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Kultband verabschiedet sich nach 20 Jahren und spielt ein besonderes letztes Konzert
Im Jahr 2024 feierte „Revolverheld“ sein 20-jähriges Jubiläum. Nach einer besonderen Arena-Tour will die Band eine Pause einlegen. TAG24 traf Leadsänger Johannes Strate.
Hamburg – Im Jahr 2024 feierte die erfolgreiche deutsche Band „Revolverheld“ ihr 20-jähriges Jubiläum. Im November und Dezember dieses Jahres wird der besondere Geburtstag mit einer großen Arena-Tour abgeschlossen. TAG24 traf sich kurz vor dem Start mit Leadsänger Johannes Strate (45) zum Interview.
„Revolverheld“ feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Anschließend legt die deutschsprachige Kultband eine Pause ein. © Daniel Bockwoldt/dpa
TAG24: Johannes, du feierst „20 Jahre Revolverheld“. Wie fühlt sich so ein Jubiläum an?
John: Irgendwie bizarr, weil es wirklich schnell ging. Ich meine, wir haben über 1000 Konzerte gespielt und viel erlebt, aber irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass es erst 2005 ist und wir im Studio in Hannover sitzen und unsere erste Platte aufnehmen.
TAG24: Im Laufe der Jahre hat sich bei dieser Menge an Konzerten sicherlich eine Community entwickelt, in der man weiß, dass es sich um eine Art sicheren Raum handelt, oder?

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John: Bei unseren Konzerten herrscht immer eine sehr liebevolle, gute Stimmung. Niemand muss sich unsicher oder ängstlich fühlen. Also gibt uns der Security hinterher immer ein High-Five und sagt so: „Hey, völlig arbeitsloser Abend, wunderbar. Ich habe meiner Freundin zwischendurch eine SMS auf WhatsApp geschrieben, denn nach einer halben Stunde habe ich es gemerkt, hier passiert sowieso nichts.“
TAG24: Das ist etwas Besonderes – gerade in Zeiten wie diesen, oder?
John: Ja, absolut. Ich habe immer das Gefühl, dass es dort viele wirklich gute Menschen gibt, die alle mit dem Herzen am rechten Fleck sind. Wir sind definitiv eine Band mit einer Einstellung, und wir sagen immer politische Dinge. Und jeder sieht das ähnlich. Jeder hat eine ähnliche Sicht auf das Weltgeschehen, zum Beispiel auf Gleichberechtigung. Bei uns gibt es keinen Rassismus, keinen Sexismus.
TAG24: Nach eurer Jubiläumstour gönnt ihr als Band eine Pause. Mit dem Gedanken im Hinterkopf: Wie empfinden Sie die Auftritte auf der Jubiläumstournee?
John: Oh, das kann ich jetzt total genießen. Nach 20 Jahren und gefühlten sieben Tagen in der Woche ist es schön, so eine Auszeit zu nehmen. Natürlich freue ich mich jetzt riesig auf die Tour. Ich denke, es werden Leute kommen, die schon ein paar Jahre nicht mehr auf einem Konzert waren. Im Moment bin ich immer noch sehr zufrieden. Aber wenn man mich im Januar fragt, bin ich vielleicht etwas melancholisch (lacht).
TAG24: Wie haben die Fans auf Ihre Ankündigung einer Pause reagiert?
John: Natürlich sind einige von ihnen natürlich traurig. Ich muss so ehrlich sein. Natürlich wird auch viel danach gefragt, wann es weitergeht. Aber ich möchte das jetzt einfach ein wenig offen lassen. Wenn wir jetzt sagen würden, dass wir an diesem Datum weitermachen, dann würde ich sofort wieder unter dem Druck stehen, Songs schreiben und ins Studio gehen zu müssen. Aber wir mögen uns alle immer noch sehr und machen gerne gemeinsam Musik. Ich denke, irgendwann werden wir einfach wieder Lust darauf haben. Ich kann nur noch nicht sagen, wann.
Band tourte durch China: „Ich habe keine Ahnung, warum“

Gemeinsam mit seiner Band „Revolverheld“ trat Johannes Strate (45) bereits vor Hunderttausenden am Brandenburger Tor auf. © Jörg Carstensen/dpa
TAG24: Was waren Ihre persönlichen Highlights auf dieser musikalischen Reise?
John: Wir haben über 1000 Konzerte gespielt. Natürlich gab es dort die skurrilsten Dinge. Am Anfang gab es in manchen Jugendzentren einen Auftritt vor null Leuten, dann aber auch „Rock am Ring“ vor, ich weiß nicht, wie vielen Tausenden.
Wir haben auch zwei, drei Mal am Brandenburger Tor gespielt. Zur Europameisterschaft 2008 oder zum Tag der Deutschen Einheit. Dann spielten wir eine Tour durch China, was auch ziemlich skurril war. Ich habe keine Ahnung, warum sie uns eingeladen haben (lacht).

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Und seit unserem Lied „Ich lasse das Licht an für dich“ gab es auf einem Konzert natürlich auch schon den ein oder anderen Heiratsantrag. Dann haben uns Fans vor vermutlich 17 Jahren einen extrem langen Fanbrief geschrieben. Es war etwa acht Meter lang. Einfach geil. Wir haben es noch irgendwo in unserem Proberaumlager.
Es gab auch berührende Dinge. Die Leute hatten Krankheiten und haben dann viel unsere Musik gehört, sind irgendwie durchgekommen und haben das damit in Verbindung gebracht.
TAG24: Du hast deine Fans mit deiner Musik sicherlich durch verschiedene Lebensphasen begleitet, oder?
John: Ja, ich habe schon einmal von Scheidung gehört. Und sie sang immer sehr laut „Fuck Stay Friends“, um von ihrem beschissenen Ex wegzukommen.
TAG24: Was erhoffen Sie sich von Ihrer Auszeit?
John: Ich bin eigentlich immer ein Typ, der viel plant, tut und tut. Und nächstes Jahr werde ich versuchen, einfach willkürlich zu sein. Ich habe auf jeden Fall ein bisschen Respekt davor. Aber ich bereite es derzeit sehr gut mit meinem Trainer vor und hoffe, dass es nächstes Jahr klappt. Und hey, Langeweile ist auch eine gute Sache. Es kommen auf jeden Fall neue Dinge dabei heraus. Und dann schaue ich mal, wo ich nächstes Jahr bin und was willst du eigentlich machen?
Besonderes Geschenk für Fans der ersten Stunde

Die Band möchte ihre Jubiläumstournee mit einem besonderen Privatkonzert bei einem Fan zu Hause abschließen. © Annette Riedl/dpa
Als kleine Freude für die Fans hat sich die Kultband zu Ehren des 20-jährigen Bestehens etwas Besonderes einfallen lassen.
„Wir haben viele alte Songs in neuem Gewand aufgenommen. (…) Und dabei sind tatsächlich sehr ungewöhnliche Versionen herausgekommen, die wir auf einer Jubiläumsbox zusammengestellt haben“, erklärte Strate.
Es sei eine Box mit einem Fotobuch, grünem Vinyl und einer Demo-CD, „mit Liedern oder Ideen, die eigentlich niemand hören sollte“, lachte er.
Aber das Wichtigste für Strate: der Wettbewerb, der den Käufern ein einzigartiges Geschenk machen könnte. „Das aller, allerletzte Konzert bei uns zu Hause könnt ihr gewinnen“, freute sich der Leadsänger. Der Band fehlt in ihrer 20-jährigen Geschichte immer noch ein Hauskonzert.
Eines ihrer letzten offiziellen Konzerte wird die Band am 21. November in der Barclays Arena in Hamburg spielen. Informationen und Tickets gibt es unter Band-Website.
