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Letzter „ZDF-Fernsehgarten“: Endlich mal eine gute Nachricht fürs Fernsehen

Letzter „ZDF-Fernsehgarten“: Endlich mal eine gute Nachricht fürs Fernsehen

Kritik
Letzter „ZDF-Fernsehgarten“

Aktualisiert am 12. Oktober 2025, 16:24 Uhr

Zum letzten Mal in diesem Jahr begrüßte Andrea Kiewel ihre Zuschauer am Sonntagnachmittag im „ZDF-Fernsehgarten“. Bevor die Moderatorin die „Fernsehgarten“-Stühle in die Garage stellt, wollte sie noch ein letztes Mal eine „Hitparty“ veranstalten. Allerdings passten weder die Location noch das Programm wirklich, nur der Humor war Party-Niveau.

Diese Kritik vertritt die Auffassung von Christian Vock. Erfahren Sie, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bekanntlich hat alles außer der Wurst ein Ende und weil der „Fernsehgarten“ keine Wurst, sondern eine sommerspezifische Open-Air-Show ist, werden an diesem Oktobersonntag die „Fernsehgarten“-Zelte auf dem Mainzer Lerchenberg abgerissen. Genau genommen wurden die Zelte bereits vor ein paar Tagen abgebaut, denn für die letzten beiden Ausgaben des „Fernsehgartens“ gehen wir jedes Jahr auf Tour und reisten dieses Mal ins Saarland und traten im Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf.

Man lebt also aus dem Koffer, umso überraschender ist es, dass für die letzte Ausgabe im Ausland das Motto „Schlagerparty“ gewählt wurde. Mit dem Südhang im Rücken und dem Schwimmbad vor Augen lässt es sich am Mainzer Lerchenberg gut feiern, zumal dort immer gefeiert wird. Außerhalb der Heimat, vor allem an einer Weltkulturerbestätte, sind die Möglichkeiten etwas eingeschränkter und das Partypublikum geringer.

„Verrückt sportliches“ Partyprogramm

Wir sehen uns Andrea Kiewel An diesem Sonntag auf der Völklinger Hütte deutet außer den Farben ihrer Kleidung nichts auf eine Party hin. Denn Kiewel ist in bunte, aber auch in dicke Wolle gehüllt, als sie die Zuschauer mit einem „Willkommen im sicherlich letzten ‚Fernsehgarten‘ des Sommers 2025“ begrüßt. Aber Schlagerparty ist keine Frage des Outfits, sondern der Gemütsverfassung und die hat Kiewel auf der musikalischen Seite Beatrice EgliEingeladen sind Nicole, Vincent Gross, Brings, Eloy de Jong, Christin Stark, Neonlicht, Daniel Ceylan und Romy Kirsch.

Im Grunde alle Künstler, die man schon mit anderen Mottos im „Fernsehgarten“ gesehen hat, doch Kiewel behauptet, dass der Saisonabschluss nur mit einer „großen, fetten Schlagerparty“ gefeiert werden könne. Eine Behauptung, die sich ebenso wenig belegen lässt wie die Schmeicheleien, die Kiewel für das saarländische Publikum bereithält. Das Saarland sei zwar das kleinste Bundesland Deutschlands, aber „die Saarländer haben die größten Herzen, die man sich nur wünschen kann“, erklärt Kiewel und unterstellt damit den Saarländern keine kollektiven Gefäßerkrankungen, sondern versteht das eher als Kompliment.

Heimspiel der Grünen Bullen aus Völklingen mit einer akrobatischen Leistung.

© ZDF/Maximilian von Lachner

Kiewel brachte viele davon mit nach Völklingen und verteilte sie über das zweistündige Programm. Das hat viel mit Schlager zu tun, aber wenig mit Party. „Hier wird es heute unglaublich sportlich“, sagt Kiewel stattdessen und präzisiert gleich: „Kiwi lernt Freiwasserschwimmen“, kündigt Kiewel an, ebenso wie „Kiwi lernt Tischtennis.“ Industrieklettern und Cheerleading soll es auch geben, aber das will und will Kiewel nicht lernen.

Lyoner und Tischtennis

In der Praxis sieht dieses „verrückte sportliche“ Programm so aus: Andrea Kiewel schlägt mit Ex-Tischtennis-Weltmeister Steffen Fetzner ein paar Bälle über den Tisch. Dann spielen Vincent GrossNeonlichter und Christin Stark eine Runde Plastikbecherschießen, um zu sehen, wer sich im Industrieklettern versuchen kann. Kiewel unterhält sich mit Weltrekordhalter Andreas Waschburger über das Freischwimmen, bevor Waschburger ihr in einem Slapstick-Clip seine Leidenschaft, das Freischwimmen, vorstellt. Den krönenden Abschluss des sportlichen Nachmittags bilden die Green Bulls, eine Cheerleader-Truppe aus dem Saarland.

Was hat der letzte „Fernsehgarten“ des Jahres sonst noch zu bieten? Vincent Gross revanchiert sich beim Plastikbecherschießen für den Sieg und wird mit einem Klettergurt einen Industrieschornstein hochgezogen, um wenige Minuten später mit der Seilbahn wieder über die Völklinger Hütten hinunterschweben zu können. Ein paar Meter tiefer wirft Profikoch Cliff Hämmerle Kartoffeln, Erbsen, Brokkoli und ein paar Scheiben Lyonnaise-Wurst zusammen und brutzelt sie in einer gemischten Pfanne.

Vincent Gross übt sich als Industriekletterer.

© ZDF/Maximilian von Lachner

Tischtennis, Schwimmen, Klettern, Lyonerpfanne – klingt das für Sie nicht wirklich nach einer Party? Plus Nicole, die auf einem Schlag ein Medley aus ihren Hits kreiert? Ob das nah an einer Party ist, kann jeder für sich entscheiden, doch auf ein generelles Partyverständnis kommt nur Vincent Gross, wenn er mit Sirtaki und Polonaise durch die Völklinger Hütte paradiert und über Alkohol aller Art singt. Der Rest ist Partywüste, zumindest bis auf diesen einen kleinen Moment.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht für das Fernsehen

Es ist eine ungeschriebene und unnötige Tradition im „Fernsehgarten“, dass die Sendung dazu neigt, in schlüpfrigen Pubertäts-Humor zu kippen und Andrea Kiewel ließ es sich nicht nehmen, dieser Tradition zum Abschied noch einmal nachzufolgen. Wir erinnern uns, dass Steffen Fetzner zu Gast war und den anderen Gästen zeigte, wie man die Plastikbecherpyramide am besten umwirft. Weil ihm das in nur sechs Sekunden gelingt, ist Andrea Kiewel nicht nur beeindruckt, sondern macht Fetzner auch aus Spaß einen Heiratsantrag.

„Ich bin Single“, antwortet Fetzner, was Kiewel zu der Aussage ermutigt: „Na ja, er kann mit Bällen umgehen.“ Spätestens hier hätte Schluss sein sollen, doch Fetzner greift Kiewels Humorstil mit „Aber nur bei den Kleinen“ auf. Während Kiewel und Fetzner über diese Unklarheiten vor sich hin kichern, kommt für einen kurzen Moment Partystimmung auf, denn solche Gespräche finden auf Partys meist weit nach Mitternacht und bei hohem Alkoholgehalt statt.


Redaktionelle Empfehlungen


„Das gibt es eigentlich alles nur im Fernsehen. Das gibt es in keiner anderen Livesendung“, sagt Andrea Kiewel, und das sind eigentlich gute Nachrichten fürs Fernsehen. So oder so: Die nächste dieser „Partys“ wird es erst im kommenden Mai geben. Es bleibt also genug Zeit für alle, sich ein wenig zu erholen.

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