Marktbericht
Nach dem Attentat auf Donald Trump kalkulieren Anleger eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Rückkehr des Altpräsidenten ins Weiße Haus ein. Der DAX kann einen Teil seiner Verluste wieder wettmachen.
Zum Wochenstart stehen die Börsen unter dem Eindruck des Attentats auf den ehemaligen Präsidenten Donald Trump. „Der Wahlkampf in den USA dürfte mit dem Attentat auf Trump in die heiße Phase eintreten und es ist davon auszugehen, dass Trump den Vorfall zu seinem Vorteil zu nutzen weiß und politisches Kapital daraus schlägt“, meinen die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen.
Allerdings sind Anleger verunsichert, wie sie Trumps gestiegene Wahlchancen einschätzen sollen. Ein Sieg der Republikaner wird an den Märkten grundsätzlich als positiv für Aktien und Dollar gesehen. Hintergrund ist die Erwartung, dass „eine Trump-Regierung höhere Zölle verhängen und eine protektionistische Politik verfolgen wird“, sagt Marktexperte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Höhere Zölle auf Importe dürften die Inflation allerdings wieder anheizen. Damit würde es für die US-Notenbank schwieriger, die Geldpolitik wie erwartet zu lockern, und die Zinsen könnten womöglich länger hoch bleiben – was wiederum nichts Gutes für die Aktienmärkte verheißen würde.
Nur eines scheint heute so gut wie sicher: Die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Preise, dürfte wieder deutlich zunehmen. Davon könnte Gold profitieren, gilt das gelbe Edelmetall doch als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Zum Wochenstart legte der Goldpreis allerdings nur leicht zu, eine Feinunze kostete zur Mittagszeit 2.410 Dollar.
Der Dollar kann seine frühen Gewinne nicht verteidigen und dreht gegenüber dem Euro ins Minus. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert dagegen aktuell 0,3 Prozent höher bei 1,0914 Dollar.
Die Reaktionen der Börsen auf den Trump-Attentat fielen gemischt aus. Der DAX konnte zwar einen Teil seiner frühen Verluste wieder wettmachen, doch knapp unter seinem Schlusskurs vom Freitag drehte das deutsche Börsenbarometer wieder nach Süden. Zur Mittagszeit notierte es knapp im Minus bei über 18.700 Punkten. Aus charttechnischer Sicht ist damit der Weg zum Rekordhoch (18.893 Punkte) frei.
Anders als am deutschen Aktienmarkt dürfte es an der Wall Street heute bergauf gehen. Der Future auf den Leitindex Dow Jones notiert aktuell 0,5 Prozent höher. Erst am Freitag hatte der US-Leitindex ebenso wie der marktbreite S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht.
Nach dem Start der Berichtssaison am Freitag stehen heute an der Wall Street wieder die Banken im Fokus: Am frühen Nachmittag öffnet die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Bücher.
Neben politischen Ereignissen und der US-Berichtssaison galt die Aufmerksamkeit der Anleger diese Woche vor allem der EZB-Ratssitzung am Donnerstag und einigen Konjunkturindikatoren. Die chinesische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal nur um 4,7 Prozent. Das ist deutlich weniger als die meisten Analysten erwartet hatten.
Positiv überraschten dagegen Daten aus Europa: Die Industrie der Eurozone reduzierte ihre Produktion im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent. Experten hatten mit einem stärkeren Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet. Am Nachmittag steht zudem der Empire State Index für die US-Industrie auf dem Programm. Erwartet wird eine leichte Verschlechterung der ohnehin schlechten Stimmung.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise leicht an, nachdem sie am Freitag aufgrund von Anzeichen für einen möglichen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas gesunken waren. Die Nordseesorte Brent gewinnt aktuell 0,1 Prozent auf 85,11 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der Bitcoin-Kurs ist heute Morgen kräftig gestiegen und konnte damit seine Kursgewinne vom Sonntag ausbauen. Ein Bitcoin kostete zuletzt rund 62.800 Dollar. Vor Trumps Ermordung lag der Bitcoin-Kurs noch deutlich unter 60.000 Dollar.
„Der Republikaner Trump ist digitalen Währungen gegenüber aufgeschlossen, Bitcoin ist als Wahlkampfspende willkommen, das demokratische Lager ist deutlich vorsichtiger“, erklärt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Am deutschen Aktienmarkt steht die BayWa-Aktie im Rampenlicht. Der Kurs des SDAX-Wertes brach im frühen Handel um bis zu 35 Prozent auf 14,74 Euro ein. Der milliardenschwer verschuldete Konzern hat einen Sanierungsexperten an Bord geholt. Das Gutachten soll die „angespannte Finanzierungssituation“ verbessern. Ein großes Problem sind die seit 2021 stark gestiegenen Zinszahlungen für die Kredite. Die Aktie hatte in den vergangenen Monaten bereits stark an Wert verloren: Seit Jahresbeginn ist der Kurs nun um fast 50 Prozent gefallen.
Airbus und der französische Rüstungskonzern Thales erwägen Insidern zufolge, Teile ihres Raumfahrtgeschäfts zusammenzulegen. Dabei soll es übereinstimmenden Medienberichten zufolge um die Satellitensparten gehen. Airbus hatte in den vergangenen Quartalen mehrfach Abschreibungen auf sein Satellitengeschäft vorgenommen, weil die Kosten aus dem Ruder gelaufen waren oder sich Projekte als verlustbringend erwiesen hatten.
Unterdessen erhöhte der europäische Flugzeugbauer in seiner jährlichen Branchenprognose die Schätzungen für Langstreckenflugzeuge, die nach der Corona-Flaute wieder gefragt sind. Airbus rechnet damit, dass sich die Zahl der Passagier- und Frachtflugzeuge bis 2044 auf 48.230 mehr als verdoppeln wird.
Aktien aus dem Sektor der erneuerbaren Energien werden zum Wochenstart abverkauft. Die Nordex-Aktie verlor in der Spitze mehr als fünf Prozent, nachdem der Anlagenbauer im zweiten Quartal weniger Aufträge erhielt als ein Jahr zuvor. Das dürfte allerdings auch an Gewinnmitnahmen liegen: Im Juli hatten die Aktien in der Spitze gut 19 Prozent an Wert gewonnen.
Wegen schwacher Nachfrage im wichtigen chinesischen Absatzmarkt blieb Swatch im ersten Halbjahr deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Anleger an der Zürcher Börse bestraften dies mit einem Kursverlust von mehr als zehn Prozent. Im Sog von Swatch gerät die gesamte Branche unter Druck: In Paris stehen LVMH, Kering und Hermès unter Druck. Auch neue Entwicklungen bei Burberry belasten den Sektor.
Der unter Nachfrageeinbruch leidende Luxusmodekonzern Burberry trennt sich von seinem Vorstandsvorsitzenden und kürzt die Dividende. Neuer Chef werde Joshua Schulman, teilte das britische Unternehmen heute mit. Der frühere Chef des US-Modeunternehmens Michael Kors löst damit Jonathan Akeroyd ab, der zwei Jahre lang an der Spitze des 167 Jahre alten Traditionsunternehmens stand.
Der Facebook-Konzern Meta hebt vor der heißen Phase des Wahlkampfs ums Weiße Haus die noch verbliebenen Beschränkungen für Ex-Präsident Donald Trump auf. Damit drohen ihm bei Regelverstößen keine härteren Strafen mehr. Trump hatte seine Facebook- und Instagram-Konten bereits Anfang 2023 zurückbekommen. Als Wiederholungstäter hätte er allerdings auch bei geringfügigen Regelverstößen der Plattformen erneut gesperrt werden können.
Googles Mutterkonzern Alphabet steht einem Pressebericht zufolge vor seiner größten Übernahme. Das Unternehmen befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen über den Kauf des Datensicherheitsunternehmens Wiz für rund 23 Milliarden Dollar, berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Ein Deal könnte schon bald verkündet werden, beschlossen sei er aber noch nicht.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.