Der Präsident war zuvor geflohen
Putsch in Madagaskar – Militär kündigt Machtübernahme an
14. Oktober 2025, 16:32 Uhr
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Gewalttätige Proteste sorgen seit Wochen für Chaos in Madagaskar. Der Präsident flieht. Nun verkündet das Militär die Machtübernahme. Der Schritt erfolgt, nachdem das Staatsoberhaupt die Auflösung der Nationalversammlung aus dem Exil angekündigt hat.
In Madagaskar kündigte das Militär nach Protesten und einem Amtsenthebungsverfahren gegen den flüchtigen Präsidenten Andry Rajoelina die Machtübernahme an. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt und ein Präsidialrat aus Angehörigen der Armee und der Gendarmerie eingesetzt. „Ab heute übernehmen wir die Macht und lösen den Senat und das Oberste Verfassungsgericht auf“, sagte der Chef der Capsat-Einheit, Michael Randrianirina, vor dem Präsidentenpalast in Antananarivo. „Wir werden die Nationalversammlung weiterarbeiten lassen.“ Die wichtige Armeeeinheit hatte sich bereits am Wochenende auf die Seite der regierungsfeindlichen Demonstranten gestellt.
Zuvor hatte der aus dem Land geflohene Präsident Rajoelina auf seinem X-Profil erklärt, dass die Nationalversammlung des Inselstaates per Dekret aufgelöst werde. Dies sei notwendig, um die Ordnung im Inselstaat wiederherzustellen und die Demokratie zu stärken, schrieb er. Der stellvertretende Parlamentspräsident Siteny Randrianasoloniaiko hatte jedoch die Rechtmäßigkeit der Parlamentsauflösung in Frage gestellt.
Die Opposition wollte im Parlament ein Amtsenthebungsverfahren gegen Rajoelina einleiten. Obwohl sich zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Dekrets bereits Abgeordnete im Parlament versammelt hatten, gab es keine reguläre Sitzung.
Aufenthaltsort des Präsidenten unklar
Es ist nicht bekannt, wo sich Rajoelina derzeit aufhält. Er sagte am Montagabend in einer Live-Videoansprache, dass er sich an einen sicheren Ort begeben müsse, um sein Leben zu schützen. Zu einem möglichen Rücktritt äußerte er sich nicht. Stattdessen appellierte er an die Menschen seines Landes, die bestehende Ordnung zu respektieren.
Einem Bericht des französischen Radiosenders RFI zufolge wurde Rajoelina am Sonntag nach wochenlangen Protesten in Madagaskar von einem französischen Militärflugzeug ausgeflogen. Eine entsprechende Vereinbarung gab es demnach mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron. Rajoelina erhielt 2014 die französische Staatsbürgerschaft.
Seit Ende September fordern vor allem junge Menschen mit teils gewalttätigen Demonstrationen den Rücktritt Rajoelinas. Hintergrund sind hohe Lebenshaltungskosten und mangelnde Perspektiven für die junge Generation. Am Wochenende erklärte eine Einheit der aufständischen Armee, sie habe die Kontrolle über die Land-, Luft- und Seestreitkräfte des Inselstaates vor der Südostküste Afrikas übernommen. Das Präsidialamt sprach von einem Putschversuch.