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Madagaskar: Präsident spricht von „illegaler Machtergreifung“

Madagaskar: Präsident spricht von „illegaler Machtergreifung“

Stand: 12. Oktober 2025 12:01 Uhr

Vor allem junge Menschen demonstrieren in Madagaskar seit mehr als zwei Wochen gegen die Regierung. Gestern schlossen sich Soldaten dem Protest an. Präsident Rajoelina spricht von einem Versuch einer „illegalen Machtübernahme“.

In Madagaskar kommt es seit Tagen nicht zur Ruhe. Seit dem 25. September dauern die Proteste gegen die Regierung an. Auslöser dafür waren regelmäßige Stromausfälle von mehr als zwölf Stunden am Tag und Probleme bei der Wasserversorgung.

Präsident Andry Rajoelina sprach nun von einem Versuch einer illegalen Machtübernahme. „Die Präsidentschaft der Republik möchte die Nation und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, dass derzeit auf nationalem Territorium ein Versuch unternommen wird, die Macht illegal und mit Gewalt zu ergreifen, was gegen die Verfassung und demokratische Grundsätze verstößt“, erklärte Rajoelina.

Gestern schlossen sich mehrere Soldaten einer Demonstration in der Hauptstadt Antanarivo an und forderten das restliche Militär, die Gendarmerie und die Polizei auf, Befehlen nicht zu gehorchen. Die Soldaten kündigten online an, dass sie sich dem Befehl widersetzen würden, auf Demonstranten zu schießen.

Soldaten haben sich Demonstranten in Madagaskars Hauptstadt Antanarivo angeschlossen.

Stromausfälle, hoch Arbeitslosigkeit, Armut

Die Demonstranten werfen der Regierung Ausfälle bei der Strom- und Wasserversorgung, Mängel im Bildungssystem und Untätigkeit angesichts hoher Arbeitslosigkeit und weit verbreiteter Armut vor. Bisher kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Plünderungen. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas, Blendgranaten, Gummigeschossen und Platzpatronen gegen die Proteste vor.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Beginn der Proteste mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt. Präsident Rajoelina selbst sprach von zwölf Toten, es handele sich um „Plünderer“ und „Einbrecher“.

Fordert den Rücktritt des Präsidenten

Die unter dem Namen „Gen Z“ zusammengefasste Protestbewegung fordert den Rücktritt Rajoelinas, die Auflösung des Senats, des Verfassungsgerichts und der Wahlkommission sowie die strafrechtliche Verfolgung des Geschäftsmanns Mamy Ravatomanga. Dies soll Rajoelinas wichtigster Geldgeber sein.

Präsident Rajoelina kam 2009 nach einem Putsch gegen den damaligen Staatschef Ravalomanana an die Macht. Der Umsturz wurde von Soldaten der Basis in Soanierana angeführt. Ende 2023 wurde Rajoelina in einer von der Opposition boykottierten Wahl für eine dritte Amtszeit bestätigt.

Trotz seines Rohstoffreichtums gehört Madagaskar, vor der afrikanischen Ostküste gelegen, zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast 75 Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze.

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