Medienkonzern Axel Springer wird aufgespalten

Medienkonzern Axel Springer wird aufgespalten

Stand: 19.09.2024 15:08

Der Axel-Springer-Konzern spaltet sein lukratives Online-Rubrikengeschäft ab. Das Medienunternehmen, zu dem auch Europas größte Boulevardzeitung „Bild“ gehört, liegt künftig vollständig in Familienhand.

Der Medienkonzern Axel Springer plant eine Aufspaltung seiner Geschäfte. Die Mediengeschäfte („Bild“, „Welt“, „Politico“) verbleiben dabei vollständig unter der Kontrolle des Springer-Chefs und Großaktionärs Mathias Döpfner und der Familie Springer, wie das Unternehmen heute mitteilte.

Die deutlich lukrativeren Rubrikengeschäfte wie Stellenportale (Stepstone) und Immobilien (Aviv) liegen mehrheitlich im Besitz des US-Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und des kanadischen Pensionsfonds CPP Investments.

Die Pläne stehen nach Angaben des Konzerns unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigung und sollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 umgesetzt werden.

So soll die neue Struktur aussehen

Konkret soll der Deal so aussehen: Das Mediengeschäft und weitere Bereiche wie das Online-Vergleichsportal „Idealo“ verbleiben bei Axel Springer. Vorstandschef Döpfner (61) und die Verlegerwitwe Friede Springer (82) kontrollieren knapp 98 Prozent des Unternehmens.

„Die restlichen Anteile verbleiben bei Axel Sven Springer, einem Enkel des Firmengründers – ein kleinerer Teil seines bisherigen Minderheitsanteils. Damit wird Axel Springer erstmals seit dem Börsengang 1985 zu einem Familienunternehmen, das sich vollständig in privater Hand befindet“, erklärte der Konzern.

Zum abgespaltenen Teil gehören Unternehmen wie die Stepstone Group (Stellenbörse), Aviv mit Immobilienportalen und „finanzen.net“. Das Rubrikengeschäft wird damit zu einem eigenständigen Joint Venture mit neuer Aktionärsstruktur – KKR und CPP Investments werden Mehrheitseigentümer.

„Optimal für die Zukunft Wachstumspotenzial“

„Mit der neuen Struktur wollen wir alle Geschäftsbereiche optimal für künftiges Wachstumspotenzial und Erfolg in ihren jeweiligen Märkten aufstellen“, erklärte Axel Springer. Das Medienunternehmen soll Mit-Minderheitsgesellschafter des abgespaltenen Unternehmens werden, die Enkel Axel Springers sollen wirtschaftlich beteiligt sein. Die genaue Beteiligungshöhe steht noch nicht fest. Wie der Unternehmensbereich künftig heißen wird oder ob es mehrere Einheiten geben wird, ist noch offen.

„Es war die klare Vision von Mathias Döpfner und mir, dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde. Dass diese Vision nun Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude“, sagte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerwitwe Friede Springer laut Mitteilung.

Vorstandschef Döpfner, der wie Springer ebenfalls einen großen Anteil an dem Medienunternehmen hält, sagte: „Bevor wir vor fünf Jahren unsere Partnerschaft mit KKR begannen, hatten Friede Springer und ich eine Vorstellung davon, wie das Unternehmen im Idealfall in einigen Jahren aussehen könnte. Genau das wird jetzt wahr.“ Die künftige Struktur biete die „allerbesten Voraussetzungen“ für eine gute Zukunft des Journalismus.

Zusammenarbeit mit KKR seit 2019

Dass sich KKR und Springer trennen, hatte die Medienbranche schon länger erwartet. Ende 2019 war Springer eine strategische Kooperation mit dem Finanzinvestor KKR eingegangen, um durch Beteiligungen schneller zu wachsen. 2020 zog sich Springer nach rund 35 Jahren von der Börse zurück. Zahlen, wie viel der Konzern heute wert ist, sind offiziell nicht bekannt. Die „Financial Times“ berichtete zuletzt von 13,5 Milliarden Euro, der größte Teil davon entfällt auf das Portalgeschäft. Demnach hat Axel Springer seinen Wert im Vergleich zur Zeit vor der Kooperation mehr als verdoppelt.

Finanzinvestoren wie KKR sind dafür bekannt, sich für einige Jahre bei Unternehmen zu engagieren und ihren Anteil dann im Idealfall mit Gewinn wieder zu verkaufen. Anfang 2023 sagte Springer-Chef Döpfner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa auf die Frage, wann er mit einem Ausstieg von KKR aus dem Konzern rechne: „Beim Einstieg haben sie uns gesagt, dass sie einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren hätten, eher sieben, vielleicht sogar zehn.“ Ende 2024 werden es dann fünf Jahre Zusammenarbeit gewesen sein.

US-Geschäft im Fokus

Die Branche dürfte genau beobachten, wie Verlagschef Döpfner – seit 2002 CEO – das internationale Mediengeschäft nun weiterführen wird. Die Trennung gibt dem Manager mehr Entscheidungsfreiheit. Ein klarer Fokus liegt auf den USA, wo Springer wachsen und womöglich zum größten Verlag werden will. Springer hatte im Oktober 2021 den Kauf des US-Digitalmedienkonzerns Politico abgeschlossen – es handelte sich dabei um die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte. Weitere Zukäufe in den USA könnten folgen. Neben dem Hauptsitz in Berlin gibt es ein weiteres Büro in New York.

Axel Springer will sich künftig – ohne ein genaues Datum zu nennen – aus dem gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden. Stärkste Medienmarke in Deutschland ist nach wie vor die Boulevardzeitung „Bild“. Weitere Marken sind „Welt“ und der gleichnamige Fernsehsender sowie die Berliner Boulevardzeitung „BZ“. Der Konzern mit seinen rund 18.000 Mitarbeitern setzt auf digitale Bezahlmodelle im Journalismus und auf Reichweite. Bei den deutschen Marken gab es vor einiger Zeit ein Kostensenkungsprogramm.

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