Leipzig – Sie geht – aber natürlich nicht leise. Jette Nietzard (26), die scheidende Grünen-Jugend-Chefin, lieferte beim Abschied vom Grünen-Jugend-Bundeskongress in Leipzig erneut das ab, was sie so berüchtigt gemacht hat: viel Trotz, viel Pathos und null Selbstkritik.
„Es ist mir egal, was die Leute sagen, was die Grünen denken und was Journalisten schreiben“, rief sie zu Beginn ihrer Abschiedsrede in den Saal. Unter den Augen von Felix Banaszak, Vorsitzender der Grünen-Bundespartei (35). Er hörte es mit ernstem Gesicht. Wichtig sei ihr nur gewesen, „dass der Verein linksbleibt.“
„Das war schrecklich“
Denn anstatt sich zu den handfesten Mobbingvorwürfen gegen sie zu äußern (Stichwort: Co-Chef Jakob Blasel, wochenlang ignoriert, zermürbt, zum Rückzug getrieben), zog es Nietzard vor, über die großen Fragen der Revolution zu urteilen. Selbstkritik? Keiner.
Emotional: Die scheidende Grünen-Jugend-Chefin Jette Niezard
Viel Trotz dafür. Zunächst fiel der Grünen-Mutterpartei noch etwas anderes auf: zu feige, zu konformistisch, zu sehr vom Establishment. Dieselbe Partei, die bis vor kurzem (im Juni) regelmäßig mit „All Cops are Bastards“-Pullovern und „Söder ist ein Hurensohn“-Aussagen für Aufsehen sorgte.
„Das Wochenende im Juni war das schlimmste meiner Amtszeit“, beschwerte sich Nietzard mit zitternder Stimme. „Es war schrecklich, als alle meinen Rücktritt forderten.“
„Niemanden in den Arsch getreten“
Zum Schluss noch ein Seufzer für das grüne Poesiealbum.
Sie sei „niemandem in den Arsch gegangen“, „glaubt nicht mehr an die Grünen“, bleibt aber weiterhin Mitglied. Denn „im Stillen kann man für nichts kämpfen.“
Nietzard hingegen schweigt zu allen Vorwürfen der vergangenen Tage. Sie soll Mitglieder angeschrien, eingeschüchtert und diffamiert sowie Männer, die nicht zu ihr passten, als „Antifeministinnen“ verunglimpft haben. Ein erklärendes Wort oder gar eine Entschuldigung? Keiner.
Banaszak ruft zur Einheit auf
Auf alle Vorwürfe ging es ein Bundessprecher Banaszak in seinem kurzen Grußwort, sondern appellierte stattdessen an die Einigkeit der Familie Green. Er will keine angepasste Jugend, sondern eine, mit der die Menschen weniger über die Medien, sondern direkter miteinander reden.
Banaszaks Rede wurde von einem von mehreren Delegierten gehaltenen Transparent mit der Aufschrift „Felix, biegen Sie links ab“ umrahmt. Nach seiner Rede skandierten einige Delegierte „Ruck to the left now“.
„Miteinander ins Gespräch kommen“ könnte dennoch kompliziert bleiben.