Der Preisverfall bei Milchprodukten bringt viele Milchbauern in Bedrängnis. Die Milchlieferungen nehmen zu, die Butterpreise sinken jedoch weiter. Unternehmen könnten sogar zum Aufgeben gezwungen werden.
Deutsche Milchbauern befürchten, dass der Preisverfall bei Milchprodukten wie Butter schwerwiegende wirtschaftliche Folgen bis hin zur Schließung ihrer Betriebe haben wird. Weil gleichzeitig die Milchlieferungen deutlich steigen, sei klar, dass „sich das Preissenkungskarussell in dieser gemischten Situation weiter drehen wird“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Karsten Hansen.
„Wer immer noch von normalen Schwankungen spricht, ignoriert die wirtschaftliche Realität der Milchviehbetriebe.“ Nach eigenen Angaben organisiert der Verband rund ein Drittel der aktiven deutschen Milcherzeuger mit rund 40 Prozent der in Deutschland produzierten Milch.
Einzelhändler senken Butterpreise
Kürzlich fiel der Einzelhandelspreis für Butter auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Supermarktketten und Discounter haben laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur den Preis für eine 250-Gramm-Packung deutscher Markenbutter ihrer Eigenmarken in dieser Woche um weitere 10 Cent auf 1,39 Euro gesenkt. Erst im September senkten die Händler ihre Preise zweimal.
Seit Oktober 2024 ist der Butterpreis an der für die Branche wichtigen Kemptner Börse nach BDM-Angaben um 35 Prozent gefallen. Die Preise für Käse sanken um 28 Prozent. „Gleichzeitig übertreffen die Milchlieferungen von der Produktionsseite das Vorjahresniveau nun um 6,5 Prozent“, betont der Verband.
„In Deutschland und der EU wird im Herbst 2025 mehr Milch produziert als im Vorjahr“, sagt Marktexpertin Kerstin Keunecke von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Dem gestiegenen Angebot stehe eine etwas gedämpfte Nachfrage gegenüber, sagt Keunecke. Ein weiterer Grund für die sinkenden Preise ist der höhere Fettgehalt der Rohmilch. Je weniger Fett die Milch enthält, desto mehr Milch wird zur Herstellung von Butter benötigt.
Milchbauern Verluste drohen
Auf „Selbstheilung“ in einer Marktkrise zu setzen, bedeute, „auf einen erzwungenen Rückgang der Milchlieferungen zu warten, erzwungen durch zunehmende Liquiditätsprobleme der Unternehmen und verbunden mit weiteren Krediten oder gar Betriebsschließungen“, sagt Hansens BDM-Vorstandskollegin Ursula Trede.
„Wie hilft es uns, dass die Preissenkungen im Handel zu einer leichten Nachfragesteigerung führen können, wenn unsere Produktionskosten nicht annähernd gedeckt werden können? Viel geliefert, zu wenig Erlös, das bedeutet für uns Milchbauern einfach Verluste“, sagte Trede.
 
			 
					