Massiver Druck aus den USA
Trump lässt UN-Klimaschutzabkommen für die Schifffahrt fallen
17. Oktober 2025, 17:58 Uhr
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Die internationale Schifffahrt treibt den Klimawandel mit erheblichen Mengen an Treibhausgasen weiter voran. Eigentlich sollten auf einer Konferenz in London strengere Regeln durchgesetzt werden. Doch die Abstimmung wird wegen des Widerstands aus den USA verschoben.
Ein geplantes internationales Abkommen für ein System der CO2-Bepreisung im Schiffsverkehr wird vorerst nicht umgesetzt. Die Mitgliedstaaten der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) stimmten in London dafür, eine Abstimmung über das Abkommen zu verschieben. Hintergrund ist der massive Druck, den die USA in den vergangenen Tagen ausgeübt hatten, um das als wichtigen Schritt zu mehr Klimaschutz gewertete Projekt zu verhindern.
Die IMO ist eine Sonderorganisation der UN. Im April stimmte die Mehrheit der Mitgliedsstaaten grundsätzlich für ein System zur Bepreisung von CO2-Emissionen von Schiffen. Der IMO-Umweltausschuss sollte die Vereinbarung diese Woche besiegeln.
Der internationale Schiffsverkehr stößt erhebliche Mengen an Treibhausgasen aus, die den Klimawandel weiter befeuern. Die CO2-Bepreisung soll dafür sorgen, dass Schiffe zunehmend auf weniger klimaschädliche Treibstoffe umgestellt werden. Länder wie China, Brasilien, Großbritannien und die EU unterstützen das Projekt. Für vom Klimawandel stark betroffene Länder wie die pazifischen Inseln gehen die vereinbarten Regeln nicht weit genug.
Allerdings sind große Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate – sowie die USA – gegen die CO2-Steuer. In den letzten Tagen drohte Washington Ländern, die das neue System unterstützen, mit Sanktionen wie Visabeschränkungen und Hafengebühren und forderte eine Änderung des Abstimmungsverfahrens.
Trump nennt Klimaschutz „Betrug“
US-Präsident Donald Trump schaltete sich am Donnerstag über seinen Kurznachrichtendienst Truth Social in die Debatte ein: Er schrieb, er sei „empört“ über die geplante Abstimmung in London. „Die Vereinigten Staaten werden diese globale, umweltfreundliche neue Steuer auf Versandbetrug NICHT tolerieren.“ Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Trump den USA eine Kehrtwende in der Klimapolitik verordnet. Er bezeichnet Klimaschutz als „Betrug“ und fördert die Nutzung fossiler Brennstoffe durch Deregulierung.
Die Mehrheit für die im April vereinbarten Regeln war daher nicht mehr gesichert. Den Teilnehmern zufolge verliefen die Abschlussgespräche diese Woche chaotisch. Der Umweltausschuss stimmte daher dafür, die Abstimmung zu verschieben. Die Regeln sollen ab 2027 in Kraft treten und große Schiffe mit mehr als 5.000 Tonnen Ladekapazität betreffen. Laut IMO sind diese für 85 Prozent der gesamten CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt verantwortlich.