Die deutsche Asyldebatte leitet: Sozialdemokratischer Historiker Heinrich August Winkler argumentiert gegen individuelle Rechte an Asylum. Aber es gibt einen klaren Widerspruch nicht nur von der SPD.
![SPD -Generalsekretär Matthias Miersch stützt sich auf eine europäische Lösung für die deutsche Asylkrise.](https://img.nzz.ch/2025/02/11/6ee2fc27-8b9e-476f-b3be-7af85e17e30a.jpeg?width=654&height=436&fit=bounds&quality=75&auto=webp&crop=4431,2954,x0,y0)
SPD -Generalsekretär Matthias Miersch stützt sich auf eine europäische Lösung für die deutsche Asylkrise.
Der Generalsekretär der SPD, Matthias Miersch, lehnte die Kritik an der Asylpolitik der deutschen Bundesregierung ab. Nach einem Presidium -Treffen am Montag erklärte er, dass eine europäische Lösung für die unregelmäßige Migration nach Deutschland erforderlich sei. Eine „Nation -State -Lösung mit Grenzschließungen und Ablehnungen wäre Gift“, sagte der Sozialdemokrat.
Der Auslöser war die Kritik des Historikers Heinrich August Winkler, der selbst SPD -Mitglied ist. In einem Aufsatz für das wöchentliche Magazin „Der Spiegel“ argumentiert er, dass die verfassungsmäßigen Schöpfer nie beabsichtigt haben, das heutige Gesetz zu entwerfen.
Das subjektive individuelle Recht auf Asyl ist nach Angaben des Historikers eine Legende. Diese Lesung wurde jedoch von der SPD, den Grünen, dem „Merkelflügel der CDU“ und den Kirchen übernommen. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes haben in einem bestimmten Land nie ein Recht auf Asyl geschafft, schreibt Winkler.
Das nicht refulierte Prinzip im Völkerrecht verbot es, politisch verfolgte Menschen in ein Land zurückzuschicken, in dem sie sie bedrohen. Flüchtlinge könnten jedoch an der Grenze abgelehnt werden, wenn das Nachbarland als sicher und demokratisch angesehen wird.
Verfassungsanwalt widerspricht Winklers These
Im Fernsehen gegen Kanzler Olaf Scholz, der CDU -Kandidat für Kanzlerin Friedrich Merz, bezog sich Winkler. Der SPD -Generalsekretär Miersch kritisierte seine Vorschläge erneut und beschrieb die Pläne für ein „sachliches Eintrittsverbot“ für Menschen ohne gültige Papiere als „nationale Ziele“.
Winklers Beitrag ist unter Verfassungsanwälten umstritten. Der Anwalt und Autor des Blogs „Legal Tribune Online“, Patrick Heinemann, schrieb über seine X-Profil, dass Winklers Aussagen „verfassungsrechtlich und historisch nicht nachhaltig“ sind.
Im Gegensatz zu Winkler garantiert der Absatz 16A im deutschen Grundgesetz von Anfang an ein individuelles Asylrecht, ohne das Bundesverfassungsgericht oder andere Gerichte, argumentiert Heinemann.
Heinemann schließt zu dem Schluss: Die Tatsache, dass Asylum ein individuelles Recht ist, wäre auch im Asylkompromiss von 1993 unbestritten gewesen – sonst wäre der Kompromiss nicht erforderlich gewesen.