Vielerorts im Iran fällt seit Wochen kein Regen und die Stauseen führen zu wenig Wasser. Infolgedessen wird 15 Millionen Menschen in der Hauptstadt Teheran nachts das Wasser abgestellt. Könnte das neue Proteste auslösen?
Angesichts der anhaltenden Dürre ergreift die iranische Regierung drastische Maßnahmen und rationiert das Wasser. In der Metropole Teheran soll die Wasserversorgung vorübergehend von Abend auf Morgen abgeschaltet werden.
Energieminister Abbas Aliabadi sagte, der Umzug sei notwendig, damit sich die Speicher wieder füllen könnten. In größeren Wohnanlagen forderten die Behörden die Bewohner auf, Wasser in Badewannen und Behältern aufzufangen. Wie iranische Medien berichten, hat in mehreren Teilen Teherans bereits mit der abendlichen Wasserabschaltung begonnen. Das Speichern von Wasser gehört mittlerweile zum Alltag, insbesondere für die Toilettenspülung.
Auch andernorts im Iran wurden Pläne zur Bewältigung der Wasserknappheit auf den Weg gebracht. Im Nordosten von Maschhad, der zweitgrößten Stadt des Landes, erwägt Vizegouverneur Hassan Hosseini ebenfalls nächtliche Wasserabschaltungen.
Stausee in der Nähe von Shazand im Iran – der Wasserstand ist deutlich niedriger, als er zu dieser Jahreszeit sein sollte.
Stauseen führen deutlich weniger Wasser
Das iranische Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen mehrerer Staudämme, insbesondere in Isfahan im Zentrum des Landes und in Täbris im Nordwesten, wo die Stauseen deutlich weniger Wasser enthielten als in den Vorjahren.
In ganz Iran hat es dieses Jahr zu wenig Regen gegeben. Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Isna hat es in 15 der 31 Provinzen seit Oktober überhaupt keinen Regen mehr gegeben. Besonders betroffen ist Teheran. Nach Angaben des regionalen Wasserversorgers enthält das Hauptwasserreservoir, das die Stadt versorgt, nur Wasser für zwei Wochen.
Präsident spekuliert über Evakuierung Teherans
Der iranische Präsident Massoud Peseschkian warnte diese Woche, dass er bei längerer Trockenheit sogar über eine Evakuierung der Hauptstadt Teheran mit ihren rund 15 Millionen Einwohnern nachdenken werde. Beobachtern zufolge handelt es sich bei einer solchen Evakuierung jedoch um eine rhetorische Ankündigung ohne konkretes Umsetzungspotenzial. Eine Verlagerung der Hauptstadt würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, da sich alle zentralen Behörden und die Arbeitsplätze der Mehrheit der Bevölkerung in Teheran befinden. Ein Umzug wäre daher für die meisten Teheraner kaum möglich.
Kritiker werfen dem islamischen System des Landes vor, in den letzten Jahren nationale Einnahmen in regionale Konflikte investiert zu haben, anstatt sie in die Grundbedürfnisse der eigenen Bevölkerung – etwa alternative Wasserversorgungssysteme – zu investieren. Während die Wasserkrise anhält, mehren sich Spekulationen darüber, dass es landesweite Proteste und soziale Unruhen im Land geben könnte.
