Auch im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie in NRW ist keine Einigung in Sicht. Nach der dritten Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaftsvertretern in Neuss gab die IG Metall bekannt, dass es wenig Bewegung gegeben habe. „Es ist immer noch ein harter Kampf“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer für die Arbeitnehmer, Knut Giesler. „Um bald einen Durchbruch zu erzielen, brauchen wir deutlich mehr Bewegung in Höhe und Zeitpunkt der Tariferhöhung sowie der Dauer.“
Metall NRW-Präsident und Arbeitgeber-Verhandlungsführer Arndt Kirchhoff warf der Gewerkschaft vor, bei den Arbeitnehmern überzogene Erwartungen zu wecken. „Deutschland befindet sich mitten in einer schweren Rezession und tiefen Industriekrise, daher sind die Warnstreiks in vielen unserer Unternehmen für mich objektiv unverständlich.“ Die bisherigen Forderungen der Gewerkschaft nach einer deutlichen Lohnerhöhung zeigten Wirkung angesichts von Meldungen über Produktionseinbrüche, Betriebsverlagerungen, Kurzarbeit und Stellenabbau „Es kommt mir vor, als sei die Zeit abgelaufen“, sagt Kirchhoff.
Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, hatten Gewerkschafter seit Dienstag nach dem Ende der Friedenspflicht in mehreren hundert Betrieben die Arbeit für mehrere Stunden niedergelegt. Auch am Tag der Verhandlungen kam es zu Warnstreiks, an denen sich nach Angaben der IG Metall rund 4.400 Beschäftigte aus 71 Unternehmen beteiligten.
Protestaktion junger IG-Metaller
Einige hundert Vertreter der IG Metall-Jugendorganisation demonstrierten vor dem Veranstaltungsort, einem Neusser Hotel. Sie forderten eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro pro Monat. Eine solche Lohnerhöhung sei ihrer Meinung nach überfällig, schließlich seien die Lebenshaltungskosten stark gestiegen. Sie beklagten, dass ein Drittel der Auszubildenden einen Teilzeitjob annehmen müsse, um über die Runden zu kommen.
Auf ihren Transparenten standen Slogans wie „170 Euro mehr, sonst sind wir bei 180.“ Arbeitgebervertreter Kirchhoff ging vor Beginn der Verhandlungen zu den Demonstranten und suchte das Gespräch mit ihnen. Er wertete dies als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den jungen Fachkräften. Später kamen einige junge IG-Metaller in Kostümen aus der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ in den Verhandlungsraum und überreichten symbolisch Pizzakartons mit der Aufschrift „Abgerichtet statt geliefert – Wir fordern 170 Euro“. Die Arbeitgeber signalisierten, dass eine überproportionale Erhöhung der Auszubildendenvergütung für sie durchaus denkbar sei. Auf eine konkrete Zahl einigten sie sich allerdings nicht.
Der bisherige Tarifvertrag lief Anfang Oktober aus
In der aktuellen Tarifrunde fordert die IG Metall 7 Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von 12 Monaten. Die Ausbildungsvergütung soll um 170 Euro steigen – diesen Teil des Forderungspakets der Gewerkschaft betonten die jungen Arbeitnehmervertreter auf ihrer Demo. Die Metallarbeitgeber boten 3,6 Prozent über einen Zeitraum von 27 Monaten. Der bisherige Tarifvertrag hatte eine Laufzeit von 16 Monaten und lief Ende September aus.
In der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie sind rund 700.000 Menschen beschäftigt, bundesweit insgesamt rund 3,9 Millionen. Tarifverhandlungen werden regional geführt. Allerdings stimmen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften in den jeweiligen Tarifbezirken ab. Wann die Verhandlungen fortgesetzt werden, ist noch nicht klar.
In den kommenden Wochen wird es voraussichtlich zu weiteren Arbeitsniederlegungen in Unternehmen kommen. „Angesichts der kaum vorhandenen Bewegung auf Arbeitgeberseite wird es weiterhin Bewegung in den Betrieben geben“, sagte Gewerkschafter Giesler. Nach dem kommenden Wochenende würden die Warnstreiks in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie weitergehen, sagt er.
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