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Losverfahren für die Bundeswehr: Steinmeier zweifelt und kritisiert

In einem Exklusivinterview mit „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ sagte Steinmeier, dass die Koalitionsparteien selbst beurteilen müssten, ob das Lotterieverfahren stattfinden werde ist wirklich ein geeignetes Verfahren. Er selbst äußerte Zweifel daran. Mit Blick auf den eskalierten Streit zwischen der schwarz-roten Koalition sagte Steinmeier: „Die Beteiligten haben wohl selbst erkannt, dass gestern ein kommunikativer Misserfolg war.“
















Er hofft, dass der Streit schnell beigelegt wird. Am Dienstag wurde eine angekündigte Pressekonferenz der Bundestagsfraktionen von Union und SPD kurzfristig abgesagt, weil es Streit über die Ausgestaltung einer wieder eingeführten Wehrpflicht gab. „Was ich heute aus Berlin gehört habe, ist, dass der Terror groß ist. Und wenn der Terror groß ist, könnte das zu einer größeren Einheitsbereitschaft führen“, sagte Steinmeier im SWR.

Zunächst schien eine Einigung erzielt worden zu sein, dann sagte die Koalition eine Pressekonferenz ab. Der Streit um die neuen Militärdienstpläne sorgt für neuen Aufruhr. Was war da los? Und …

Steinmeier zum Pflichtdienst – für Männer und Frauen

Frank-Walter Steinmeier plädierte grundsätzlich für die Einführung des Gesetzes über den freiwilligen Wehrdienst. Aber: „Meine Erwartungen sind größer. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns der Idee öffnen sollten, dass wir die Wehrpflicht brauchen. Und ich bin nicht erst heute der Meinung, dass wir sie für Männer und Frauen brauchen.“

Die Einreise über das Wehrdienstgesetz muss jetzt erfolgen. Ich habe Zweifel, ob das ausreicht und ob wir nicht am Ende eine Wehr- und Wehrpflicht haben müssen.

Die Situation hat sich seit Februar 2022 (dem russischen Angriff auf die Ukraine) verändert. Die europäische Sicherheitsarchitektur wurde abgerissen. Die Bundesrepublik täte gut daran, zur Selbstverteidigung bereit zu sein. Um dies zu erreichen, müsse die Bundeswehr besser ausgerüstet und ausgestattet werden, auch personell, sagte Steinmeier.

Gegen Pflichtjahr für Senioren

Die Diskussion um die Wehrpflicht betrifft vor allem junge Menschen. Aber auch ältere Menschen sollten in die Verantwortung genommen werden – das war zumindest ein Vorschlag des Ökonomen Marcel Fratzscher vor einigen Wochen. Seine Forderung nach einem verpflichtenden sozialen Jahr für Senioren sorgte für viel Unmut – auch bei Bundespräsident Steinmeier. Er lehnte die Idee klar ab.

In den letzten Jahren hat die Unterstützung für die Wiedereinführung der Wehrpflicht deutlich zugenommen. „Wenn wir jetzt wieder anfangen, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen, die Jungen gegen die Alten, die Alten gegen die Jungen, dann werden wir meines Erachtens das verlieren, was wir an Überzeugungskraft bereits erreicht haben.“

Bundespräsident in Andernach

Der Bundespräsident ist diese Woche im Rahmen seines Besuchsprogramms „Lokalzeit Deutschland“ für drei Tage in Andernach. Neben Terminen mit Kommunalpolitikern will er auch mit Bürgern sprechen. Auch ein Besuch bei der Bundeswehr in Andernach stand auf dem Programm. Bis Donnerstag ist Andernach Amtssitz des Bundespräsidenten.

Andernach
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Programmpunkt am Donnerstag im Rahmen der

„Ortszeit Deutschland“ im Norden von RLP
Steinmeier in Andernach: Der Mittwoch endet mit einem Benefizkonzert

Frank-Walter Steinmeier verlegt seinen Amtssitz erstmals nach Rheinland-Pfalz: Sein Aufenthalt endet am Donnerstag mit der Verleihung des Verdienstordens an engagierte Menschen.


SWR Aktuell Rheinland-Pfalz

SWR RP

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