Das islamistische Rebellenbündnis in Syrien hat angekündigt, die Macht in der Hauptstadt Damaskus geordnet übernehmen zu wollen. In dieser Nacht drangen die Rebellen in Damaskus ein und erklärten die Befreiung der Stadt vom Diktator Bashar al-Assad. Er soll das Land bereits verlassen haben, berichtet unter anderem die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Staatsarmee verkündete das Ende der mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Herrschaft Assads, wie die Nachrichtenagenturen Reuters und dpa unter Berufung auf Beamte berichteten.
Der Rebellenführer Mohammed al-Jolani schrieb im Onlinedienst Telegram: „Allen Streitkräften in der Stadt Damaskus ist es strengstens untersagt, sich öffentlichen Einrichtungen zu nähern, die bis zu ihrer offiziellen Übergabe unter der Aufsicht des ehemaligen Premierministers bleiben.“ Es sei auch verboten, in die Luft zu schießen, fügte er hinzu. Wahrscheinlich nutzte er seinen richtigen Namen Ahmed al-Sharaa, um sich von seinen früheren Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida zu distanzieren.
Syriens Ministerpräsident will bei der Machtübergabe kooperieren
Syriens derzeitiger Ministerpräsident Mohammed al-Jalali will im Land bleiben und bei einem Machtwechsel kooperieren. „Wir sind bereit, (die Macht) an die gewählte Führung zu übergeben“, sagte Al-Jalali in einer Videobotschaft, die er nach eigenen Angaben in seinem Haus aufgenommen hatte. Über diese Führung muss das Volk entscheiden. „Wir sind bereit, auch mit der Opposition zusammenzuarbeiten.“
Er forderte die Bürger auf, bei der laufenden Entwicklung mitzuwirken und öffentliches Eigentum nicht zu beschädigen. Syrien könnte ein „normaler Staat“ mit freundschaftlichen Beziehungen zu seinen Nachbarn sein. Er selbst hat kein Interesse an einem politischen Amt oder anderen Privilegien. „Wir glauben, dass Syrien allen Syrern gehört.“
Jubelnde Menschen auf der Straße
Im Zentrum von Damaskus Nach Berichten über Assads Flucht brach Jubel aus. Anwohner klatschten auf der Straße und einige wurden gesehen, wie sie beteten, sagten Zeugen. Videos von Bewohnern, die auf einen Panzer klettern und feierliche Gesänge singen, machten in den sozialen Netzwerken die Runde. Videos zufolge gab es in der Nacht auch in der Millionenmetropole Istanbul im benachbarten Türkiye, wo mehr als drei Millionen Syrer leben, Jubelrufe, Gesänge und Feuerwerke.
Die Aufständischen drangen in den Präsidentenpalast ein. Augenzeugen berichteten, dass bewaffnete Kämpfer das Palastgelände betraten und „Gott ist groß“ riefen. Ein Video in den sozialen Medien zeigte einige bewaffnete Männer, die auf ein Eingangstor schossen, an dem vermutlich das Palastgelände beginnt.
Die Aufständischen starteten am frühen Sonntagmorgen ihre Offensive auf Damaskus. Ein dpa-Korrespondent vor Ort berichtete von lauten Explosionen und schwerem Maschinengewehrfeuer. Augenzeugen zufolge verließen Soldaten der Präsidentengarde die Hauptstadt.
Am 27. November brach der 2011 begonnene Bürgerkrieg in Syrien mit der Offensive des islamistischen Bündnisses Hajat Tahrir al-Sham (HTS) plötzlich erneut aus. Innerhalb kurzer Zeit übernahmen die Aufständischen weitgehend kampflos die Kontrolle über viele Orte, darunter Aleppo und Hama. Gleichzeitig rückten verschiedene andere Rebellengruppen von Süden her in Richtung Damaskus vor. Die Rebellen eint das Ziel, Assad stürzen zu wollen.