Das Kino Sendlinger Tor muss schließen. Nach fast 80 Jahren geht die Ära der Pächterfamilie Preßmar zu Ende. Am 15. Januar 2025 wird der letzte Film gezeigt. „Das ist für uns ein Schicksalsschlag“, sagt Christoph Preßmar, der das Kino mit seinem Vater Fritz in dritter Generation betreibt. „Wir hoffen, dass das Gebäude ein Kino bleibt. Nur dafür wurde es gebaut.“
Der Entscheidung ging ein langjähriger Rechtsstreit mit dem Gebäudeeigentümerverband voraus. Dieser habe von den Kinobetreibern 20.000 Euro Miete pro Monat gefordert, sagte Preßmar. Ein vom Gericht bestellter Gutachter kam jedoch zu dem Ergebnis, dass selbst in guten Jahren 10.000 Euro die maximale Miete seien, die verlangt werden könne. Als Einzelgebäude mit nur einem Saal ist das Kino Sendlinger Tor ein Kinotyp, der wirtschaftlich nur schwer zu betreiben ist. Zudem steht das Gebäude mit seinen 400 Plätzen unter Denkmalschutz.
Ende Juni erhielt Familie Preßmar ein Kündigungsschreiben. Es war zwar nicht das erste, aber zum ersten Mal hatten ausnahmslos alle Wohnungseigentümer unterschrieben. „Bislang hatten 20 Prozent der Eigentümer nicht unterschrieben, das war unser Angriffspunkt vor Gericht. Diese 20 Prozent haben es sich jetzt anders überlegt. Das ist für uns das Aus“, so Preßmar. Der Rechtsstreit um eine Räumungsklage der Hausverwaltung von Alfred Winkelmann wurde schweren Herzens beigelegt. Über die Details vereinbarten beide Seiten auf Wunsch des Vermieters Stillschweigen.
Das herrschaftliche Kino am Sendlinger Tor wurde von Carl Gabriel erbaut und 1913 eröffnet. In seinem Panoptikum an der Neuhauser Straße zeigte Gabriel den Münchnern die ersten Filme. Ab 1945 leitete Fritz Preßmar sen. das Theater im Auftrag der amerikanischen Militärregierung und reparierte in dieser Zeit notdürftig die schweren Kriegsschäden. 1946 wurde das Kino an seine Eigentümer zurückgegeben. Seitdem wird es von der Familie Preßmar geführt. „Mein Vater wird nächstes Jahr 80, sein Lebenswerk geht zu Ende“, sagt Preßmar. Er selbst ist gerade 50 geworden und muss sich nun einen neuen Job suchen. Doch zunächst wollen die beiden Gäste und Mitarbeiter „mit einem ganz normalen Programm“ verabschieden.