Marktbericht
Der DAX steuert auf den vierten Gewinntag in Folge zu. Das Rekordhoch scheint in greifbarer Nähe. Noch mehr Vertrauen haben Experten aber in das deutsche Börsenbarometer.
Zur Wochenmitte peilt der DAX immer höhere Ziele an. Er stieg im Laufe des Vormittags um bis zu 0,6 Prozent auf 18.542 Punkte. In der Spitze liegt der deutsche Leitindex nur noch 25 Punkte unter seinem Rekord von 18.567 Punkten von Anfang April.
Wird das Rekordhoch im DAX nun zum Selbstläufer? Fakt ist: Das Allzeithoch übt mittlerweile eine starke Anziehungskraft auf Anleger aus. Der deutsche Leitindex hat auf dem Weg dorthin bereits alle technischen Widerstände beseitigt. Nach Ansicht vieler Marktbeobachter scheint ein weiteres Rekordhoch tatsächlich nur eine Frage der Zeit zu sein.
Manche blicken bereits weiter in die Zukunft und fragen sich: Wie könnte es für den DAX weitergehen? Charttechnik-Experte Christian Zoller von ING sieht das nächste Ziel bei 19.000 Punkten. „Mögliche Retracements dürften vermutlich bereits beim ehemaligen Widerstand um 18.250 Punkte enden, der nach dem Durchbruch in eine Unterstützung überging.“ HSBC-Experte Jörg Scherer bringt hingegen die 50-Tage-Linie (aktuell bei knapp 18.000 Punkten) als Absicherungsniveau ins Spiel.
Rückenwind für den DAX kommt einerseits von der Berichtssaison – insbesondere ein zweistelliger prozentualer Kurssprung bei Siemens Energy wirkt sich positiv aus –, aber auch von der Geldpolitik. Zu den zuletzt wiederbelebten Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen in den USA gesellen sich nun positive Signale aus Skandinavien.
Nach der Schweiz im März hat nun auch Schweden erstmals seit acht Jahren die Zinsen gesenkt, und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Dies stärkt die Hoffnung der Anleger, dass die Zinsen im Euroraum ab Juni sinken.
Mitte der Woche dürfte die Wall Street vorsichtig mit dem Handel beginnen. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones tendiert derzeit seitwärts. Die Aufwärtsdynamik an den US-Aktienmärkten war bereits gestern zum Erliegen gekommen.
Der Euro hat sich im Devisenhandel kaum bewegt: Die europäische Gemeinschaftswährung notiert derzeit bei 1,0751 Dollar. Auch am Goldmarkt gibt es wenig Bewegung: Die Feinunze Gold tendiert am Mittag bei 2.313 $ seitwärts.
Auf dem Ölmarkt fallen die Preise. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet derzeit 82,59 Dollar, 0,7 Prozent weniger als am Vorabend. Gestern stiegen die Ölpreise, nachdem das israelische Militär nach Erfüllung seiner eigenen Aufgaben die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs Rafah übernommen hatte.
Der mit Abstand größte Kursgewinner im DAX ist die Siemens Energy-Aktie. Zur Mittagszeit sind es über elf Prozent plus. Anleger sind von einer Erhöhung der Umsatzprognose begeistert: Für das laufende Jahr rechnet der Energietechnikkonzern nun mit einem Umsatzanstieg von 10 bis 12 Prozent statt bisher 3 bis 7 Prozent – ein Unterschied in Milliardenhöhe.
Auch in Zahlen sind Fresenius-Papiere gefragt. Der Gesundheitskonzern hob am Abend seinen Ausblick für das Gesamtjahr an. Im Jahr 2024 wird nun mit einem organischen Wachstum des Konzernumsatzes zwischen 4 und 7 Prozent gerechnet, nach zuvor 3 bis 6 Prozent. Die Prognose für das währungsbereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist nun höher.
Der größte DAX-Verlierer ist jedoch BMW mit einem Verlust von über drei Prozent zur Mittagszeit. Der Münchner Autobauer verdiente im ersten Quartal insgesamt fast drei Milliarden Euro – 19,4 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Die Gewinnmarge im Pkw-Geschäft lag mit 8,8 Prozent 3,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau.
Der Chiphersteller Infineon hat den ersten Stellenabbau im Rahmen seines angekündigten Sparprogramms bestätigt. In Regensburg sollen Hunderte Arbeitsplätze wegfallen. Erst gestern senkte Infineon nach schwachen Zahlen seine Prognose für das laufende Jahr.
Der DAX-Konzern Continental ist im ersten Quartal aufgrund enttäuschender Entwicklungen in seiner Automobilzuliefersparte in die Verlustzone gerutscht. Unterm Strich stand ein Nettoverlust von 53 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Conti einen Gewinn von 382 Millionen Euro erwirtschaftet.
Im MDAX hält die SMA Solar-Aktie mit einem Abschlag von rund acht Prozent die rote Laterne. Aufgrund höherer Kosten und eines ungünstigeren Produktmix verdiente der Solartechnikhersteller zu Jahresbeginn weniger. Das Nettoergebnis sank um 44,9 Prozent auf 28,5 Millionen Euro.
Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei der Jenoptik-Aktie. Dieser liegt mit einem Plus von über acht Prozent an der Spitze des MDAX. Gute Geschäftszahlen zum Jahresauftakt sorgen für Rückenwind. Baader-Bank-Experte Peter Rothenaicher sprach von einer überraschend starken operativen Profitabilität.
Auch die Aktien von Puma und Knorr-Bremse verbuchten den Zahlen zufolge Kursgewinne. Der Nettogewinn des Sportartikelherstellers sank im ersten Quartal aufgrund negativer Währungseffekte um ein Viertel auf 87 Millionen Euro. Der Bahn- und Lkw-Zulieferer verzeichnete hingegen einen Anstieg bei Umsatz und Ergebnis.
Die Auto1-Aktie hat unter den SDAX-Werten ein Feuerwerk gezündet. Die Aktien des Gebrauchtwagenhändlers stiegen zuletzt um über 22 Prozent. Auto1 rechnet in diesem Jahr nun mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 20 und 40 Millionen Euro, nachdem zuvor lediglich mit dem Erreichen des operativen Break-Even-Punkts gerechnet wurde.
Der Einzug von Borussia Dortmund ins Champions-League-Finale bringt weitere Millionen in die Kassen des Fußballvereins – das wird von Anlegern gefeiert: Die BVB-Aktie springt erstmals seit Oktober 2023 wieder über die 4,00-Euro-Marke.
Die Pannenserie bei Boeing reißt nicht ab. Nun musste laut türkischen Medien ein Flugzeug des Logistikunternehmens Fedex am Flughafen Istanbul auf seinem Rumpf landen. Grund sei ein Problem mit dem Fahrwerk der Maschine gewesen, berichtete der Staatssender TRT. Bei der Maschine handelte es sich um eine Boeing 763. Verletzt wurde niemand.
Tesla wird seinen Mitarbeitern in seinem Werk Grünheide bei Berlin morgen erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten, da gegen die geplante Erweiterung der Fabrik protestiert wird. Der Elektroautohersteller betonte außerdem, dass der arbeitsfreie Tag nach Christi Himmelfahrt bereits im Januar für die Belegschaft angekündigt worden sei.
Der Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens AstraZeneca, Vaxzevria, ist in der EU nicht mehr zugelassen. Der im März beschlossene Widerruf der Marktzulassung ist laut einem Dokument der EU-Kommission gestern in Kraft getreten. AstraZeneca selbst forderte diesen Schritt „aus kommerziellen Gründen“.