Die Volksrepublik China hat neue Exportkontrollen für die verbleibenden fünf Seltenen Erden eingeführt, die dem Land „die vollständige Kontrolle über die gesamte Lieferkette für fortschrittliche Halbleiter“ geben könnten. Das berichtet die Financial Times, die Einstufung stammt von Jimmy Goodrich, einem Experten der University of California. Laut Reuters handelt es sich bei den betroffenen Elementen um Holmium, Erbium, Thulium, Europium und Ytterbium. Sie sind ebenso wie die zwölf bereits sanktionierten Seltenerdmetalle von grundlegender Bedeutung für die Herstellung moderner Geräte. Ihr Export muss von China genehmigt werden. Nach Angaben der Financial Times verlangt China sogar eine Zustimmungspflicht für Transaktionen, an denen kein chinesisches Unternehmen beteiligt ist.
Eskalation im Handelskonflikt
China hat im Frühjahr den Export mehrerer seltener Erden komplett verboten. Die Volksrepublik reagierte damit auf die massiven Zölle, die US-Präsident Donald Trump gegen das Land verhängte. Anders als zunächst berichtet galten sie für alle Länder, nicht nur für die USA. Zwar hätten einige Vereinbarungen mit Europa und den USA die Situation im Nachhinein entspannt, erklärt Reuters, der Schritt habe aber dennoch deutlich gemacht, dass der Rest der Welt auf die in China gewonnenen Materialien angewiesen sei. Im Juli forderte das Europaparlament die EU-Kommission zu raschem Handeln auf und verurteilte Pekings Entscheidung „auf das Schärfste“. Die dort angeordneten Verschärfungen erfolgen nun vor einem erwarteten Treffen zwischen Präsident Xi Jinping und Trump.
Nach Angaben der Financial Times verbietet China mit den nun eingeführten Exportkontrollen alle Transaktionen mit seltenen Erden oder Produkten, in denen sie vorkommen, wenn auch nur der geringste Anteil davon aus China stammt. Damit orientiert sich die Volksrepublik an Handelsbeschränkungen, wie sie von den USA verhängt werden und auch außerhalb des Landes regelmäßig einzuhalten sind. Allerdings ist noch unklar, wie China die Sanktionen prüfen und durchsetzen will. Laut Goodrich würde kein in China tätiges Halbleiterunternehmen das Risiko eingehen, gegen die Vorschriften zu verstoßen. Sie sollen daher ab dem 1. Dezember gelten, es ist also möglich, dass darüber noch verhandelt wird. China will den militärischen Einsatz komplett verbieten.
Seltene Erden sind für die Herstellung vieler Hightech-Produkte wie Batterien unerlässlich; China dominiert seit langem den Weltmarkt. Für die Volksrepublik machen sie nur einen geringen Anteil der Exporte aus, so dass die Exportbeschränkungen dem Land kaum wirtschaftlichen Schaden zufügen. Gleichzeitig haben sie erhebliche Auswirkungen auf verschiedene strategische Branchen auf der ganzen Welt. Einige Hersteller haben versucht, Lagerbestände aufzubauen, aber diese werden nicht ewig reichen. Deshalb forderte im Juli auch eine überwältigende Mehrheit der EU-Abgeordneten, dass die EU kritische Rohstoffe auf ihrem eigenen Territorium abbauen und Verarbeitungskapazitäten wiederherstellen müsse.
(mho)