Die „Tatort“-Melodie ist deutsches Kulturerbe – geschaffen vom Komponisten und Saxofonisten Klaus Doldinger. Nun ist die Jazzlegende im Alter von 89 Jahren gestorben, wie seine Frau bestätigte. Er schlief am Donnerstagabend friedlich zu Hause im Kreise seiner Familie ein.
Doldinger schrieb mit seiner Band Passport internationale Jazzgeschichte und blieb bis ins hohe Alter auf der Bühne. In etwas mehr als 50 Jahren absolvierte er mehr als 5.000 Auftritte.
Habe auch mit Udo Lindenberg Musik gemacht
Das Passport-Album „The First Fifty Years of Passport“ erschien zum 50-jährigen Bandjubiläum im Jahr 2021 und zeichnete die musikalische Entwicklung der Gruppe nach. Einer von Doldingers zahlreichen Bandkollegen war Udo Lindenberg, der 1971 der erste Schlagzeuger bei „Passport“ war und seinen damaligen Chef als „Jazzmeister“ ehrte.
Der in Berlin geborene Doldinger begann seine Karriere schon viel früher: Anfang der 1950er Jahre, noch während seines Klavier- und Klarinettenstudiums in Düsseldorf, gehörte er der Dixie-Band The Feetwarmers an und sammelte erste Erfahrungen. Einige Jahre später gründete er seine erste Band, The Oskar’s Trio.
Freeman von New Orleans
1960 tourte Doldinger erstmals durch die USA und erhielt die Ehrenbürgerschaft der Jazzmetropole New Orleans. Die Karriere des in Berlin geborenen Musikers hatte international an Dynamik gewonnen. 1969 gründete er seine neue Band Motherhood, bevor 1971 Passport folgte. Zu den Quellen von Doldingers Musik gehörten Jazz, Rock, Blues und Soul ebenso wie experimentelle elektronische Klänge und lateinamerikanische Rhythmen.
„Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“
Gleichzeitig komponierte er für Film- und Fernsehproduktionen. Er steuerte die Musik zu beliebten Hits wie „Das Boot“, „The Neverending Story“, „Salt on My Skin“ und „Liebling Kreuzberg“ bei. Die „Tatort“-Melodie wurde zum Dauerbrenner.
Anlässlich Doldingers 85. Geburtstag im Jahr 2021 gratulierte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und würdigte den Musiker als kreativen Geist, „der der improvisierten Musik stets neue, eigenständige Ausdrucksformen verleiht, als Komponist und Arrangeur, der mit unzähligen führenden internationalen Jazzmusikern zusammengearbeitet hat, und als Lehrer und Künstler, dessen Wirken die improvisierte Musik seit Jahrzehnten prägt“.
Klaus Doldinger wurde 1936 in Berlin geboren, wuchs aber in Wien und Düsseldorf auf und lebte zuletzt in der Nähe von München. 2022 erschien seine Autobiografie „Made in Germany. Mein Leben für die Musik“, die er gemeinsam mit dem Musikjournalisten Torsten Groß und seinem Sohn Nicolas Doldinger verfasste.
Darin erzählt er, wie ihn schon als kleiner Junge die Jazzmusik beeindruckte, die die amerikanischen GIs 1945 nach Deutschland brachten. „Man hätte bei dieser Musik nicht in einer Reihe marschieren oder mit den Fersen schlagen können“, schreibt Doldinger. Die Faszination für diese freien Rhythmen hat Doldinger nie losgelassen, der mit der lässigen Fusion-Musik seiner Band Passport auch in Südamerika Erfolg hatte. (Tsp/dpa)