Ist er ein Deserteur oder ein Spion? Ein russischer Soldat wurde in Polen festgenommen, nachdem er illegal die Grenze aus Weißrussland überquert hatte. Zuletzt war er offenbar in der Ukraine im Einsatz. Seine Absichten sind unklar.
Polnische Grenzschutzbeamte haben im Grenzgebiet zu Weißrussland einen russischen Deserteur festgenommen. Der 41-Jährige habe mit einer Gruppe Migranten illegal die Grenze überschritten, sagte eine Sprecherin der Behörde. Demnach fanden die Beamten Papiere über den Mann, aus denen hervorgeht, dass er Angehöriger der russischen Armee war und zuletzt in der Ukraine im Einsatz war.
Wie der Radiosender Rmf.fm berichtete, soll der Soldat unbewaffnet gewesen sein und sich in Zivil unter die Migranten gemischt haben. Er blieb daher zunächst in der Obhut des Grenzschutzbeamten und wurde verhört. „Wir müssen herausfinden, was seine Absicht war. Die Frage ist, ob wir es mit der Ausführung eines Befehls der russischen Geheimdienste zu tun haben“, sagte der stellvertretende Innenminister Czeslaw Mroczek der Nachrichtenagentur PAP.
Die russische Botschaft in Warschau erklärte russischen Medienberichten zufolge, sie habe von den polnischen Behörden „keine Informationen“ über die Festnahme eines Militärangehörigen erhalten. Allerdings ist die polnische Seite verpflichtet, die Botschaft zu informieren.
Vorwürfe gegen Lukaschenko
Das Verhältnis zwischen dem EU- und Nato-Land Polen und seinem autoritären Nachbarland Weißrussland ist seit Längerem angespannt. Polen ist einer der wichtigsten militärischen Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine. Weißrussland ist ein enger Verbündeter Moskaus.
Im Sommer 2022 sicherte Polen die Grenze zu Weißrussland mit einem 5,5 Meter hohen Zaun und einem elektronischen Überwachungssystem. Im Spätsommer und Herbst 2021 eskalierte die Situation dort: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU einzureisen. Die Europäische Union wirft dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko vor, Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze organisiert zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben.
Schon seit dem Bau der Grenzbefestigungen versuchen Migranten täglich, die EU-Außengrenze irregulär zu überqueren.
Spionageermittlungen gegen polnischen Richter
Am Montag wurde bekannt, dass der polnische Richter Tomasz Szmydt in Weißrussland Asyl beantragt hat. Szmydt wurde von der belarussischen staatlichen Nachrichtenagentur Belta mit den Worten zitiert, er wolle gegen die polnische Politik gegenüber dem Nachbarland und Russland protestieren.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski zeigte sich schockiert und bezeichnete den Richter als „Verräter“. Nach Angaben des polnischen Premierministers Donald Tusk hatte Szmydt Zugang zu geheimen Dokumenten. Gegen ihn wurden Spionageermittlungen eingeleitet.