Die Ampel startete 2021 als „Fortschrittskoalition“. Von dem ungleichen Dreierbündnis aus SPD, Grünen und FDP sind inzwischen hart erkämpfte Kompromisse und dringend notwendige Stabilität nicht mehr zu erwarten. Stattdessen wird der „Partner“ der Koalition immer unerbittlicher. Die Fronten sind längst verhärtet.
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Nach der Veröffentlichung des jüngsten Lindner-Wirtschaftspapiers wurde klar: Die Koalitionspartner müssen schnell klären, ob sie noch klarkommen und ob sie noch einen Modus finden, wie sie Deutschland ein weiteres Jahr regieren können, ohne dass das Land erheblich in der Krise steckt danach schlechtere Lage als jetzt.

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Die Herausforderungen wachsen – Stabilität ist gefragt
Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für Deutschland, Europa und die Welt werden in dieser Zeit weiter zunehmen. Ohne politische Vereinbarungen wird die deutsche Wirtschaft größeren Schaden erleiden. Und ohne eine verlässliche und handlungsfähige Bundesregierung droht Deutschland geopolitisch ins Hintertreffen zu geraten. Die Rolle Deutschlands als verlässlicher und stabiler Partner wäre besonders wichtig, wenn Donald Trump am Dienstag die US-Präsidentschaftswahl gewinnt – was alles andere als unwahrscheinlich ist. Für die Ukraine bei der Abwehr des russischen Angriffskrieges könnte die Unterstützung Deutschlands dann wichtiger denn je sein.
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Innenpolitisch braucht Deutschland dringend eine Bundesregierung, die die Bevölkerung nicht durch ständige und immer eskalierende Streitigkeiten ermüdet, abschreckt und frustriert. Denn dieser Streit und die Vorstellung, dass „die da oben“ sich nur um sich selbst und nicht um die Ängste und Nöte der Menschen „da draußen“ kümmern, befeuern den Erfolg von Populisten und Extremisten. Ihr wachsender Stimmenanteil wird es in Zukunft noch schwieriger machen, stabile Regierungsmehrheiten zu finden. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden.

Das Unvorhersehbare: Was will Christian Lindner?
Das Schicksal der Ampelkoalition hängt vor allem von einem Mann ab: FDP-Chef Christian Lindner hat den Verbleib seiner Partei im Regierungsbündnis immer wieder offen gelassen, Koalitionspartner werfen ihm vor, einen Ausschluss provozieren zu wollen. Lindner hat sehr gute Erfahrungen mit Abhebungen gemacht.
Die Zeichen stehen auf Eskalation
Am besten wäre es, wenn SPD, Grüne und FDP im Bund wieder zusammenfinden und den Rest der Legislaturperiode besser als bisher regieren würden. Doch es deutet wenig darauf hin, dass dies gelingen wird. Die peinliche Farce rund um die beiden konkurrierenden Industrie- und Wirtschaftsgipfel von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner in der vergangenen Woche sprach Bände. Lindners Wirtschaftspapier räumt nun die letzten Zweifel aus dem Weg – auch wenn er betont, dass das Papier nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sei. Die Zeichen stehen auf Eskalation.
Wenn den Ampel-Chefs in den nächsten Tagen kein überraschender und überzeugender Plan zur grundsätzlichen Wende einfällt, gilt das Sprichwort: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Auch vorgezogene Wahlen würden kurzfristig nicht zur Stabilität beitragen, sondern Deutschland eher ein paar turbulente Monate bescheren. Und es ist keineswegs selbstverständlich, dass die künftige Bundesregierung – höchstwahrscheinlich unter Führung der CDU – harmonischer und produktiver zusammenarbeiten wird.
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Zumindest würde das unwürdige Spektakel, das die Ampel-Koalition seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit veranstaltet, verkürzt. Lindners Auftritt nährt den Verdacht, dass er alles dafür tut, dass die Kanzlerin ihn aus dem Amt feuert und die Ampel-Koalition zerbricht. Dann könnte Scholz als Schreckgespenst gelten, nicht Lindner. Es wäre ehrlicher und fairer gegenüber dem Land, jetzt selbst die Reißleine zu ziehen – auch wenn das für die FDP ein riskanter Schritt wäre. Denn die Partei liegt in den letzten Umfragen gerade einmal bei drei bis vier Prozent.
https://www.ostsee-zeitung.de/politik/ampelstreit-und-regierungskrise-besser-ein-ende-mit-schrecken-N7WGWJ3CLVEBFLILM4VCN5Y2ME.html
