, sagte Kane über den 22-jährigen Rechtsaußen. „Er ist in erster Linie ein richtig guter Spieler. Außerdem ist er ein Top-Junge. Er genießt es, in München zu sein“, sagte Kane über den französischen Nationalspieler. Mit seiner Schnelligkeit und Dribblingstärke bereitete Olise den Bremern immer wieder große Probleme. „Er hat eine tolle Mentalität, will sich immer verbessern, will immer mehr Tore und Vorlagen. Das ist eine tolle Einstellung. Denn man muss hungrig sein, um sich weiterzuentwickeln. Und genau das ist er“, lobte Kane den in London geborenen Olise.
Kompany warnt: „Er muss weitermachen“
Nach seiner Gala-Vorstellung wollten manche den Franzosen mit dem Niederländer Arjen Robben vergleichen, der von 2009 bis 2019 zehn Jahre lang beim FC Bayern geglänzt hatte. „Das ist ein großer Vergleich, da ist noch ein weiter Weg. Robben war auf seiner Position einer der besten der Welt“, sagte Kane zu dem Vergleich. „Aber Michael hat Spaß an seinem Fußball, genießt seine Zeit in München. Er war heute fantastisch.“
Das sahen auch Kompany und Eberl so. Allerdings konzentrierten sich die Verantwortlichen weniger auf das Offensivspektakel des Franzosen, sondern vielmehr auf seine Defensivaktionen. „Er hat uns geholfen, das Spiel zu Null zu halten“, sagte Kompany über eine Szene in der zweiten Halbzeit. „Als Bremen durchspielte, klärte Michael Olise den Ball im eigenen Strafraum – das ist Bayern München!“, schwärmte Eberl.
Kompany nahm den neuen Shootingstar sofort wieder ins Visier. „Er ist ein sehr talentierter Spieler. Er hätte nicht besser starten können, aber er muss weitermachen“, sagte der Belgier, der keine Gefahr sieht, dass Olise durchstarten könnte. „Ich habe nicht das Gefühl, dass er Druck verspürt. Er ist ein Junge, der Spaß am Fußball hat.“
Das kann er am kommenden Wochenende im Topspiel gegen Bayer Leverkusen erneut beweisen. „Leverkusen ist amtierender Deutscher Meister und hat überragende Qualität. Das wird der erste echte Gradmesser“, sagte Eberl. „Wir freuen uns darauf.“ Bayern-Trainer Dreesen ergänzte am Sonntag: „Das ist natürlich ein Spiel, auf das wir uns alle freuen. Wir haben aus den letzten Spielen Kraft und Selbstvertrauen gewonnen. Und dann werden wir sehen, wer besser ist.“