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Leapmotor B10 (2025) im ersten Test: Die Kampfansage

Wenn ein Auto an der Côte d’Azur für Aufsehen sorgt, liegt das meist an glänzenden Felgen und sündhaft teuren Emblemen. Diesmal war es anders. Auf den Straßen rund um Nizza tauchte plötzlich ein chinesisches Elektroauto auf, das keiner Luxusvilla im Hintergrund bedarf, um zu beeindrucken: der neue Leapmotor B10.

Ein vollelektrischer Kompakt-SUV, 4,51 Meter lang, modern gestylt – und mit einem Einstiegspreis, der so gar nicht zum Süden Frankreichs passt: ab 29.900 Euro. Das ist kein Tippfehler, sondern eine Kampfansage.

China kann es günstig machen – und zwar ziemlich gut

Leapmotor ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Marke existiert seit 2015, ist derzeit jedoch nur in China bekannt. Jetzt will sie nach Europa und bekommt dank einer Partnerschaft mit Stellantis (also Peugeot, Fiat, Opel und Jeep) den besten Starthelfer, den man sich wünschen kann. Der B10 ist das erste Modell, das von Anfang an für internationale Märkte entwickelt wurde – und das merkt man in vielen Details.

Design mit klaren Linien

Optisch wirkt der Leapmotor B10 ausgereifter, als sein Preis vermuten lässt. Markant ist die Front mit den schmalen LED-Tagfahrleuchten, die Seitenflächen sind glatt und modern, das Heck verfügt über ein durchgehendes Lichtband im Stil teurer Marken.

Lediglich die etwas kleinen Räder lassen es weniger kraftvoll wirken. Mit einer Länge von 4,51 Metern, einer Breite von 1,86 Metern und einer Höhe von fast 1,70 Metern liegt der B10 genau dort, wo Hyundai Kona Electric, Renault Scenic oder Peugeot E-3008 liegen – nur dass er deutlich weniger kostet.

Mehr Platz im Inneren als erwartet

Im Innenraum überrascht der Leapmotor mit einem überraschenden Raumgefühl. Vorne sitzt man luftig, das große Glasdach bringt Licht und Offenheit und die Kniefreiheit im Fond ist geradezu großzügig. Fünf Erwachsene reisen hier stressfrei. Der Kofferraum fasst 436 Liter, dazu gibt es einen kleinen Kofferraum mit rund 50 Litern.

Bei den Materialien spielt der Preis durchaus eine Rolle. Viel Hartplastik, dazu Kunstleder, das sich ordentlich anfühlt, aber nicht täuscht: Hier herrscht kein Luxus, sondern eher Pragmatismus. Die Sitze sind ein echtes Highlight. Elektrisch verstellbar, beheizt und sogar belüftet – so etwas gibt es nicht für unter 35.000 Euro. Das Cockpit ist klar strukturiert, dominiert von einem 14,6-Zoll-Touchscreen mit schneller Snapdragon-Hardware.

In der Praxis funktionierte das System nicht ganz reibungslos und das Navigationssystem stürzte mehrfach ab. Zumindest Updates wurden angekündigt, darunter Apple CarPlay und Android Auto. Hinter dem Lenkrad befindet sich ein kleines, klassisches Instrumentenbrett – unspektakulär, aber immerhin vorhanden.

Entspannt elektrisch

Angetrieben wird der B10 von einem 160 kW starken Elektromotor an der Hinterachse. Das sind 218 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment. In 8 Sekunden beschleunigt er auf 100 km/h und erreicht die Höchstgeschwindigkeit bei 170 km/h. Nicht spektakulär, aber absolut ausreichend. Deutlich beeindruckender ist die Reichweite: bis zu 434 Kilometer nach WLTP dank 67 kWh LFP-Batterie.

Im Test lag der Verbrauch bei etwa 14 kWh pro 100 Kilometer, was eine Reichweite von über 400 Kilometern realistisch macht. Auch beim Laden spielt der Leapmotor in der Spitzenliga. 168 kW Gleichstrom und 11 kW Wechselstrom sorgen für kurze Pausen. Von 30 auf 80 Prozent vergehen kaum 20 Minuten – schneller schaffen das selbst viele Premiumautos nicht.

Sanft statt sportlich

Das Fahrwerk ist deutlich auf Komfort getrimmt. Der B10 gleitet über Bodenschwellen, bügelt Unebenheiten sauber weg und sorgt insgesamt für ein ruhiges, entspanntes Fahrerlebnis. Kurven mag er nicht so sehr – dort neigt er sich deutlich zur Seite und die Lenkung bleibt gefühllos.

Aber das spielt keine Rolle. Der Leapmotor will kein Sportler sein, sondern ein entspannter Gleiter. Und er kann es hervorragend. In der Stadt überzeugt er durch seinen kleinen Wendekreis und sein ruhiges, ruhiges Auftreten. Auf der Landstraße bleibt es stabil und auch auf der Autobahn fühlt es sich souverän an.

Preis-Leistung: kaum zu überbieten

Und damit sind wir bei dem Punkt, der den Leapmotor B10 so interessant macht. Für 29.900 Euro bekommt man ein vollwertiges Elektroauto mit 430 Kilometern Reichweite, großer Batterie, komfortablem Innenraum und ordentlicher Technik. Selbst die Topversion mit allem Drum und Dran kostet nur 33.400 Euro – inklusive Glasdach, 360-Grad-Kamera, Ambientebeleuchtung und allen Assistenten.

Im Vergleich zu herkömmlichen Konkurrenten ist das ein Preisunterschied, der schmerzt. Ein Hyundai Kona Electric mit kleinerer Batterie startet bei knapp 42.000 Euro. Der Peugeot E-3008 kostet rund 48.000 Euro, der Renault Scenic E-Tech rund 41.400 Euro. Alle bieten etwas mehr Markenprestige, aber keiner erreicht das Preis-Leistungs-Verhältnis des Leapmotors.

Abschluss

Der Leapmotor B10 ist kein Blender und kein Billigauto. Es ist ein klug berechneter, gut gemachter Elektro-SUV, der zeigt, wie weit China gekommen ist. Der Komfort ist hoch, die Technik solide, die Reichweite realistisch und der Preis einfach sensationell.

Natürlich gibt es Kritikpunkte: Das Infotainment müsste stabiler sein, die Materialien seien schlichter und der Fahrspaß halte sich in Grenzen. Aber gemessen am Preis bietet der B10 mehr Wert als fast jedes andere Elektroauto auf dem Markt. Es ist der Beweis dafür, dass gutes elektrisches Fahren nicht 50.000 Euro kosten muss. Und es ist ein Weckruf an die Konkurrenz: So sieht bezahlbare Elektromobilität aus.

Den vollständigen Fahrbericht mit allen technischen Details, Ladezeiten und Fahreindrücken können Sie auf InsideEVs.de lesen. Dort finden Sie auch viele Fotos. HIER Gehen Sie direkt zum ausführlichen Test.

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