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Lehrer misshandelt und erpresst – sechs Jugendliche verurteilt

Im Gerichtsverfahren um die Misshandlung einer Lehrerin in Wien verurteilte das Gericht sechs Jugendliche. Zwei der Hauptangeklagten drohen mehrjährige Haftstrafen. Die Jugendlichen misshandelten, erpressten und bestohlen die Frau.

Eine Lehrerin in Österreich wurde monatelang von einer Gruppe Jugendlicher bedroht, ausgebeutet und misshandelt. Am Ende der Gewaltserie stand die Wohnung der Frau in Flammen. Am Landesgericht Wien wurden sechs Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren verurteilt – unter anderem wegen Erpressung, Diebstahl, Brandstiftung und diverser Sexualdelikte.

Für zwei Hauptangeklagte kündigte der Vorsitzende Richter Haftstrafen von 3,5 Jahren und 3 Jahren an. Die übrigen Angeklagten erhielten Haftstrafen zwischen vier und 18 Monaten – teilweise als Bewährungsstrafen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Es handele sich um „wirklich schwerstes Verbrechen“, sagte die Staatsanwältin in ihrem Schlussplädoyer. Die Anklage lese sich „wie ein Drehbuch“, sagte sie. Der Lehrer habe zugegeben, Fehlentscheidungen getroffen zu haben, „die nicht immer den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen“, die Jugendlichen seien jedoch angeklagt worden, so die Staatsanwaltschaft.

Einvernehmlicher Sex mit Ex-Studentin

Der Fall begann im vergangenen Jahr mit einer einvernehmlichen sexuellen Beziehung: Die damals fast 30-jährige Lehrerin begann eine Beziehung mit einer Ex-Schülerin. Doch dann lernte die Frau Freunde des damals 16-Jährigen kennen, die sich laut der Lehrerin als Mitglieder einer Bande bezeichneten.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass einzelne Mitglieder der Gruppe sie wehrlos unter Drogeneinfluss vergewaltigt, sexuell angegriffen und misshandelt hatten.

Explizite Aufnahmen als Druckmittel

Die Lehrerin sei zudem mit Aufnahmen unter Druck gesetzt worden, die zeigten, dass sie sexuelle Handlungen vollführe und Drogen nehme, sagte der Richter. Die Jugendlichen erpressten von der Frau Geld für Suchtmittel, Tabak, Essen, Getränke und Taxifahrten.

Als die Lehrerin im vergangenen Januar im Urlaub war, zündeten einige der Teenager ihre Wohnung an und stahlen Wertgegenstände. Ein Angeklagter habe in diesem Zusammenhang von einem „Endstreich“ gesprochen, weil er „keine Lust mehr“ auf die Frau habe, schilderte der Staatsanwalt.

Die Verurteilten zeigten vor Gericht weder Reue noch Mitgefühl gegenüber ihrem Opfer. Sie gaben Eigentumsdelikte und Brandstiftung zu, bestritten jedoch Erpressung und sexuellen Missbrauch. Sie sprachen davon, mit der Frau Alkohol und Drogen konsumiert zu haben und auch einvernehmlichen Sex gehabt zu haben. Doch die beiden Laien- und zwei Berufsrichter folgten den „absolut glaubwürdigen Aussagen“ der Frau, wie der Vorsitzende Richter erklärte.

Nur der siebte Angeklagte zeigte Mitgefühl: „Es tut mir leid, was passiert ist“, sagte er. Es handelte sich um den Teenager, mit dem die Lehrerin letztes Jahr eine einvernehmliche Beziehung hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beteiligung am Wohnungsdiebstahl vor. Dies konnte jedoch vor Gericht nicht nachgewiesen werden – er war der Einzige, der freigesprochen wurde.

dpa/jho/saha

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