Nvidia knackt die 5-Billionen-Marke und „Big Short“-Investor Michael Burry setzt eine Milliarde Dollar gegen KI-Giganten. Experten warnen vor Parallelen zur Dotcom-Blase.
Frankfurt/New York – Michael Burry, der legendäre Investor, der 2008 die Immobilienblase vorhersagte, die zum Zusammenbruch des globalen Finanzsystems und zum Zusammenbruch von Lehman Brothers führte, ist nach zweijähriger Pause auf die Bühne zurückgekehrt – dieses Mal mit einer klaren Botschaft gegen den KI-Boom.
Medienberichten zufolge platzierte sein Hedgefonds Scion Asset Management Put-Optionen im Wert von 912 Millionen US-Dollar gegen Palantir und 187 Millionen US-Dollar gegen Nvidia – Das Tech-Unternehmen von Jensen Huang erreichte kürzlich eine Marktkapitalisierung von fünf Billionen US-Dollar (rund 4,3 Billionen Euro). Die beiden Wetten gegen die Börse dominieren das Portfolio seines Unternehmens, das insgesamt nur acht Positionen umfasst.
Der große Short Teil 2: Die Deutsche Bank erwägt eine Risikoabsicherung für KI-Kredite
Der Investor, dessen Vorhersage der Subprime-Krise im Film „The Big Short“ verewigt wurde, nutzt seine Rückkehr zu X, um kryptische Warnungen auszusprechen. „Manchmal sehen wir Blasen. Manchmal kann man etwas dagegen tun. Manchmal ist es das Beste, sich nicht einzumischen“, schrieb er und bezog sich dabei auf den Film „WarGames“ von 1983.
Parallel zu Burrys Wetten macht sich auch die Deutsche Bank zunehmend Sorgen über ihr Engagement im KI-Sektor. Laut Financial Times Die Führungskräfte der Bank diskutieren Strategien zur Absicherung ihrer milliardenschweren Kredite an Rechenzentrumsbetreiber. Die Bank erwägt sowohl Short-Positionen gegen einen Korb von KI-Aktien als auch synthetische Risikotransfers (SRT), um Kreditrisiken auf Dritte zu übertragen.
Die Deutsche Bank hat in den letzten Monaten erheblich in die Finanzierung von Rechenzentren investiert. Unter anderem vergab sie Kredite an das schwedische Unternehmen EcoDataCenter und das kanadische Unternehmen 5C, die zusammen über eine Milliarde US-Dollar für ihre Expansion einnahmen. Ein leitender Banker beschrieb dies Financial Timesdass die Investmentbanking-Abteilung der Bank „groß auf die Finanzierung von Rechenzentren setzt“.
Michael Burry vs. KI-Boom: Warnsignale aus der Tech-Branche
Burrys Skepsis basiert auf konkreten Marktdaten, die er in seinen Social-Media-Beiträgen teilte. Seine Diagramme zeigen einen deutlichen Wachstumsrückgang in den Cloud-Computing-Abteilungen von Amazon und Alphabet, während Microsoft verzeichnete nur leichte Verluste. Gleichzeitig hob er die zirkulären Geschäftsbeziehungen zwischen KI-Unternehmen wie Nvidia, OpenAI, Oracle und Microsoft hervor – die auch in den großen ETFs MSCI World und S&P 500 vertreten sind.
Russ Mould, Investmentdirektor bei AJ Bell, kommentierte Geschäftsinsider: „Er untermauert seine Überzeugungen mit einem äußerst unkonventionellen Portfolio, das bedeutende Short-Positionen gegen Nvidia und Palantir umfasst, die beide als Lieblinge des aktuellen KI-Booms gelten.“
Parallelen zur Dotcom-Blase werden sichtbar: Warum der „Big Short“-Investor vor einer neuen Blase warnt
Die Sorge vor einer möglichen KI-Blase gewinnt zunehmend an Bedeutung. Daniel Bustamante, Leiter Investments bei Bustamante Capital Management, teilte mit Geschäftsinsider Burrys Einschätzung: „Die Investitionsausgaben der Magnificent Seven belasten bereits das Gewinnwachstum, der Einzelhandel konzentriert sich stark auf diese Aktien und die Margenverschuldung ist auf einem Allzeithoch. Im Grunde ist alles wie in Benzin getränkter Zunder, und alles, was es braucht, ist ein kleiner Funke, um ernsthafte Probleme zu verursachen.“
Burry selbst zog in seinen Beiträgen Parallelen zur Dotcom-Blase und teilte Auszüge aus dem Buch „Capital Account“, das sich mit der Telekommunikationsblase befasst. Darin wird beschrieben, wie der Boom zu ungenutzter Infrastruktur, sinkenden Preisen und dem Untergang vieler hochgeschätzter Unternehmen führte.
Milliardenverluste trotz Boom-Rhetorik: Marktreaktionen und Gegenwind
Die Märkte haben bereits auf die Enthüllungen reagiert. Nvidia-Aktien fielen in den letzten fünf Tagen um fast 11 Prozent, während Palantir-Aktien um 16 Prozent fielen – was einen Palantir-Verlust von rund 73 Milliarden US-Dollar widerspiegelt (Stand 7. November 2025). Palantir-CEO Alex Karp kritisierte Burrys Strategie unterdessen scharf und nannte sie laut CNBC als „völlig verrückt“. „Die beiden Unternehmen, gegen die er wettet, sind diejenigen, die das ganze Geld verdienen, was super seltsam ist“, sagte Karp.
Doch Karps Behauptung wird durch neue Zahlen in Frage gestellt. OpenAI, das Flaggschiff der KI-Revolution, verzeichnet trotz des weltweiten Erfolgs von ChatGPT weiterhin massive Verluste. Laut dem Quartalsbericht von Microsoft könnte der Verlust des KI-Unternehmens im dritten Quartal bis zu 12,1 Milliarden US-Dollar betragen. Obwohl ChatGPT wöchentlich von rund 800 Millionen Menschen genutzt wird, zahlen nur fünf Prozent der Nutzer für ein Abonnement. Und OpenAI-Chef Sam Altman? Er scheint von der Kritik unbeeindruckt zu sein. Auf die Konfrontation mit den Verlusten reagierte er in einem Podcast mit Microsoft-Chef Satya Nadella lapidar: „Ich habe gerade… genug.“ Und behauptet, dass OpenAI „weitaus höhere Einnahmen“ als die bekannten 13 Milliarden US-Dollar pro Jahr generiert, ohne Einzelheiten zu nennen.
KI-Boom und ETF-Blasen: Die finanziellen Risiken für Banken und Anleger nehmen zu
Die Parallelen zur Dotcom-Blase werden immer deutlicher. Auch während der Internetblase im Jahr 2000 verschwendeten Unternehmen Milliarden mit dem Versprechen künftiger Profitabilität. Damals wie heute widersprechen astronomische Bewertungen den tatsächlichen Geschäftsergebnissen. Verschärft wird das Problem durch gefährliche Marktverzerrungen und die rasante technologische Entwicklung – Stichwort Samsung. Die Branche investiert derzeit Hunderte Milliarden Euro in neue Rechenzentren, deren Rechner bald technisch veraltet sein könnten – Stichwort Infrastruktur. Auch bleibt unklar, wer letztlich die Kosten tragen wird.
Gleichzeitig warnt die Deutsche Bundesbank vor einem „Crowding-out-Effekt“ durch passive ETF-Investments: Marktteilnehmer investieren zunehmend über ETFs statt direkt, was dem Markt für einzelne Wertpapiere Liquidität entzieht. Banken verstärken diese Verwerfungen mit milliardenschweren Aktienrückkäufen – allein europäische Banken haben seit 2020 über 61 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückgegeben. Durch diese Rückkäufe entsteht eine gefährliche Rückkopplungsschleife: Steigende Preise führen zu einer höheren ETF-Gewichtung, die automatisch weitere Käufe auslöst – ein selbstverstärkender Mechanismus ähnlich dem der Subprime-Hypotheken im Jahr 2008, als steigende Immobilienpreise zu noch riskanteren Krediten führten, bis das System schließlich zusammenbrach. (ls)
