Landtagswahl in Brandenburg: Analyse: SPD weicht stark vom Bundestrend ab

Landtagswahl in Brandenburg: Analyse: SPD weicht stark vom Bundestrend ab

Die Distanzierung des brandenburgischen SPD-Ministerpräsidenten Dietmar Woidke von seiner Bundespartei hat sich nach Ansicht der Wahlforscher deutlich gelohnt. Dort habe es ein starker Regierungschef geschafft, sich „vom Bundestrend abzukoppeln“ und so einen AfD-Sieg zu verhindern, heißt es in der Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zur Landtagswahl. Auf der Skala von +5/-5 hat die Brandenburger SPD SPD Mit einem Wert von 1,3 könne sie sich „deutlich von der schwachen Bundes-SPD mit minus 0,4 Prozent absetzen“. Insgesamt sei aber – wie schon bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen – die Bundespolitik maßgeblich für das Wahlergebnis verantwortlich.

Woidke genießt hohes Ansehen

Einer der Hauptgründe für das gute Abschneiden der SPD in Brandenburg Der wichtigste Faktor ist den Meinungsforschern zufolge die Popularität des amtierenden Ministerpräsidenten. Mit einem Wert von 1,7 (2019: 1,6) hat er an Reputation gewonnen. Zum Vergleich: Bundeskanzler Olaf Scholz hat einen Reputationsfaktor von minus 1,1. Eine Mehrheit (68 Prozent) sagt, Woidke mache einen guten Job, 60 Prozent wünschen sich, dass er weiterhin ihr Ministerpräsident bleibt. Deutlicher Abstand besteht hier zum AfD-Kandidaten Hans-Christoph Berndt, der vom brandenburgischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird: Nur 19 Prozent würden ihn gerne im Amt des Ministerpräsidenten sehen. Auch in Sachen Reputation (minus 1,3) kommt er nicht annähernd an den Amtsinhaber Woidke heran.

Großer Frust wegen Ampel in Berlin

Im Lager der AfD-, CDU- und BSW-Wähler ist der Frust über die Ampelkoalition in Berlin groß. 78 Prozent der Befragten gaben an, sie sähen die Politik der Koalition aus SPD, Grünen und FDP als Grund für die Stärke der AfD in Brandenburg. Aber auch die Union machen die Menschen für diesen Erfolg mitverantwortlich: 64 Prozent sagten, die AfD wäre nicht so stark, wenn die Union auf Bundesebene bessere Politik anbieten würde. Auch der designierte Unionskanzlerkandidat und CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat in Brandenburg mit einem Wert von minus 0,5 ein negatives Image.

SPD schneidet besonders bei Älteren gut ab

Der Analyse zufolge ist die SPD besonders beliebt bei Wählern über 60. Hier ist die Partei Woidke Mit 43 Prozent ist dieser Anteil etwa doppelt so hoch wie bei den unter 30-Jährigen mit 21 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen erhielt die AfD 30 Prozent der Stimmen, die CDU hingegen nur 9 Prozent, schreiben die Meinungsforscher.

Erfolgreiche Themen für AfD und BSW: Flüchtlinge und Russland

Wie in Sachsen und Thüringen sehen auch Wähler in Brandenburg die AfD beim Thema „Flüchtlinge/Asyl“ als kompetent an. Auch hier hat sich die Stimmung im Vergleich zur Wahl 2019 gedreht: 63 Prozent (2019: 35 Prozent) sind der Meinung, Brandenburg könne „die vielen Flüchtlinge nicht bewältigen“. 62 Prozent bezweifeln, dass die Maßnahmen der Bundesregierung dazu führen, dass mehr Flüchtlinge abgewiesen werden.

Der von Sahra Wagenknecht gegründete BSW habe „keine besonderen politischen Stärken“, heißt es. Allerdings sei seine Klientel der Analyse zufolge fast geschlossen für ein geringeres westliches Engagement in der Ukraine. Im Vergleich zu den anderen Parteien glauben BSW-Anhänger weitaus häufiger, dass Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für eine Beendigung des Krieges besonders relevant wären.

Mehr als 30 Prozent wünschen sich AfD-Regierungsbeteiligung

Vorbehalte gibt es in Brandenburg den Meinungsforschern zufolge gegen alle Koalitionsmodelle. 33 Prozent sagten, sie wären für eine Regierungsbeteiligung der AfD. Mehr als die Hälfte wäre aber dagegen (56 Prozent). Insgesamt 58 Prozent sagten, sie sähen in der AfD eine Gefahr für die Demokratie. Einer Regierungsbeteiligung des BSW gegenüber wären die Brandenburger aufgeschlossener: 42 Prozent würden sich der Umfrage zufolge dafür aussprechen, 30 Prozent dagegen.

© dpa-infocom, dpa:240922-930-240194/1

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